Durch dämonisches Blut verbunden II

© EINsamer wANDERER

»Wo ist es nur? Argh! Typisch. Jahrelang verstecke ich dieses staubige Ding, doch wenn ich es mal brauche finde ich es nicht.«

    Als Cindy noch ein Teenager gewesen war hatte sie sich etwas mit schwarzer Magie beschäftigt. Damals war sie in den Besitz einer Beschwörungsformel gekommen die einen Dämon herbeirief der einen im Austausch für Gefälligkeiten Wünsche erfüllen sollte. Wenn sie es richtig in Erinnerung hatte war diese Kreatur so in etwa wie ein Kaufmann. Bloß dass er nicht mit Geld bezahlt wurde. Allerdings hatte das kleine Mädchen von damals nicht den Mut besäßen die Beschwörung durchzuführen. Auf den letzten Etappen hatte sie die Angst gepackt und die Materialien waren in einem Wandschrank verschwunden. Doch nun hatte die Frau von heute einen Verwendungszweck dafür. Wenn dieser Dämon Kathleen heilen konnte, würde er alles bekommen was er wollte. Solange Kathleen wiederkam würde sie alles tun, koste es was es wolle. Sie war verzweifelt und griff nach jedem Strohhalm, ganz gleich wie unwahrscheinlich oder unwirklich es war.

    So kam es, dass sie sich im Handumdrehen auf dem Boden ihres Zimmers kniete und nach dem Finden die Formel aufsagte. Während die Worte aus ihrem Mund kamen, begann das Zimmer sich immer schneller und schneller zu drehen. Die Farben verwischten so wie beim letzten Mal. Cindy wurde schwindelig. Der Raum wurde zu einem rötlichen Strudel. Als die Frau die letzten Worte herausbekam, wurden die Drehungen langsamer, bis sie schließlich zum Stillstand kamen. Sie befand sich nicht mehr in ihrem Apartment, sondern in einer kargen felsigen Welt mit brennendem Himmel. Die Luft flimmerte so stark, dass sie die ganzen Gestalten um sich herum nur verschwommen wahrnahm. Sogar die Geräusche um sie herum wurden davon beeinträchtigt. Es fiel auf dass alles irgendwie leise und verzerrt klang. Sie musste heftig atmen und fühlte einen Schock herannahen. Sie hatte damit gerechnet dass der Dämon in ihrem Zimmer erscheinen würde. Nicht dass sie sich in dessen Welt begab. Sie hatte die Formel falsch vorgetragen, dass wusste sie. Mit einem Mal drehte sie sich um und begab sich in Kampfstellung, ohne genau zu wissen wieso. Erst jetzt merkte sie das näherkommende schlängelnde Geräusch, das als einziges nicht verzerrt klang.

    »Du musst neu sein«, bemerkte eine keuchende Stimme, die zwischen den Worten laut atmete. »Willkommen auf dem Dämonenbasar. Dabei handelt es sich um eine Zwischensphäre in welcher sich Menschen, Dämonen und andere ungestört ihren Geschäften widmen können. Da du mich gerufen hast, brauche ich meine Wenigkeit nicht weiter vorzustellen. Ich habe viele Namen, doch bevorzuge ich die Bezeichnung Seelenverkäufer. Eigentlich hat mich eine junge Hexe aus reinem Sarkasmus so getauft, doch muss ich gestehen, gefällt es mir, aber sag ihr das bitte nicht.«

    Der Seelenverkäufer besaß den Unterleib einer Schlange und den Oberkörper einer Mumie. Zumindest ließen die graue pergamentartige Haut, die antikägyptisch anmutende Kopfbedeckung und die losen Bandagen auf dem vertrockneten Körper es so aussehen. Trotz des schwächlichen Körperbaus wirkte seine Gestalt doch recht einschüchternd. Wie ein Monster aus einem Horrorfilm.

    Ungeachtet ihrer entsetzten Mine fuhr der Dämon mit geschäftlichen Tonfall fort. »Also lass uns handeln.«

    Mit einem Male war Cindy wieder die graue Maus von früher. Ihr Gegenüber machte sie dazu, allerdings wusste sie nicht ob es ihr gefallen sollte oder nicht. »M-meine Freundin ist ein Monster.«

    »Ein Werwolf?«

    Cindy schüttelte verängstigt den Kopf. »Eine Art von Dämon oder sowas.«

    »Ein Jammer. Einen weiteren Werwolf könnte ich in meinem Kundenkreis gut gebrauchen.« Mit einem Mal fuhr er sehr nah an Cindy heran und schnüffelte an ihr. Die Frau stand kurz davor sich in die Hose zu machen. »Ah! Ich sehʹ schon. Etwas von diesem Artgenossen steckt auch in dir.«

    »K-kannst du ihr helfen? I-ich tue alles, wirklich alles, damit sie wiederkommt.«

    »Und was ist mit dir?«

    »Mir egal. Solange es Kathleen gut geht, komme ich schon klar mit dem ... mit der Situation.«

    »Eine Trennung der beiden dürfte selbst für jemanden mit meinen Fähigkeiten unmöglich sein. Ich könnte die Verschmelzung allerdings zu ihren Gunsten beeinflussen.«

    »A-aber das ist nicht das was ich will. Ich will sie zurück. So wie sie war.«

    »Was allerdings nicht möglich ist. Die Verwandlung ist fast vollständig. Ich könnte höchstens das Kräfteverhältnis vertauschen. Statt ein Funke Menschlichkeit in Gestalt eines Monsters, würde sie in der Gestalt eines Menschen einen Funken Monstrosität inne haben. Das ist mein einziges Angebot das ich dir machen kann, leider.«

    Cindy traute sich fast nicht diese überaus wichtige Frage zu stellen. »W-was würdest du denn als Gegenleistung wollen?«

    »Du könntest mir ein Buch besorgen. Ein ganz spezielles. Danach wären wir Quitt. Zumindest was deine Freundin angeht. Was dich und dein ... Problem betrifft so wäre dazu eine weitere Verhandlung nötig. Sage mir, hübsches Kind, wie ist es von einem Tier begattet zu werden?«

    Cindy errötete sichtlich. »I-i-ich habe nicht-«

    »Noch nicht«, erwiderte die Kreatur. »Doch bevor wir auf weitere Deals oder die Details über unseren jetzigen Handel eingehen, lass mich dir ein Geschenk machen. Da du offensichtlich verliebt bist und vermutlich bei der Organisation meines Buches Hilfe benötigst, werde ich meinen Teil der Abmachung jetzt schon erfüllen. Allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum, versteht sich. Sagen wir bis zum nächsten Vollmond. Nach eurer Zeitrechnung müsste das in zwei Wochen sein. Wenn ihr bis dahin euren Part nicht erledigt habt, wird unser Vertrag null und nichtig, weshalb die Bestie zurückkehren und diese Kathleen verschlingen wird. Also, was die Gegenleistung betrifft...«

    
Am nächsten Morgen ging Cindy Schnurstraks in das Gebäude in welchem sie Kathleen gefunden hatte. Sie musste wissen, ob es ihr gut ging. Die letzte Nacht hatte sich sehr in die Länge gezogen und die Zauberformel hatte sie stark in Anspruch genommen. Wäre sie nicht einfach vor Angst und Erschöpfung zusammengeklappt, hätte sie sich sofort auf den Weg gemacht.

    Sie fand Kathleen schlafend in einer dreckigen Abdeckplane gewickelt vor. Cindys Herz machte einen Hüpfer als sie ihre Freundin geheilt wieder vorfand. Als sie sich zur ihr hinunter beugte, ihren wohltuenden Duft wahrnahm und ihr leicht durchs Haar fuhr, fiel ihr wieder etwas ein das der Seelenverkäufer gesagt hatte.

    »Du magst zwar Abstreiten sie zu lieben, doch ich weiß es besser. Die menschliche Liebe fasziniert mich seit jeher. In sämtlichen Farben und Formen. Kunden die ihre Liebsten bereits in Händen halten und drohen diese wieder zu verlieren sind deutlich motivierter mir zu bringen was ich verlange.«

    War Cindy wirklich in Kathleen verliebt?

    
The End


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Beschreibung des Autors zu "Durch dämonisches Blut verbunden II"

Der Fluch ist gebannt oder auch nicht. Auf jeden Fall haben die beiden Frauen erst einmal eine Verschnaufpause.

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