Ein phraswürdiger Morgen dämmerte über dem Phrasenland, als das tapfere Mörderlein Kummal-Mit aus seinem wundervollen Träumen erwachte. Sein schönster Wunschtraum war ihm heute Nacht somnambul in Erfüllung gegangen. Knietief watete er darin im Blut seiner Opfer und rieb sich damit sein Gesicht ein. Diese Kriegsbemalung sollte ihm gegen böse Geister aller Art helfen. Sein stark ausgeprägtes Helfersyndrom attestierte ihm außerdem:
a) dass er ein guter Mensch mit gutem Glauben war und
b) dass es sein Selbstwertgefühl wert war, vergöttert zu werden.
Vom weit entfernten Mekka her wehte zu früher Stunde ein süßlicher Mokkaduft durch das geöffnete Schlaffi-Zimmer herein und beflügelte Kummal-Mit´s Glücksgefühle auf´s Höchste.
„Das wird heute ein guter Tag“, sagte ihm sein Gewissen. Mit dieser Überzeugung betrat er schließlich, ohne die sonst übliche Morgentoilette, die Straße und schlenderte ziellos dem nahegelegenen Stadtpark entgegen. Dabei nahm er seine platschenden Schritte nicht wahr und bemerkt auch nicht, dass ihm eine beträchtliche Blutspur folgte. Dieser Spur folgte unter anderem eine Hundemischung namens Straßenköderle, der schließlich an seinen blutgetränkten Hosenbeinen schleckte. Straßenköderle´s Frauchen pfiff ihn markerschütternd zurück und erblickte voller Schrecken Kummal´s blutiges Gesicht. Wer zu diesem Zeitpunkt dann schreiend auseinander lief, kann in diesem Märchen nicht mehr festgestellt werden. Es waren aber nach alter Überlieferung wohl ein Dutzend Schreier, die fortwährend: „Hängt den Hund“ riefen.
Da kam de Polozo und sägt: „Jou, wous isch denn dös?“ und nahmen Kummal-Mit mit in Schutzhaft. Dort erfuhr er, dass heute Nacht seine liebe Ehefrau – eine lange Dürre, die ihm immer auf´s Wort folgte – ihre acht Kinder und deren Großeltern ermordet und zerstückelt worden waren. Obwohl die Porzelei unter seinem Kopfkissen das Tatmesser sicherstellen konnte, war nicht davon ausgehen, dass Kummal etwas mit der Tat zu tun haben könnte, denn er machte einfach einen zu braven Eindruck.
Vor der Porzelei-Inspektion hatte sich aber mittlerweile eine Menge Pöbel zusammengerottet, der die Herausgabe des Delinquenten forderte. So musste Kummal also bis zu einer etwaigen Gerichtsverhandlung in seiner Zelle verharren. Harr, harr!
Etwas eigenartig mutete es schon an, dass er während seiner Schutzhaft jeden Tag nach seiner letzten Betstunde Kesselsuppe mit Blutwurst oder ein zart geklopftes rohes Rindersteak verlangte. Beides verschlang er unter deutlich hörbaren Schmatzgeräuschen.
Eines Nachts hatte das tapfere Mörderlein jedoch wieder einen heftigen Wunschtraum, indem sich göttliche Glücksgefühle mit einer teuflischen Enttäuschung paarten. Unter schweren Schockeinwirkungen erwachte er zitternd vor Unbefriedigung. Ein Schüttelfrost nach dem anderen beutelte den armen Kummal-Mit solange, bis der Arzt kam. Nach einer Vitamin-B Spritze zur Beruhigung war alles wieder im Lot. Der Arzt attestierte ihm das sogenannte 'Ikannfürnixwas-Syndrom' und ließ ihn im Dreiviertel-Takt in die Psychiatrie rechts der schönen, blauen Donau einweisen. Dort tanzte er glücklich und zufrieden durch die heiligen Hallen und sang: „Der Suppenkasper von Gütersloh war einmal traurig und einmal froh“. Dabei schwenkte er die weiß-weiß gestreifte Flagge der Unschuld.
Ab diesem Zeitpunkt erhöhte sich seltsamer Weise die Sterblichkeitsrate in der Psychiatrie rechts der blauen Donau erheblich, jedoch konnte sich keiner einen Reim darauf machen, warum? Dieser Zustand wurde von Tag zu Tag deutlicher und gipfelte schließlich in der völligen Entleerung des Hauses. Als einziger Bewohner war Kummal-Mit unbeschadet davongekommen und residierte kurze Zeit allein und fröhlich vor sich hin.
Bis sich seine Wunschträume wieder und wieder nicht erfüllten und er erneut von einem Schüttelfrost in den anderen geriet.
Da plötzlich erschienen im 72 nackte Feen, die ihm blutrote Gewändlein anlegten und sich dabei an ihn schmiegten wie der Teufel an die arme Seel'. Bald wurde er in eine tiefschwarze Gondel befördert, die ihn auf auf sanften, blutroten Wellen in das Reich des ewigen Friedens gondelte. Dort verbrachte er rosige Zeiten im roten Licht des ewigen Sonnenuntergangs nach dem Motto: 'Es kann nicht jeden Tag so oder so sein!'.
Kommentar:Liebe Angélique, diese Ironie kommt wahrscheinlich durch die Unterhaltung zustande, die ich mit Roland beim Schreiben führe...
Da entsteht so manche witzige Situation
Liebe Grüße
Alf
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