Sie stand am Fenster. Das braune Haar fiel ihr über die Schulter. Sie sah heute irgendwie gestresst aus und ihre sonst so taffe Erscheinung wirkte müde und erweckte den Eindruck von Zerbrechlichkeit. Ich hätte sie gerne berührt, ihr über die Haare gestrichen, ihren Kopf zwischen meine Hände genommen, aber die Entfernung stand zwischen uns.

Ich hätte sie auch nicht wirklich geküsst, wenn ich es gekonnt hätte. Dazu fehlte mir der Mut, dazu waren wir nicht miteinander vertraut. Meine Augen suchten die ihren, doch sie bemerkte mich nicht.
Sie hatte mich noch nie bemerkt, obwohl wir oft auf dem Weg zum Bahnhof aneinander vorbeigelaufen waren.

Plötzlich wandte sich ihr Blick mir zu und unsere Augen trafen sich, fixierten einander, obwohl die milchig-grauen Fenster unserer Wohnungen dies fast unmöglich machten .Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Sie hatte mich bemerkt. Ich hätte jubilieren können. Ich erwiderte ihr Lächeln und für einen Moment verschmolzen unsere Seelen in einem Gefühl von Zweisamkeit.

Dann verschwand sie im Raum und ich war wieder mit mir allein.
Morgen würden wir uns erneut begegnen - auf dem Weg zum Bahnhof.

Ob sie mir zulächeln wird ? - Vielleicht werden wir zum ersten Male miteinander sprechen. Ich weiß es nicht. - Es wird geschehen, was geschehen soll ...


© Alfred Plischka


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