Ein kurzes trockenes Husten, als hätte der Krebs ihn längst zerfressen, bis schließlich eine Ladung Blut aus seiner Kehle gegen die verkalkten Fliesen der Dusche klatschte. Die letzten Monate hatte er seinem Spiegelbild bei dessen Verfall zugesehen. Der hin und wieder blutige Husten, war dabei das geringste Problem, doch nach Monaten ohne Heilung, bedeutete jedes unaufhaltsame Pressen, aus der Lunge durch den Hals, einen weiteren Schritt in Richtung Abfindung mit dem Ende. Die Müdigkeit, welche anfangs aus dem Schlafmangel resultierte, der mit den alles einehmenden Albträumen einherging, war inzwischen zu einem passiven Dauerzustand geworden, welchen er inzwischen wiederum gewohnt war und ihn längst erkennen ließ, dass keine gute Nacht sie jemals heilen würde. Leere Packungen von Unmengen an Tabletten stapelten sich auf dem verdreckten Wohnzimmertisch eines einstigen Gegners der regelmäßigen Tabletteneinnahme. Eine weitere schlechte Verhaltensweise, welche durch die letzten Monate zu einer ebenso zerstörerischen Angewohnheit wurde. Den schon seit Ewigkeiten klemmenden Griff der Balkontür geöffnet und die quietschende Tür aufgestemmt, setzte er sich auf den verfärbten, einst grünen Gartenstuhl und zündete sich eine schlecht gedrehte Zigarette an. „War der Himmel schon immer so grau?“, fragte er sich, als er sich mit seinem alten Feuerzeug, nach dem siebten Versuch, die Kippe anzündete. Den in die Lunge gezogenen Rauch, der seinen Körper nur noch schneller zum Verfall brachte, nahm er mit einem kaputten aber dennoch ehrlichen Lächeln auf und behielt in sich, bevor er ihn kurz darauf Richtung Himmel steigen ließ und dabei wieder trocken zu Husten begann. Er war es inzwischen so gewohnt, kaputt zu sein, dass es ihn lediglich noch erfüllte, sich weiter selbst zu zerstören.


© Feeling Mask


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