Schneeflocke Lilly

Über den Wolken, herrscht wie jedes Jahr große Aufregung, die Vorbereitungen zum Weih-nachtsfest sind im vollen Gange. Unzählige glitzernde Sternchen machen sich bereit auf die abenteuerliche Reise zu den Menschen auf der Erde.
Eine kann es kaum erwarten, es ist Lilly, denn ihr größter Wunsch ist es bei der Landung nicht irgendwo anzukommen, nein es soll direkt die Nasenspitze vom Weihnachtsmann sein, man sagt, wem das gelingt der darf im nächsten Jahr mit dem hübschesten Flöckchenkleid wieder fliegen. Nur die besten und schönsten Schneeflocken erhalten die Möglichkeit am Heilig Abend auf den Weg zur Erde gesendet zu werden. Die anderen werden schon Tage vorher losgeschickt, oder bekommen danach ihre Chance. Alle möchten dafür besonders toll aussehen, jede Einzelne Flocke erhält, sozusagen, im Flug ein maßgeschneidertes Kleidchen auf den Leib geschnitten. Lilly wollte beim Start natürlich die erste sein und wollte deshalb die ganze Nacht wach bleiben. Den Startschuss hörte sie im Halbschlaf und als sie träumte sie wäre bereits unterwegs, zerplatzte der Traum wie eine Seifenblase. Als sie wach wurde traute sie ihren Augen nicht, niemand war mehr da. Ganz allein überlegte sie wie sie noch rechtzei-tig ihr Ziel erreichen könnte. Dies war heute und jetzt die größte Chance ihres Lebens. Zum Glück war die alte Schneeschleuder, die alles bei Frost in Eiskristalle verwandelt, noch funk-tionstüchtig. Kurzer Hand nahm Lilly Anlauf und ließ sich von dem fast verrotteten Ding in Richtung Erde schicken. Nun ging die Reise richtig los, endlich dachte sie, als sie plötzlich, das wie von Geisterhand gefertigte wunderschöne, glitzernde Kleidchen an sich spürte. Eine so bezaubernde Schneeflocke hatte es noch nie gegeben. Viele Gefahren musste Lilly aber noch überstehen. Orkanartige Stürme und wechselnde Temperaturen machten ihr zu schaffen, so dass sie aufpassen musste ihren kühlen und schützenden Umhang nicht zu verlieren. Große Hagelkörner beschossen ihren zierlichen Körper. Kraftlos ließ sie sich treiben. Wie durch ein Wunder überstand sie die Angriffe unverletzt. Die Fahrt ging rasant weiter, die Dunkelheit brach langsam an, man konnte schon die Lichter rings um die Dorfkirche erkennen. Aber wo ist der Weihnachtsmann? Sollten all die Anstrengungen umsonst gewesen sein? Bald würde die Zeit knapp werden. In weiter Ferne, vor einem mit bunten Lichtern prachtvoll geschmück-tem Haus war leises Glockengeläut zu vernehmen. Ein sanfter Hauch ließ sie durch die kühle Luft schweben. Sie landete auf einem tiefverschneiten Fenstersims. Eisblumen verzierten das fast zugefrorene Fenster. Drinnen flackerte das Kerzenlicht, der Duft von Apfelsinen, Man-deln und Krokant umstreichelte ihre Nase. Ein alter Mann im roten Mantel mit seinem weißen Rauschebart war das untrügliche Zeichen, dass der Weihnachtsmann soeben mit der Besche-rung beschäftigt war. Nie zuvor hatte sie so große leuchtende Kinderaugen gesehen. Ein klei-ner Junge mit roten Wangen trug gerade aufgeregt sein Weihnachtsgedicht vor, vorsichtig nahm er dafür ein riesiges verpacktes Geschenk entgegen. Der Weihnachtsmann sprach ein paar Worte in sein Ohr, wobei sich beide noch einmal kurz zuzwinkerten. Behäbig verließ er dann das Haus, die Rentiere warteten schon ungeduldig auf ihn. Lilly war froh dem Weih-nachtsmann so nah gekommen zu sein, dass es jemanden gibt der so viele Menschen glücklich machen kann war einfach fantastisch. ?Hallo, lieber Weihnachtsmann? rief Lilly wie verstei-nert, als er sich umdrehte und zu ihr kam.? Ja meine kleine Flocke?, brummte er, ? in meinem langen Leben habe ich schon so vielen Kindern mit meinen Geschenken Freude gebracht, aber glaube mir, jede einzelne kleine Schneeflocke, wie du es bist, ist genauso wichtig wie ich, denn was ist die Weihnachtszeit ohne Schnee?. Stolz, dieses Lob von ihm bekommen zu haben verabschiedeten sich beide von einander. Das was sie heute erlebt hat, ist mehr wert als eine Landung auf der Nasenspitze und Lilly freute sich wie eine Schneekönigin auf das nächs-te Weihnachtsfest.
Frohe Weihnacht
eure Lilly


© Märchenerzähler


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