Die Berufswahl war für mich wirklich nicht leicht. Ich hatte diese ständigen Geschichten meiner Eltern im Kopf, wie schrecklich das Arbeitsleben sei und dass ich ja froh sein soll, dass ich damit noch nichts zu tun hätte, sondern noch zur Schule ginge. Ich hasste es. Und als das Berufsleben näher rückte, hatte ich kein Interesse mich irgendwie zu engagieren. Wieso sollte ich mir denn auch einen Job suchen, den ich gar nicht machen wollte. Meine Eltern hatten es ja offenbar auch in ihrer gesamten Karrierelaufbahn nicht geschafft etwas zu finden, was sie glücklich machen würde. Das war so deprimierend, dass ich es gar nicht erst versuchen wollte.

Aber irgendwie musste man ja seinen Lebensunterhalt verdienen. Also bewarb ich mich eben auf die Ausbildungen, die mir möglichst viel Geld boten. Informationstechnik klang mit dem überdurchschnittlichen Gehalt wirklich gut und als Frau war man dort sowieso gern genommen, da die Branche total männlich dominiert war. Da bin ich am Ende auch gelandet. Aber ehrlich gesagt hat mich das Berufsfeld überhaupt nie interessiert. Ich hatte auch keine besonderen Kenntnisse in dem Bereich.

So arbeitete ich einige Jahre lang in dem Beruf und tat es meinen Eltern gleich.
Ich beschwerte mich ständig darüber, dass ich Dinge zu tun hatte, die eben zum Beruf gehörten. Irgendwann lernte ich allerdings Leute kennen, die ihren Beruf tatsächlich mochten und das verwirrte mich wirklich.

Meine Weltanschauung drehte sich um 180 Grad. Es gab also tatsächlich Menschen, die das liebten, was sie taten? Und die das nicht nur vorgaben. Ich konnte mir das kaum vorstellen.

"Gibt es denn nichts was du gern tust? Hast du kein Hobby oder etwas ähnliches? Man kann mit fast allem Geld verdienen."

Ich musste wirklich lange nachdenken, aber da war nichts. Ich hatte wirklich nichts, was ich gern tat. Und auch meine Eltern nicht. Wenn ich so darüber nachdachte, war das ziemlich traurig.


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Kommentare zu "Berufsleben"

Re: Berufsleben

Autor: Michael Dierl   Datum: 13.03.2023 6:51 Uhr

Kommentar: Stolz ist der Antrieb der den Menschen über seine Grenzen gehen läßt. Stolz auf sich selbst etwas zu können. Nicht nur die Sprache die man spricht, das kommt von alleine oder hat schon jemand sich des sprechens verweigert. Ich kenne da niemand! Also, weitermachen mit dem was man nicht kennt, was neugier macht weil es fremd ist so wie die Sprache zu Anfangs auch. Nur diese gab man uns einfach so - mit. Das andere MUSS man sich erarbeiten das fliegt einem nicht so zu aber man hat die Vorraussetzungen dazu - die Sprache die einem das Schloß knackt um neugierig in die Truhe zu schauen was sich darin so alles befindet. Ausprobieren und das so viel als möglich um das zu finden was einem Spass machen könnte. Zumindest die nächste Zeit und die übernächste Zeit - vielleicht was anderes ausprobieren - solange man wissbegierig ist entwickelt man sich weiter bis man es vielleicht satt hat und das auch ist denn Pause braucht der Mensch mal auch. Die Lust auf neues kommt dann immer wieder - aber dann vielleicht wieder auf etwas anderes was man noch nicht kennt. Auch scheitern ist normal. Es liegt einem eben nicht alles. Was geht und was nicht so gut geht bekommt man schnell heraus. Man macht dann das was leicht geht, was einem irgendwie erfüllt woran man Spass hat, wenn auch nur ein wenig. Den großen Spaß - was soll das sein! Ja, mal beamen. Auf einen anderen Planeten fliegen - ODER - mal in einem Heißluftballon so richtig fliegen oder mal wirklich wie ein Vogel in einem Wing Suite - VIELLEICHT??? Die Welt bietet mehr als noch vor 50 Jahren. Irgendwie wird man sein Ding finden früher oder auch später. Das kommt von ganz alleine! Viel Spass beim Ausprobieren!

lg Michael

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