Finsternis jenseits des Sturmes III

© EINsamer wANDERER

»Drum sage ich euch, dass das da draußen kein Sturm ist. Wir sind verbannt worden auf den Grund eines wilden Ozeans aus Licht. Jeder Sturm endet irgendwann, doch das Meer ist ewig.«

    Noch bevor der letzte Satz verhallte, hatte bereits der nächste Schatten über seine Schnipsel gegrübelt. Es war kein richtiger Schatten, vielmehr das Fragment eines sehr viel größeren Schattens. Nun war der Zeitpunkt gekommen sie ins Feuer zu werfen.

    »Meine Worte: Verschwanden, tun, Hilflosigkeit und ... tut mir leid, dass letzte habe ich vergessen. Ich hätte sie nicht so früh ins Feuer werfen sollen.

    Ein Kind, das mit seinen Händen Geschichten des Universums lesen konnte, erzählte mir von einer Welt, die aus Farben und Klängen bestand. Also machte ich mich auf, diese Welt zu finden, da so etwas doch ganz wunderbar klang und mir der Sinn nach Abenteuern stand. Ich brach auf und suchte nach Hinweisen wo dieser seltsame Ort sich befand und wie man ihn erreichen konnte. So stieß ich irgendwann auf ein Buch von einem unbekannten Verfasser.

    Dort stand, dass diese Welt einst ein fröhlicher Ort gewesen war und die Geräusche in Verbindung mit der Musik die Wahrnehmung der dort lebenden Kreaturen bildeten. Sie lebten durch die Klänge und die Farben gaben ihnen eine Gestalt. Doch eines Tages legte ein dunkler Schatten sich übers Land. Im wahrsten Sinne des Wortes. Zuerst war es nur ein dunkler Fleck an dem einfach nichts mehr war. Doch dieser breitete sich aus. Die Bewohner flohen selbstverständlich vor dem Nichts und diejenigen die es nicht schafften verschwanden einfach. Dieser Feind bedrohte eine Welt die nichts etwas anderes als Glück und Sorglosigkeit kannte. Und er ließ nicht mit sich verhandeln, noch von irgendetwas irdischem aufhalten. Keine Armee hätte verhindern können dass diese Welt und ihre vor Hilflosigkeit zitternden Bewohner einfach verschluckt wurden. Es war als hätte es diese Welt nie gegeben.

    Von diesem Bericht erschüttert machte ich mich auf die Suche nach der Ursache dieses bemitleidenswerten Schicksals. Ich durchforschte ganze Bibliotheken und suchte nach ähnlichen Ereignissen. Meine Reise dauerte Jahre an. Schließlich fand ich in einem in den Bergen versteckten Archiv etwas, dass das Verschwinden meines gesuchten Elysiums erklärte. Dort wurde von einem Wesen berichtet, dass das Universum bereist und alles in seiner Gegenwart verschluckt. Ein Riese, größer als ganze Planeten. Er durchschreitet die Existenz auf der Suche nach etwas, doch was es genau war konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Die Kreatur wurde in diesem Buch König der Ewigkeit genannt. Aus seiner Sicht sind all diese Planeten die es zerstört so klein, dass er gar nicht bemerkte, was er dort eigentlich tat. Es war als würde unsereins eine winzige Assel zerquetschen. An diesem Tag lernte ich, wie willkürlich und grausam das Universum ist. Nicht aus Bosheit wegen, sondern weil alles in einer für uns ungeahnten Gleichgültigkeit geschieht.«

    »Diese Geschichte war sehr interessant. Ich würde es auch gerne probieren, doch leider sind meine Wörter ziemlich doof. Ich habe nur Deshalb, Allesamt, Weil und Aus. Mal sehen, was sich tun lässt.

    Es war einmal ein brutaler Krieger. Durch seinen Irrsinn und seine Grausamkeit kamen viele um. Deshalb sperrten sie ihn in ein Verlies ein. Doch er entkam und suchte seine Feinde auf. Es war aus mit ihnen, denn er-

    „Mehl! Ich werde euch alle mit Mehl töten, hört ihr?! Ihr Schweinepriester entkommt mir und meinen Mehl nicht. Spürt den Zorn des Mehlkönigs!!!“

    Okay, irgendwie entwickelt die Geschichte gerade eine Art Eigenleben. Das ist eigenartig, cool aber eigenartig. Aber das mit dem Mehl ist mir echt zu viel Unsinn. Wieso sollte ein grausamer Kämpfer seine Gegner mit Mehl bewerfen? Ich kann verstehen, warum ihn seine Gegner gerade auslachen. Dieser Aluhut auf dem Mehl steht ist auch zu dämlich. So nimmt den doch keiner Ernst. Also wirklich, ich bin ein mieser Geschichtenerzähler.

    „Idioten. Allesamt.“

    Sein Lächeln war diabolisch. Irrsinnig und teuflisch. Er griff in seine Tasche und holte eine antiquierte Schlotpistole hervor. Während seine Feinde sich weiter beeumelten feuerte der Krieger einen Schuss ab, die Kugel flog auf die Gegner zu und- Oh! Er hat eine Mehlexplosion ausgelöst. Das war ziemlich clever von ihm.

    „Verdammt richtig. Typen wie du verstehen nichts von sowas. Ein Gegner den man nicht ernst nimmt, unterschätzt man leicht. Ein dämlicher Hut und ein wenig herum hampeln und schon bist du eine Witzfigur. Doch wie soll man Typen bezeichnen die von einer Witzfigur zur Hölle geschickt wurden? Sind sie nicht die wahren Witzfiguren?“

    Also, das war doch mal interessant. Ich glaube, das wäre dann auch alles. Ich habe nichts mehr zu erzählen.

    „Hey, du, Mehlkönig.“

    Huch, was ist das denn nun plötzlich wieder für eine Figur?

    „Huch, was bist du denn nun wieder für eine Figur? Bist du so eine Art Kobold?“

    Dafür könnte man die kleine Gestalt halten. Sie ähnelte einer Art geflügelten Dämon. Klein, pelzig mit langen, spitzen Ohren und einem Schweif. Erinnert etwas an einen knuffigen Kobold oder so etwas in der Art.

    „Ich bin so eine Art kleines Ungeheuer. Und ich bin ein echter Fan von dir. Wie du deine Feinde mit einem Streich vernichtet hast war schon irgendwie sehr beeindruckend. Du bist bei den Menschen falsch aufgehoben. Du solltest eher auf unsere Seite wechseln.“

    „Nein, danke ich-“

    „Keine Widerworte. Du bist nun einer von uns und damit Basta.“

    Der kleine Dämon pustet irgendein Pulver in die Richtung des Kriegers. Dieser fängt an zu niesen und mit jedem Nieser wird er kleiner und unmenschlicher. Er fängt an der kleinen Gestalt zu ähneln, bis er wie sie wird.

    „Okay. Bin ich halt einer von euch. Was machen wir als erstes?“

    „Wir steigen in Häuser ein und klauen dort sämtliche Süßigkeiten!“

    „Klingt cool. Ich bin dabei. Süßigkeiten gehen einfach immer.“

    Und das war der Beginn einer gewaltigen Reihe von Streichen sondergleichen, den diese beiden Spießgesellen ausheckten. Sie waren nicht die bösesten Dämonen, dafür aber die niedlichsten. Soll ich die Geschichte so enden lassen? Ja? Okay, Ende.«

    »Ich habe bereits von diesem Fabelwesen gehört«, mischte sich ein Schatten aus dem Dunkel ein. Er war nicht zu sehen. Vielleicht tarnte ihn nur die Finsternis oder er war unsichtbar. An diesem Ort musste man mit allem rechnen.

    »Ich hörte von einer begabten Malerin und einer Muse, die nur sie ganz allein sehen konnte. Die Malerin war von Feen, Kobolden, Dämonen und dergleichen besessen. Insbesondere die knuffigen hatten es ihr angetan. Sie malte ständig diese Kreaturen. Ihre Muse unterstützte sie dabei. Die beiden verband eine innige Freundschaft. Die Muse schenkte ihr Ideen und die Künstlerin arbeitete diese aus um sie zu vervollkommnen. Ständig schwärmten beide von den Kreaturen die sie zusammen erschufen. Die Malerin liebte die Verspieltheit ihrer kleinen Geschöpfe und die Muse die Streiche. So erschufen sie großartige Bilder. Doch eines Tages erkrankte die Malerin. Die Ärzte wussten keinen Rat und so starb sie schlussendlich. Eigentlich hätte die Muse ihrer Bestimmung folgen und einen neuen Träumer erwählen müssen, dem sie Ideen schenkte.

    Doch sie konnte den Tod ihrer Freundin nicht hinnehmen. Es gab noch eine letzte Schöpfung die unvollendet blieb. Ein Bild mit einem bunten Hintergrund und einem leeren Fleck darin. Das hätte eigentlich ihre größte Schöpfung werden sollen. Die Gestalt die sich die beiden ausgedacht und mit ihren Ideen eine Seele eingehaucht hatten, war nie auf die Leinwand festgehalten worden. Die niedere Göttin bannte die Seele der verstorbenen Malerin ins Gemälde und wartete. Sie wartete und wartete. Das Bild wurde verkauft, ging durch verschiedene Hände, wurde gestohlen, wieder verkauft und ging auch schon mehrfach verloren. Jeder Mensch der es besaß fügte dem Bild etwas hinzu. Egal ob er malen konnte oder nicht. Es war als würde der Geist der Schöpferinnen seine Hand führen. Mit jedem neuen Opfer warfen die Geschichten höhere Wellen. Jeder der das Bildnis fortsetzte wurde einem wichtigen Part seiner Seele beraubt. Manche wurden wahnsinnig und sahen Dinge die nicht da waren, andere verloren ihre Erinnerungen. Die Persönlichkeiten dieser armen Teufel änderte sich. Sie wurden zu Kindern oder benahmen sich einfach wie gaukelnde Kobolde. Schließlich hatte die Muse genug Seelen, um das Bild zu vollenden. Die Seele ihrer Malerin war in diesem zweidimensionalen Geschöpf gebannt, doch es war nicht möglich sie zum Leben zu erwecken. Zumindest nicht ohne ein weiteres Opfer. Das größte von allen. Die Göttin zerstörte ihren Körper, bannte ihren Verstand in die Quintessenz ihres Seins und verschmolz diese mit dem kindlichen Teufel auf dem Bild. So wurde das Geschöpf geboren. Es war weder die Malerin, noch ihre Muse, sondern mehr. Es war die Summe von beidem die ein größeres Ganzes ergaben. Eine Verkörperung ihrer Liebe zueinander. So geschah es auch, dass es möglich war das dieser Kobold eines Tages auf den Mehlkönig traf. Womit wir wieder bei unserer vorherigen Geschichte wären.«

    »Whoa! Ich wusste gar nicht, dass meine improvisierte Geschichte im Subtext so einen Tiefgang verborgen hielt. Ist schon cool, wenn eine Geschichte in einer anderen Geschichte spielt. Oder was meint ihr?«

    
Fortsetzung folgt...


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Und hier der dritte Beitrag für den Prompt der Schreiberlinge:. Das Thema war "Es liegt Poesie in der Luft".
Link: https://www.deviantart.com/schreiberlinge/journal/Prompt-Es-liegt-Poesie-in-der-Luft-784713692

Next: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/13/Kurze/66926/Finsternis-jenseits-des-Sturmes-IV/
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