Tränen sammeln sich in ihrem Auge. Sie kann es nicht verstehen. Sie kann nicht verstehen, wie jemand sie nach all dem noch mögen kann. Und sie kann auch heute noch nicht verstehen, was sie damals tat.
Sie hatte vor einigen Wochen in einem schicksalhaften Moment richtig entschieden. Hatte den Mut gehabt, ihr Lügengerüst zusammenfallen lassen und sich gezeigt, wie sie war.
Und noch heute kann sie nicht verstehen, kann nicht begreifen, wie sie so viel Glück haben konnte. Wie ihre Freundin ihr all ihre Fehler verzeihen konnte.
Und wie sie selbst ihr das hatte antun können. Damals war es ihre scheinbar einzige Lösung gewesen, um Menschen nicht zu verlieren, die sie liebte.
Heute weiß sie es besser. Heute weiß sie, dass ein Lügengerüst irgendwann zusammenbricht. Heute weiß sie, dass sie nur sie selbst sein muss.
Neben diesem Glück, welches sie nun erfüllt, da sie weiß, dass sie mindestens eine Freundin hat, die zu ihr hält, ist da aber auch dieses Gefühl der Schuld.
Schuld an Tränen.
Schuld an Trauer.
Schuld an Schmerz.
Schuld an Verzweiflung.
Und genau das passt in ihrem Kopf nicht zusammen, es passt nicht zu ihr. Wie kann man sie so lieb haben, dass man ihr all sowas verzeiht?
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]
Heute habe ich die Wahl der Qual, denn ich will mir die Zeit vertreiben, die mich vertreibt, damit ich nicht auf ewig etwas Übles anstellen kann. Soll ich mich, aus Verlegenheit, einfach [ ... ]