"Ich weiß nicht, ob ich die Nacht durchhalte."

Das ist die Nachricht die um zwei Uhr mein Handy aufleuchten lässt. In mir schrillen alle Alarmglocken. Ich will dir helfen, aber du bist ungefähr 6 Stunden mit dem Auto entfernt und ich habe weder Geld, noch einen Führerschein. Zu Fuß dauert es zu lange, dann komme ich zu spät. Und mit dem Fahrrad auch. Außerdem bin ich 14, ich müsste mich also rausschleichen.

Trotz allem packe ich so schnell es geht eine Tasche. Nur für den Fall. Ich schreibe dir einige Nachrichten. Dass ich dich liebe, auch wenn wir uns noch nie getroffen haben. Dass ich für dich da sein kann und dass du ein gutes Leben verdient hast. Dass ich alles für dich tun würde und ob ich kommen soll. Aber du antwortest mir nicht. Ich schicke dir immer wieder besorgte Nachrichten. Will herausfinden ob es dir gut geht.

Du meldest dich etwa eine dreiviertel Stunde nicht. Ich werde wahnsinnig und stehe schon abfahrbereit an meiner Zimmertür als mein Handy endlich wieder vibriert.
"Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet hab. Du hast dir sicher Sorgen gemacht. Ein Freund ist bei mir. Es geht mir etwas besser."
Mir fällt ein riesengroßer Stein vom Herzen, auch wenn ich mich ärgere, dass nicht einmal eine kurze Nachricht drin war, damit ich nicht denke du bist schon fort.
Ich schreibe dir, dass ich erleichtert bin, aber meine Tasche packe ich nicht aus. Ich ziehe mich auch nicht mehr um. Denn auch wenn nun jemand bei dir ist, ich bin hier, wenn du mich brauchst. Und ich werde irgendwie zu dir kommen, sollte es nötig sein.

Es ist mittlerweile fast fünf Uhr morgens und ich kann meine Augen kaum noch offen halten. Und dann nicke ich ein. Um sieben Uhr klingelt mein Wecker. Ich muss ja heute zur Schule gehen. Ich sehe auf mein Handy und erschrecke, als ich 6 verpasste Anrufe und 70 neue Nachrichten sehe.

Du hast mir geschrieben. Da war nie ein Kumpel, du wolltest mich nur beruhigen und du hältst die Nacht wohl doch nicht aus. Mir sackt das Herz in die Hose.

Auf meinem Anrufbeantworter ist eine Nachricht. Als ich sie mir anhöre, höre ich nicht deine Stimme. Und was sie sagt bricht mir das Herz.


© Menschenblind


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