Er konnte es nicht fassen. 14 Jahre lang hatte Korbinian seiner Stadt als Bürgermeister gedient. Und dann das. Eine turbulente Parteiversammlung, in der dieser junge Schnösel plötzlich gegen ihn antrat, 23 Jahre jung, abgebrochenes Studium der Volkswirtschaft, Gelegenheitsjobs. Nun gut, eloquent war er. Aber solides Wissen? Menschenkenntnis? Erfahrung? Nein, nein und nochmals nein. Wie konnte passieren, dass man diesen Fatzke zum Bürgermeisterkandidaten aufgestellt hat?

Nun gut. Wenn es so ist, dann ist es so. Ich bin jetzt schon Alteisen, dachte er sich.

Tatsächlich wurde Fatzke sein Nachfolger.

Korbinian brachte die Amtsübergabe stilvoll hinter sich und gönnte sich ein paar Ferientage im Salzkammergut. Das Hotel war ihm schon seit Jahren sehr vertraut. Hier kannte er alles, jeden und jede.

Am Frühstückstisch lag, wie üblich, schon die Tageszeitung bereit. Er konnte seine Neugier kaum zügeln. Aber er machte es sich erst einmal richtig gemütlich, aß sein 6-Minuten-Ei und rührte sich ein Müsli zusammen. Dann warf er einen Blick in die Zeitung. Erst die Traueranzeigen, dann Politik. Und dann der große Bericht über einen Waldbrand in seiner Heimatstadt. Dieser Wald war eines seiner großen Projektein. Korbinian hatte viel Herzblut gesteckt hatte.

„Schon seltsam, was treibt solche Leute eigentlich um?“, murmelte er halblaut.

Der Täter war offensichtlich sehr clever vorgegangen, so das Landeskriminalamt. Verwertbare Spuren hatte man nicht gefunden. Auch in den vielen Wildkameras, die in kleinen Vogelhäuschen versteckt waren, hatten sich keine Hinweise finden lassen. Die Polizei vermutet, dass der Täter mit den örtlichen Gegebenheiten bestens vertraut war. Und noch eins: Er musste einen Brandbeschleuniger verwendet haben, vermutlich Benzin.

Korbinian legte die Zeitung auf die Seite und widmete sich dann ganz seinem Frühstück.

Dann machte er einen kleinen Spaziergang und kaufte sich im Dorfladen eine große Flasche mit einer Duschgel mit Kräutern, ging wieder zurück ins Hotel, cremte sich damit ein, ließ es einwirken und duschte dann ungefähr eine halbe Stunde lang. Gut, dass man mit diesem Zeug auch noch die letzten Reste dieses Gestanks wegkriegen kann, dachte er sich.


© Glaser


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