Update folgt

Karl-Heinz war ein begnadeter 3*Sternekoch und kam viel in der Welt herum.

Angefangen hatte seine Laufbahn mit einer Kochlehre in einem kleinen Gasthof. Karl-Heinz liebte seinen Beruf und es machte ihm grossen Spass, die Gäste mit feinen Menüs zu verwöhnen. Nach der Lehre fand er eine Stelle in einem Nobelhotel. Dort lehrte er die Geheimnisse der Haut-Cuisine kennen und überraschte die Krösusse mit seinen Kochkünsten.

Von diesem Zeitpunkt an, ging es stets aufwärts in Karl-Heinz’ Karriere. Fortan wurde er auf der halben Welt gebucht. Er durfte an den nobelsten Orten, die steinreichtsten Kostgänger bekochen. Karl-Heinz gefiel seine Popularität und genoss sein sorgenfreies Leben.

As er sich ein paar Faulenzertage gönnte, bekam er eine Anfrage von Schaich Marik Pascha aus Ägypten. Dieser hatte ein neues Boot gekauft. Nun musste es gesegnet werden, damit Neptun dem Schiff und deren Besatzung künftig wohlgesonnen sei. Als Krönung sollte er die 150 geladenen Gäste mit einer Schweizer Spezialität verwöhnen. Mit der Anfrage, verschickte der Schaich auch die Einladung.


Darin stand geschrieben:

Bootstaufe am 26. April 2020 in Aden am Roten Meer
Dinner: Minestrone mit Schweizer Alpenkräuter
Zubereitet vom Schweizer Sternenkoch Karl-Heinz
Mitbringsel: Comics für Sohn Prinz Aaron
Anmeldung erwünscht!..

Karl-Heinz war ausser sich vor Freude. Hastig überprüfte er das Datum. Sichtlich erleichtert und überglücklich, notierte er den Event in seiner Agenda und bestätigte Schaich Malik Pascha den Termin.

Am Tag des Abflugs, überreichte er seiner Nachbarin den Schlüssel, damit sie während seiner Abwesenheit seine geliebten Kakteen pflegen konnte.
Danach liess er sich mit einem Taxi zum Flugplatz fahren. Der Pilot des Privatjet von Schaich Marik Pascha erwartete ihn bereits.
Nachdem sich die beiden begrüssten, entgegnete Karl-Heinz:
«Chigaru ist ein ganz spezieller Name, hat er eine Bedeutung»?
Sichtlich stolz, antwortete er:
«Alle unsere Namen haben eine Bedeutung. Chigaru bedeutet auf Ägyptisch, Hund».

Zwischenzeitlich überflogen sie die Alpen. Karl-Heinz war gleichermassen fasziniert von der Alpenkette wie Chigaru.
Sie genossen das prächtige, schneebedeckte Alpenpanorama.
Plötzlich ruckelte das Flugzeug und kam in Schräglage. Dem erfahrenen Piloten gelang es sicher auf einem Gletscher notzulanden.
«Das war äusserst knapp, sagte Chigaru mit zittriger Stimme und wischte sich den Schweiss von der Stirn.
«Was ist das glänzend Weisse? So etwas habe ich noch nie gesehen!», fragte er wissbegierig.
«Das ist Eis, es wird, wenn es über eine längere Zeit kalt genug ist, aus gefrorenem Schnee gebildet», klärte Karl-Heinz ihn auf.
Chigaru blieb ruhig und behielt einen klaren Kopf, dies hatte er in den unzähligen Kursen bei denen sie den Ernstfall probten, gelernt. Er wollte eine Funkverbindung herstellen, aber dieses war durch die unsanfte Landung nicht mehr möglich.
Er schaute zu Karl-Heinz und sagte mit sanfter Stimme:
«Bitte benachrichtigen Sie mit Ihrem Mobiltelefon die Aviatik mit der Dringlichkeitsmeldung Pan-Pan», dabei streckte er ihm die Notfallkarte mit der Telefonnummer hin.
Karl-Heinz griff in seine Hosentasche.
«Verdammt, mein Natel liegt zuhause auf dem Garderobenschrank», stellte er entsetzt fest.
«Wie sollen wir nun auf uns aufmerksam machen ohne jeglichen Funkspruch?», fragte Chigaru bestürzt.
Karl-Heinz überlegte.
«Holz um ein Feuer zu machen, haben wir nicht», dachte er laut. Er sah um sich. Da entdeckte er eine Axt.
«Das ist die Lösung», jubelte er. Er nahm sie von der Halterung und ging damit ins Freie. Karl-Heinz schlug blind auf das Eis um die Festigkeit zu überprüfen. Er war zufrieden - das Eis war hart wie Stein. Chigaru, der Pilot schaute ihm aufmerksam zu.
«Kann ich Ihnen etwas helfen», fragte er.
«Nein, beten Sie, dass wir schnellstmöglich gefunden werden», beantwortete er seine Frage.
Karl-Heinz musste seine Kräfte dosieren, sonst hätten sie womöglich nicht ausgereicht, um ein SOS ins ewige Eis zu pickeln.
Als er damit fertig war, stieg er völlig erschöpft ins Flugzeug um sich von der Anstrengung zu erholen.

Gelegentlich nahmen sie Flugzeuggeräusche wahr. Vermutlich hatte ein vorüberfliegendes Flugzeug ihre Notlage erkannt. Denn kurz vor dem Eindunkeln landete ein Rettungshelikopter auf dem Gletscher, der die beiden aus ihrer misslichen Lage befreite und zum nächsten Flugplatz brachte.
Dort warteten schon die Paparazzi und schossen die ersten Bilder der Verunglückten. Tags darauf stand in der Presse:
Bootstaufe von Schaich Marik Pascha wegen Gletscher-Notlandung mit Schweizer 3*Sternekoch Karl-Heinz verschoben.
Update folgt…


© Coccinella


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