Durch dämonisches Blut verbunden I

© EINsamer wANDERER

Kathleen hatte eindeutig zu viel getrunken, doch glücklicherweise war ihre Wohnung nur ein paar Straßen weiter. Ansonsten hätte sie noch Geld für ein Taxi ausgeben müssen. Hoffentlich würde sie dieser schnuckelige Typ anrufen. Mit Mike lief es in letzter Zeit nicht so gut. Aber ob der Kerl im nüchternen Zustand immer noch so süß war? Im Moment war das aber egal. Mit einem Mal legte sich ein Schatten über sie und dann wurde alles schwarz...

    
Cindy wachte schweißgebadet auf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Schon wieder so ein seltsamer Traum, an den sie sich nur noch verschwommen erinnern konnte. Es war nun schon drei Wochen her seitdem die falsche Kathleen gestorben war. Cindy verfluchte inzwischen ihre eigene Dummheit. Sie hatte diese Bonbons angenommen, obwohl sie wusste, dass etwas nicht stimmte. Nun befand sie sich in einer Situation die sie nicht recht einzuordnen vermochte. Körper und Geist hatten sich seitdem sehr verändert. Sie war ständig hungrig, was in Anbetracht ihres physischen Zustandes nur allzu verständlich war. Cindy war eigentlich immer recht klein gewesen, doch sie war um einige Zentimeter gewachsen. Ihre Arme hatten neben ihrer Körpergröße mächtig an Muskelmasse zugelegt, obwohl sie nicht trainierte. Alleine schon wegen ihres Six-Packs hätte sie bestimmt Monatelang hart arbeiten müssen, doch ihr Körper hatte von selbst diese Masse aufgebaut. Sogar ihr einst flacher Hintern besaß nun eine wohlgeformte Rundung. Es gab keine Klamotten mehr, die ihr passten und sie musste noch bis Ende nächsten Monats warten ehe sie ihr knappes Gehalt für eine neue Garderobe ausgeben konnte. Solange stahl sie die Kleidung von ihren One-Night-Stands, sofern sie ihr passten. Es war ihr ein völlig unbekannter Wesenszug sich die Nächte in Bars und Diskos um die Ohren zu schlagen um andere aufzureißen. Früher hatte sie sich immer in ihre kleine Wohnung zurückgezogen, dort gelesen und ein Fertiggericht vor dem Fernseher verzehrt. Doch diese Zeiten waren vorbei, seit ein starkes sexuelles Verlangen sie fest im Griff hatte. Eigentlich war sie Hetero doch nun war ihr plötzlich egal wer oder was ihr die Befriedigung verschaffte. Sie war schon mit vielen verschiedenen Menschen, Geschlechtern, und Geschlechtsidentitäten aufgewacht. Sogar manche Tiere hatten eine anziehende Wirkung auf sie. All das verstörte sie zutiefst, war sie doch stets gläubig gewesen und hatte jene Verachtet die ihren Trieben hemmungslos nachgingen. Wie lange noch, bis sie völlig die Kontrolle verlor? Es hatte nur einen kleinen Schritt bedurft ehe sie jeden Menschen als Sexpartner akzeptierte. Doch bei Tieren zog sie eindeutig die Grenze. Das war ihr zu abartig. Aber nun galt es erst einmal den Ort des Geschehens zu verlassen. Cindy verbrachte ihre Wochenenden lieber in der Wohnung. Sie durchsuchte leise die Kleidung ihres aktuellen Partners und wunderte sich, dass es Frauenkleidung war, obwohl sie sich sicher war, dass sie mit einem Mann geschlafen hatte. Oder etwa nicht? Sie hatte nicht so wirklich darauf geachtet, da sie das innere Verlangen vereinnahmt hatte. Oder war es doch wieder ein Transvestit? Aber sie durfte auch nicht zu viel darüber nachdenken. Sie konzentrierte sich lieber darauf, ob es ihre neue Größe war, aber dem war leider nicht so.

    Frustriert von ihrem neuen Leben machte sich Cindy aus dem Staub. Es ging ihr einfach zu viel durch den Kopf. Bestimmt würde es ihr besser gehen, wenn sie eine Weile durch die Stadt lief. Wo war die echte Kathleen? Wieso rief sie nicht an? Konnte sie nicht? Wollte sie nicht? Oder war dieses Gefühl eines Rufes mehr als es schien? Alles war durcheinander. Kaum blickte Cindy auf, wurde ihr bewusst, dass sie sich verlaufen hatte. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie gar nicht darauf geachtet hatte wohin sie überhaupt lief. Jetzt war sie irgendwo in einem verlassenen Gebäude, welches scheinbar mal eine Art Lagerhalle oder ähnliches gewesen war.

    Ein paar Fledermäuse oder ähnliche Kreaturen der Nacht flogen oben an der Decke, als sie ein lautes Knurren aus der Finsternis vor ihr vernahm, welches sie zurückschrecken ließ. Doch nach nur diesem kurzen Moment zog sie etwas mit laut pochendem Herzen tiefer in diese Dunkelheit. Es war ein magischer Moment in welchem sich jegliches rationales Denken bei Cindy ausschaltete. Sie musste dort drüben beim Ursprung des Knurrens sein. Dort gehörte sie hin. Sie war ein Teil dieses Wesens und das Wesen war ein Teil von ihr. Sie gehörten zusammen und nicht getrennt. Der Pulsschlag wurde immer heftiger und intensiver. Ein Geräusch hinter ihr ließ sie zusammenfahren. Höchstwahrscheinlich war es von der selben Kreatur. Nach nur einem weiteren Schritt hielt Cindy vor Angst keuchend inne. Ein heißer Atem schlug ihr im Nacken entgegen. Es war jetzt hier. Freude und Furcht waren in diesem Augenblick gleichstark vertreten. Obwohl sie in dieser Finsternis nichts sehen konnte, drehte sich Cindy um. Sie tastete sich dorthin wo sie das Gesicht vermutete. Es war warm, behaart und zeigte keinerlei Anspannung, zumindest keine die ihr mit den Fingern aufgefallen wäre. Es war ganz ruhig und ließ auch keinen Laut von sich geben, der auf eine aggressive Haltung hindeutete. Nicht wissend, was sie tat, zog Cindy das Gesicht näher zu ihrem und küsste es. Es war seltsam ungewohnt eine Schnauze zu küssen, doch es fühlte sich gleichzeitig auch richtig und natürlich an. Die raue Tierzunge erwiderte sogar den Kuss. Sie drang forsch und zugleich doch lieblich ein. Es gab Cindy das, was ihr so sehnsüchtig fehlte und kein Sex der Welt ihr geben konnte.

    Nach dem Kuss rannen ihr heiße Tränen die Wangen hinunter und sie umarmte das Haupt der Kreatur. »Kathleen! Ich wusste, dass du nicht tot bist.«

    
Fortsetzung folgt...


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Beschreibung des Autors zu "Durch dämonisches Blut verbunden I"

Eine Freundschaft die durch dämonisches Blut verbunden ist und somit wird wieder eins, was getrennt war.

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