1.

Ich tat es zum ersten Mal. Ich hatte Angst, etwas falsch zu machen. Es war stockdunkel und ich wusste nicht einmal, ob meine Mutter schon in meinem Zimmer war. Wie sollte ich es anstellen?
Doch dann hörte ich, wie sich die Tür öffnete, ganz langsam. Meine Mutter kam mit leisen Schritten in mein Zimmer. Das Licht aus dem Flur ließ es ein wenig heller werden. „Makena? Alles in Ordnung?“
Sie hat mich also gehört. Bevor ich mit diesem schweren Ding in den Schrank geklettert bin, hatte ich nach ihr gerufen. Bestimmt dachte sie, meine angeblichen Depressionen hätten wieder zugeschlagen.
„Makena, du brauchst dich nicht verstecken. Komm her, ich bin ja da.“
Warum hab ich denn eben noch daran gezweifelt? Es war doch ganz einfach, ich musste es nur schaffen, dieses schwere Ding hochzuschwingen.
„Na komm, du brauchst doch keine Angst mehr haben, steh auf... Makena? Wo bist du?“
„Ich bin hier drüben, Mutter.“
Meine Mutter, die mich eben noch unter der Bettdecke gesucht hat, drehte sich um. Als sie sah, was ich vorhatte, starrte sie nicht mehr in mein Gesicht, sondern nur noch auf die große, schwere Axt in meinen Händen. Ich las ihr die Angst aus den Augen ab. Urplötzlich wurde sie blass und fing an zu zittern. Sie wollte noch irgendetwas sagen, aber es war zu spät. Ich schwang die Axt, die ich über meinem Kopf hielt, genau auf sie hinab. Es war schon fast ein bisschen schade, dass ihre schönen blonden Locken gleich ganz dreckig wurden. Mit voller Wucht wurde die Axt von mir in den Kopf meiner Mutter geschlagen. Es knackte laut. Blut spritzte mir ins Gesicht und auf mein Nachthemd. Meine schönen braunen Haare, voller Blut! Dafür wirst du bezahlen, dachte ich mir. Ich versuchte, die schwere Axt aus dem Schädel zu heben. Es kostete mich viel Kraft, aber ich schaffte es und kurz darauf hatte ich sie wieder in den kaputten Schädel meiner leblosen Mutter geschlagen. Es knackste wieder ganz laut. Fast hatte ich Angst, dass mein Vater von diesem Geräusch wach wurde. Noch mehr Blut spritze auf mich. Das Bettlaken verfärbte sich rot. Rot war meine Lieblingsfarbe. Immer wieder schlug ich auf den Kopf der Frau ein, ich sah schon das zerhackte Gehrin von ihr herausquirlen. Ich machte so lange weiter, bis ich keine Kraft mehr hatte. Mir rutschte die Axt aus meinen Händen, die voller Blut waren und kniete mich neben das Bett auf den Boden. Ich sah auf die leblose Frau herauf, die auf meinem Bett lag. Sie war voller Blut und ihr Gesicht war gar nicht mehr zu erkennen, so hatte ich ihren Kopf zertrümmert. Die Zimmerecke sah so aus, als hätte es hier einen Massenmord gegeben.
Es hatte mir komischerweise Spaß gemacht, meiner Mutter eine Lektion zu erteilen. Nun hatte sie wohl genau so gelitten, wie ihr Mann, zumindest ihr dreckiger Körper. „Das hast du verdient, du dreckige Schlampe.“
Ich nahm die Axt und schlug damit das Fentser auf der anderen Seite meines Zimmer ein. Dann ging ich wieder zu der Frau und schlug die Axt noch einmal so fest in ihren Rücken, wie ich konnte. Dabei spritzte noch mehr Blut in mein Gesicht. Dies vermischte sich mit den Tränen, die mir die Wangen hinunter liefen.
Ich musste so aussehen, als würde ich wegen meiner Mutter weinen. Zum Glück waren meine Schauspielkünste so gut, dass ich auf der Stelle heulen konnte. Ich zog die Handschuhe aus und versteckte sie in meiner Tasche, die ich später nach unten in den Flur tat, bevor die Polizei oder sonst wer ihn durchsuchte. Dann setzte ich mich in den offenen Schrank und fing laut an zu winseln, so lange, bis mein Vater reinkam und vor Schock fast umgekippt wäre.
„Makena! Was zu Teufel ist hier passiert?!“
„Ein... ein Mann war hier und... und hat Mum umgebracht!“
„Oh mein Gott..“
Er rannte schnell aus dem Zimmer und kam kurz darauf mit dem Haustelefon zurück. Er nahm mich in den Arm und ich vergrub mein Gesicht in seine Schulter und tat weiter so, als würde ich weinen, während er die Polizei anrief. Du, mein Vater, wirst auch bald sterben.

„FRAU MIT AXT BRUTAL ERMORDET
In der vergangenen Nacht wurde in Philladelphia in einem Ein-Familien-Haus eingebrochen, die Frau Lucy A. wurde getötet, Tochter musste alles mit ansehen. Laut der Polizei wurde der Frau mit einer Axt mehrmals in den Kopf geschlagen, einmal in den Rücken. Der Täter ist vermutlich durch das Fenster ins Kinderzimmer eingedrungen und wieder geflohen. Es spielte sich nachts um 2:00 Uhr im Zimmer der Tochter ab, als die Mutter nach dem Mädchen sehen wollte. Der Aussage der 17jährigen Makena J. zufolge hatte der Mann, 30-40 Jahre, eine schwarze Mütze und einen schwarzen Mantel an. Ihr Vater und sie machen eine Therapie, um den schweren Schlag zu verarbeiten. Zeugen melden sich bitte schnellstmöglich bei der Polizei.“

Was für Idioten die meisten Menschen doch waren. Sie kauften mir wirklich diese lächerliche Geschichte ab. Wie dumm.
Aber umso besser für mich. Mein Vater war zu dumm, um zu merken, dass er von seiner Ehefrau betrogen wurde. Aber ich habe alles mitbekommen. Während er in der Arbeit war, kam sie mit ihrem schmierigen Lover nach Hause, um es mit ihm in der Küche zu treiben. Glaubte sie, ich würde es nicht merken? Sie nicht hören? Ich konnte nicht zulassen, dass sie weiter damit machen würde, ich musste das beenden. Doch nun wurde es auch für meinen Vater Zeit. Er war immer nett und freundlich. Aber insgeheim vertickte er Drogen. Während meine Mutter mit ihrem Lover rummachte, traf sich mein Vater mit irgendwelchen Drogenjunkies und machte mit ihnen Geschäfte. Ich hatte die kleine Grasplantage im Keller ganz zufällig gesehen, als ich nach Spinnen für ein Biologie-Projekt suchte.
Ich wusste, dass es falsch war, mit Drogen zu handeln. Und ich konnte nicht zulassen, dass er unbemerkt böse Sachen tat. Deswegen musste ich auch ihm eine kleine Lektion erteilen. Ich hatte Spaß, meine Mutter in die Hölle zu bringen, also würde es mit meinem Vater nur noch mehr Spaß machen! Die Frage war nur, wie ich das anstellen würde.

„Ich will nicht! Ich will nicht zu so einer dämlichen Therapie gehen! Ich brauch das nicht.“
„Makena, ich weiß, dass du ein starkes Mädchen bist, aber du bist auch noch sehr jung. Ich weiß nicht, ob du wirklich mit diesem Schicksal umgehen kannst..“
„Ich kann! Sie ist nicht mal meine richtige Mutter! Ich kannte sie ein halbes Jahr, so sehr ist sie mir nicht ans Herz gewachsen.“
„Aber Makena...“
„...Tut mir Leid. So hätte ich es nicht sagen sollen. Aber es ist nun mal so. Dieser grausame, ekelige Anblick, wie sie da lag. Überall das ganze Blut und die Innereien aus ihrem Kopf...“
„Makena, bitte!“
„Sorry... Es war schon ein großer Schock, aber ich kann damit umgehen! Ich habe meine Schwester aus der alten Familie auch sterben sehen.“
„Das war etwas anderes. Sie ist an Krebs gestorben. Lucy wurde von einem Mann grausam umgebracht!“
„Papa, lass mich jetzt in Ruhe. Ich gehe nicht zu dieser verdammten Therapie. Du kannst ja machen was du willst.“
So verschwand ich ohne ein weiteres Wort in meinem Zimmer und schloss es ab. Auch von meinem Vater kam nichts mehr. Ich hörte, wie seine Schritte leiser wurden und letztendlich verstummten.
Jetzt konnte ich mir meinen perfekten Plan ausdenken.


© Debakelchen


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Beschreibung des Autors zu "Wenn dich der Teufel regiert #1"

Sorry, dass es im ersten Kapitel gleich so zugeht. Ich sag mal so, später wird es nicht mehr ganz so krass. :)Und entschuldige für mögliche Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler.

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Kommentare zu "Wenn dich der Teufel regiert #1"

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: Drachenblut   Datum: 20.07.2014 23:54 Uhr

Kommentar: Noch vor ein paar Jahren hätte ich solche geschichten förmlich verschlungen es erinnert mich an ein spiel das ich mal gespielt hatte Lucius hies es glaub ich.

Aber wenn man dann mit dem tot konfronntiert wird dann hast man diese art von geschichten.

Ich bin mir sicher das es eine großartige geschichte wird aber ich hab nach der hälfte aufgehört weil ich es eonfach nicht mehr aushalte wenn man so mit dem tot umgeht.
Zwar bist das nicht du sondern deine Charakterin und du kannst dich wunderbar in ihre Psyche hineiversetzen das bewundere ich aber ich kanns einfach nicht lesen tut mir leid.

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: Debakelchen   Datum: 21.07.2014 0:21 Uhr

Kommentar: @Drachenblut
Ist schon in Ordnung, dennoch danke, dass du es zur Hälfte gelesen hast.

Das Spiel Lucius kenne ich übrigens und es ist eines der besten Spiele, die ich kenne.

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: Drachenblut   Datum: 21.07.2014 0:26 Uhr

Kommentar: Ich hab es leider nie zu ende gespielt und werde es auch nicht mehr tun vielleicht irgendwan wen ich all das verkraftet hab.

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: Debakelchen   Datum: 21.07.2014 0:33 Uhr

Kommentar: @Drachenblut Ich weiß zwar nichts genaues, aber dennoch viel Glück.

@Dauerlala Du hast recht, das ist ein großer Logikfehler. Aber naja, das ist einer 15jährigen aus dem Kopf gekommen. Bitte verzeih. ^.^

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: Drachenblut   Datum: 21.07.2014 0:41 Uhr

Kommentar: Meine kleine Schwester ist letztes Jahr gestorben steht auch auf meinem profil

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: Debakelchen   Datum: 21.07.2014 0:51 Uhr

Kommentar: @Drachenblut Oh, tut mir leid. So kann ich kann natürlich vollkommen verstehen, dass du meine Geschichte nicht liest. Mein Beileid.

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: Drachenblut   Datum: 21.07.2014 0:53 Uhr

Kommentar: Konntest du ja nicht wissen.

Und Danke.

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: axel c. englert   Datum: 21.07.2014 3:47 Uhr

Kommentar: Hallo!

Mein Sujet ist die Geschichte eigentlich zwar nicht, aber sie erscheint
psychologisch gut beleuchtet und in stilistischer Hinsicht stark umgesetzt.

Dass es da etwas härter zur Sache geht, liegt quasi in der Natur begründet – verglichen mit dem realen Horror in der „Tagesschau“ präsentiert sich die Story als die reinste Nerven - Erholung!

(Um dem ewigen Krimi – Glassscherben - Problem zu entgehen: Das Fenster
WAR (angeblich) geöffnet (Lüften) – auf diese Weise konnte sich der
imaginäre Täter Zutritt verschaffen…)


LG Axel

Re: Wenn dich der Teufel regiert #1

Autor: Debakelchen   Datum: 21.07.2014 14:18 Uhr

Kommentar: @Axel C. Vielen Dank für dein Kommentar.
Ich selber bin mit den ersten Kapiteln nicht ganz zufrieden, aber naja.
Und das mit dem Fenster hab ich mir auch schon so überlegt, dennoch werde ich es wahrscheinlich einfach so lassen.

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