Das Märchen vom Leben

© Alf Glocker

Im Märchenland da ticken alle Uhren – wer keine hat der schaut den Blättern zu, wie sie zu Menschenkindern werden. Diese ersteigen die Berge ihrer Lebensaufgaben, wobei sie auch gerne die Vernunft untergraben. Es warten viele steile Touren – man lässt keinen ganz in Ruh. Das ist der Rhythmus hier auf Erden!

Ob im Urwald oder in der Großstadt, überall sind seine Geräusche zu hören und seine Bilder zu schauen und: seine Spuren zu lesen. Und alles zusammen ist dein persönliches Kontinuum, in einem Universum das scheinbar niemals aufhört...denn immer wenn du denkst es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein neues Lichtlein her: Auch nach dem Ereignishorizont geht alles wieder von vorne los! Doch nichts ist von Bestand!

Dies ist das Geheimnis des Seins: Die Augenblicke ticken uns ein Netz aus Eindrücken zusammen, zwischen denen die Wirklichkeit ist. Sie ist nicht wahrnehmbar, aber wer sie ahnt kann erkennen, daß alles nur aus Illusionen besteht – sie werden durch die Geburt Realität und sie krümmen sich zu einem, Tunnel zusammen, wenn wir sterben.

Schau genau hin und bestaune wie sich der Prinz in seine Illusion vom Leben verliebt, sobald ihn das Fleisch eingeholt hat. Dann sieht er überall nur noch Prinzessinnen! Er ist begeistert. Er reitet von Schloss zu Schloss und ist mit seinem Schlüssel bemüht alle Schlösser die sich ihm entschlossen in den Weg stellen zu öffnen.

Denn er selbst ist aufgeschlossen, geöffnet von seinem Hormonhaushalt und in den Ställen seines Gottes sitzen die Hennen auf ihren Himmelsleitern, um Eier zu legen, die wiederum Küken enthalten können, sobald ein Prinz die Rätsel – aufgegeben vom Dasein – ,im Sinne der Schöpfung, gelöst hat, ohne auch nur einmal philosophiert zu haben.

Dann reiten die beiden, Prinz und Prinzessin, in den Sonnenaufgang, wo Raum und Zeit in der kleinsten Hütte auf sie warten, um von hinter dem Ereignishorizont etwas herzuholen, das sich dann ebenfalls wundern darf...denn die Welt ist voller Wunder. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann regieren sie noch heute, ob glücklich oder unzufrieden, ein Königreich aus Zuckerwatte.

Ihre Ohren sind von süßen Lauten verstopft und zwischen ihren Augen und der Schöpfungsgeschichte sitzt, fest im Sattel, eine rosarote Brille, durch die gesehen sogar ein Weltkrieg noch ein Geschenk im Spiel der Augenblicke ist. Dabei singen sie unentwegt: „Hoppel, hoppel, ich nehme die Ereigniskarte, dann gehe ich zur Vogelwarte und lasse mich für dich beringen, um uns Befriedigung zu bringen“.

Am Ausgang der Reise durch einen Kosmos aus Feuer und Eis, wartet der Klabauterrmann auf seine Opfer. Über die ganze Entwicklungsspanne, zwischen Sein oder Nichtsein, hat er schon Stolpersteine ausgestreut, Hürden platziert, Schussanlagen installiert und Fallen aufgestellt, damit es den Lebenden nicht langweilig werden kann. Alles ist wundervoll eingerichtet!

Und gleich nach dem letzten Tsunami kommen der Topf voll Gold aus Hoffnung und Interpretationsmöglichkeiten angeschwommen, die sich ansonsten nur am einen Ende des Regenbogens befinden. Wer schlau ist, bzw. war, dem ist es gelungen aus der Enttäuschung das Ende der Täuschung zu machen und in den Tod einen Neubeginn hineinzureden.

Wichtig war und ist es zu glauben! Popanz und Fetisch geben sich die Hand! Von der Verblendung bis zur Technik ist alles erlaubt und ganz findige Köpfe haben sich ihr Vorhandensein gar wunderlich erklärt... „Ich war einst eine freie Seele, die sich ihr Einsatzgebiet selbst ausgesucht hat“. Oder: „Ich bin froh hier geboren worden zu sein wo es sooo schön ist“.

Vielleicht auch: „Mein Karma ist es das durchmachen zu dürfen was ich durchmache / durchgemacht habe – und im nächsten Leben werde ich ein feines Wesen dem nichts mehr passieren kann“. Mancher hat sich auch schon vorgestellt ein Held zu sein, der auf dem Schlachtfeld seine höchste Bestimmung erfährt, wenn nicht gar eine werdende Mutter, die im Kindbett, vor lauter Liebe und Dingsbums...stirbt.

Alles in den Wäldern des Lichts und seinen Stämmen, wie auch den zahlreichen Verästelungen, ist erlaubt, nichts vorbestimmt (außer man schaut ganz genau hin) und jeder hat grundsätzlich die Wahl zwischen Gut und Böse, Klein oder Groß, Stark und Schwach, zwischen Ja und Nein, Hü und Hott, womöglich sogar zwischen Leben und Sterben?

Um diese Frage zu beantworten darf man kein Frosch sein, der als Prinz von der Wand tropft an die er geworfen wurde – und der goldene Schuh muss dem Puttel schon passen, bevor alles zu Asche und Asche wird, zu Rauch und Rechenschaft gegenüber einer Wirklichkeit, die ebenso niemals war, wie wir ein tickendes Leben vor Augen erblicken, das uns durch die Gezeiten trägt.


© Alf Glocker


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