Wir stehen nebeneinander. Ich stehe rechts von dir, eine Stelle, die ich mir ausgesucht habe. Alles um mich herum nehme ich wahr, aber nur weniges ist scharf. Ich glaube es muss auch nicht mehr sein, denn das wichtigste ist für mich klar zu erkennen. Gleichzeitig weiß ich aber nicht, ob du es siehst, ja ob du dir meiner Gegenwart bewusst bist, geschweige denn fähig bist irgendetwas zu erkennen. So kann ich nicht mehr tun, als die Hoffnung in mir zu schüren und mit der mir selbst auferlegten Aufgabe fortzufahren. Gemeinsam blicken wir auf einen Stein, der große Ähnlichkeit mit dir hat, aber doch nicht du bist. Was es ist wurde mir klar, als ich bemerkt habe dass du, scheinbar ohne ihn wirklich zu sehen, wie gebannt den Stein anstarrst. Doch beide tuen wir vielmehr als bloß dazustehen. Wir sind wie Steinmetze, du mit einem großen Hammer, ich mit Raspel und Feile. Du schlägst große hässliche Stücke aus dem Stein, während ich nie mehr als eine Fingerspitze abtrage, um das was sich in dem Stein verbirgt nichteinmal anzukratzen. Was jedoch meine Aufmerksamkeit immer wieder aufs neue bannt ist, dass trotz deiner wuchtigen Schläge mit völligem Widerspruch hin und wieder neue Steinbrocken hinzukommen. Ein Umstand der zwar auch bei mir vorkommt, jedoch weitaus seltener. Und doch gelingt es mir immer wieder einen flüchtigen Block auf das zu werfen, was der Stein zu verstecken versucht. Es kommt mir vor wie ein helles schimmern, doch von anderen, denen ich hier und dort begegne habe ich gelernt, dass jeder Stein für jeden anders aussieht. Nur in einem stimmen wir alle überein. Der Stein selbst mag auch für jeden anders aussehen, wir alle sehen dennoch, dass er nicht mehr als ein Film, ein Schein ist, der auch mit allen Mühen niemals wirklich real zu sein vermag. Ich weiß nicht ob du mich siehst, aber ich und viele andere sind da.


© mACHILIAS


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Beschreibung des Autors zu "Dein Stein"

Eine Nachricht an eine Freundin, die sich von niemandem helfen lässt und ihre eigenen Fähigkeiten unter den Scheffel stellt.

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