Die guten Könige und der gute Kaufmann

© Alf Glocker

Es waren einmal, in einem schönen Land, ein guter König und ein guter Kaufmann. Neben dem einen guten König residierte, in einem anderen schönen Land, noch ein anderer guter König und daneben, in noch einem Land ein weiterer guter König. Es gab einige gute Könige, aber nur einen guten Kaufmann. Er war der beste aller Kaufleute überhaupt und er liebte alle Könige gleichermaßen! Deshalb kamen sie auch mit ihren Sorgen zu ihm…

Alle guten Könige machten sich hauptsächlich Sorgen um ihre schönen Länder und alle fanden, daß ihre schönen Länder viel zu klein waren. Darüber wurden sie sehr traurig! Sie weinten viele Tage und Nächte durch, denn es fehlte ihnen an Waffen und Munition um ihren schönen Länder zu vergrößern, denn alle dachten, daß schöne Länder allein schon dadurch schöner würden, wenn sie sich vergrößerten. Was war daran auszusetzen?!

Der gute Kaufmann hatte ein weiches Herz und da er alle Könige gleichermaßen liebte, beschloss er auch allen gleichermaßen zu helfen! Er gab jedem das seinige und Gott ebenfalls. Denn diesen liebte der Kaufmann genauso wie die vielen Könige! Er flehte zu seinem Gott, er möge ihn reich und reicher machen, damit ihm eines Tages die ganze Welt untertan werden würde. Dadurch solle sie dann auch erheblich besser werden, versprach er seinem Gott.

Weil aber die guten Könige auch an ihren Gott glaubten – der übrigens ein Verwandter des Gottes des Kaufmanns war – versprachen auch sie ihrem Gott, daß die Welt sehr viel besser würde, sobald sie (jeder von ihnen) die Welt allein beherrschte. Und Gott glaubte ihnen…er hatte nichts dagegen einzuwenden. Dehalb starrten die schönen Länder der guten Könige bald vor Waffen, die sie, dank des guten Kaufmanns einkaufen konnten.

Bald aber stand die Erde in Flammen! Von überall her zogen die braven Bürger für ihre Könige, „für Gott und Vaterland“, in den Krieg, den der gute Kaufmann finanziert hatte…und Gott segnete bald Sieger und Verlierer, durch den guten Kaufmann, mit einer Menge Geld. Die einen bekamen es durch Raub und Mord an den Verlierern und die anderen, die Verlierer, brauchten es um ihre Länder wieder aufzubauen und neu zu bewaffnen.

Weil aber der gute Kaufmann immer noch alle Könige gleichermaßen liebte, stellte er alle Mittel dafür bereit. Dabei vergrößerte sich sein Reichtum derart immens, daß er nach ein paar Kriegen und Wiederaufbauphasen, reicher und mächtiger geworden war als alle Könige zusammen. Das wiederum erfreute ihn und seinen Gott, der ein Verwandter des Gottes der Könige war, so sehr, daß er nun daran gehen wollte die Welt in seinem Sinne zu verbessern.

Nachdem die braven Bürger stets für ihre guten Könige in den Krieg gezogen waren, dachte der gute Kaufmann, sollten sie nun ausschließlich für ihn in den Krieg ziehen. Es sollte ausschließlich ein Krieg an der Arbeitsfront werden, wo zahlreiche Aufgaben für die braven Bürger zur Verfügung standen. In Zukunft sollten sie lauter friedliche Tätigkeiten verrichten, sich sittsam fortpflanzen, ebenso wenig aufbegehren wie früher und endlich zufrieden sein.

Dies jedoch schien den braven Bürgern zu langweilig zu sein Sie begehrten auf, verlangten nach mehr Rechten und sie akzeptierten die neuen Gesetze der Marktwirtschaft nicht. Der gute Kaufmann hatte zwar immer die geeignetsten Leute für Regierungszwecke ausgesucht, die er reichlich belohnte (bestach), damit sie in seinem Sinne tätig wurden – aber das nütze leider alles nichts. Die braven Bürger waren böse geworden!

Sie hatten über lange Zeiträume miterlebt wie viel ein König oder ein Kaufmann aus seinem Leben machen konnte und wie wenig sie selbst…und dabei hatten sie Gott vergessen! Sie gaben sich nicht mehr haltlos allem hin was der ihnen durch den König befahl, sie pflanzten sich nicht mehr wie von Oben gewünscht fort und so nahmen die Arbeitskräfte drastisch überall dort ab, wo der gute Kaufmann mit Hilfe der guten Könige regierte.

Darüber waren der gute Kaufmann und sein Gott, der Verwandte des Gottes der guten Könige, so traurig, daß sie Tage und Nächte durchweinten…solange bis Gott sie erhörte und ihnen eine gute Idee eingab: Das böse Volk muss weg! Darüber waren der Kaufmann und seine (bestochenen) Könige sehr erfreut und sie glaubten wieder neu an ihre verwandten Götter, die eigentlich ein und derselbe waren. Und sie wandten sich vorbehaltlos der neuen Idee zu.

Mit vereinten Kräften unterdrückten sie alle Bedenken der bösen Bürger und holten massenweise Wesen in ihre schönen Länder die gerne für sie arbeiten sollten, weil in den ihren die bittere Armut unumschränkt herrschte…neben einem bitteren Gott, der ein entfernter Verwandter des Gottes des Kaufmanns und ein noch entfernterer Verwandter des Gottes der Könige war. Diese Wesen, die in den schönen Ländern als seltsam empfunden wurden, freuten sich sehr.

Sie benahmen sich wie die Axt im Walde…im Interesse des guten Kaufmanns und der guten Könige, die im Interesse des Kaufmanns herrschten: Sie saugten die schönen Länder fürchterlich aus, aber sie sorgten auch dafür, daß die dortigen (bösen) Bürger immer weniger wurden. Das war gut! Bald würde alles nach dem Willen SEINES Gottes funktionieren dachte der gute Kaufmann, denn bald würde er ganz alleine die Welt beherrschen.

Alle Menschen würden Arbeit und Brot haben, alle würden sich von ihm einsetzen lassen wo immer er sie brauchte und alle würden sich genau dann und genau so oft, oder so selten fortpflanzen wie er bestimmte. „Der Markt bestimmt die Nachfrage“, so sagte er sich – und die Zeit schien ihm recht zu geben. Plötzlich gab es keine Kriege mehr, denn was ein Krieg sei und was nicht bestimmte der Kaufmann selbst…

Da aber kamen das Kasperle, der Seppl, und das Krokodil, samt der Gretl und holten den Beelzebub aus der Büchse der Pandora, damit er einmal alles lustig höllisch durcheinanderwirbelte. Der ließ sich nicht lange lumpen: Er kehrte das Unterste zu oberst, er erinnerte das neue Volk an dessen alten Gott, der eben nur ein entfernter Verwandter des Gottes des Kaufmanns und ein noch entfernterer Verwandter des Gottes der Könige war…

Und er machte alle Menschen zu Lumpen! Nachdem es nun jedoch auf der Erde nur noch Lumpen gab, ließen sich die auch leicht in Brand setzen. Beelzebub musste sie nur noch mit Treibstoff übergießen und anzünden, damit wieder alles loderte wie in den besten Zeiten. Die Büchse der Pandora enthielt aber noch mehr Überraschungen! Wie aus dem Nichts kam plötzlich der Teufel selbst angeschossen und der legte seinen Schatten (der alten Welt) über die neue.

Er war in den Leib eines der Könige gefahren und hatte ihm eingeflüstert er möge gegen den Kaufmann zu Felde ziehen! Das wiederum empörte alle Götter gleichermaßen, Weitschichtig oder näher verwandt spielte nun nicht nur augenscheinlich, sondern klar und real gar keine Rolle mehr: Tod den Verdächtigen! Niemand wollte sich mehr gängeln oder betrügen lassen, sondern nur noch entweder für Volk und Vaterland oder für eine korrupte Welt in den Krieg ziehen.

Das aber betrübte nunmehr die bösen Bürger so sehr, daß sie Tage und Nächte lang durchweinten und öffentlich ihr Mitleid gegenüber denjenigen ausdrückten, die von der ganzen Härte teuflischer Maßnahmen getroffen wurden, die man einst durch den Beelzebub auszutreiben gedachte. Weil aber, weder vor der Alleinherrschaft des Kaufmanns noch nachher, auf die braven Bösbürger gehört worden war, brach ganz einfach der letzte aller Kriege aus.

Natürlich wurde den Völkern der ehemals schönen Länder der guten Könige versprochen, daß die ganzen, offenen und verdeckten Kampfhandlungen nur zu ihrem Schutz und Wohl stattfänden, aber das nütze leider alles nichts. Am Ende freuten sich dann die näher und die weiter entfernten Götter über die weise Regentschaft des guten Kaufmanns so sehr, daß sie die restliche Ewigkeit des Universums sanft über den Gräbern schwebten. Und alles ward endlich gut!


© Alf Glocker


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