In einem Universum puren Chaos das nur ein Traum sein konnte existierte eine Welt die nur aus Sand und Stürmen bestand. Der Sand war das Fundament ungezählter Imperien und Weltreiche die von diesem Universum zerschmettert wurden. Ihre Wut über diesen Umstand war derart groß, dass sie nur noch als Stürme toben konnten.

    Aus dem Nichts einer Idee wurde in diesem unwirklichen Ort ein Baby geschaffen. Es war unsterblich und stark, denn sein Herz war nichts anderes als ein Loch in seiner Brust in welcher eine Kerze brannte. Jene wurde jedoch nicht von Wachs gespeist sondern von den strahlenden Sternen eines deutlichen kleineren und deutlich jüngeren Universums. Solange sein Licht brannte würde der Säugling nie vergehen, noch würde es ihm je an etwas mangeln.

    Rasch wuchs das kleine Ding heran und erkundete voller Neugier die unförmige Kugel auf dem es lebte, ohne zu ahnen was es damit auf sich hatte. So kam es, dass das Kind auf die Überreste eines Grundsteines traf. Eigentlich hätte dieser ein mächtiges und ehrwürdiges Reich werden sollen, doch stattdessen hatte das Universum es noch in der Krippe gemeuchelt. Nun verrottete es auf dieser Einöde und harrte auf das Vergessen. Es war vom Zahn der Zeit ausgehöhlt und über seine eigene Realität verbittert. Doch war es auch listig und dachte nicht daran einfach so kampflos aufzugeben. Es sagte dem Kind dass sein Überleben von seiner Sternenkerze abhängen würde. Die Kerze musste daher vom Lichte anderer genährt werden, doch um an die kleinen Funken zu kommen, hätte das Kind diese anderen zu entreißen. Ob nun Ding, Tier, Mensch oder was auch immer, es war brutale Gewalt erforderlich, denn, so erklärte es der listenreiche Grundstein, in dieser Welt hieß es, fressen oder gefressen werden.

    Das Herz voll Schrecken über diese Aussage nahm das Kind Reißaus. Es wollte vor den Worten fliehen und zurück in seine kindliche Unbekümmertheit, doch seine Heimat hatte Blut geleckt und so flüsterten die Stürme die Worte des Grundsteines dem Kinde zu. Sie schmückten diese aus, gaben ihnen Kraft und nährten somit die Angst und die Zweifel im Herzen des Kindes. Aus Furcht zu sterben verließ es seine tote Heimat und reiste zu einer anderen Welt. Zunächst kostete es dem Kind Überwindung die kleinen Funken an sich zu reißen, doch mit jedem Quäntchen Tod und jedem bisschen Vernichtung verlor es seine Hemmungen. Das arme Ding wollte niemanden verletzen und wollte sich daher nur das nehmen, was es zum Überleben brauchte. Daher zerstörte es zuerst nur einzelne Dinge und Lebewesen. Schnell stellte das Kind fest, dass es mit ihm zu Ende ging. Die Kerze in seinem herzförmigen Inneren verlor an Strahlungskraft. Wenn das Kind sich weiterhin so zurückhielt würde die Kerze gänzlich verlöschen. Sein dunkler Pfad nahm immer schneller an Fahrt auf. Es nahm sich zunächst einmal vor einen ganzen Landstrich zu verwüsten, doch das brachte immer noch nichts. Also musste das gesamte Land daran glauben, worauf der Kontinent und am Ende die gesamte Welt folgte. Danach löschte das Kind ganze Galaxien aus, nur um an die für ihn wichtigen Funken zu kommen. Doch damit nicht genug. Das Kind veränderte sich. Es fand immer größeren Gefallen an seinem Handeln. Sein Körper verwahrloste immer mehr und seine Augen wurden trüb und funkelten vor Manie. Doch potenziell zum Verlust seiner Unschuld wuchs seine Macht und schon bald konnte ihm keiner beikommen. Die Sternenkerze in seinem Inneren verlor seine Lebensessenz. Das Universum darin leerte sich genauso wie jenes welches das Kind zerstörte. Zurück blieb nichts als Schwärze. Schließlich hatte das einstiege Kind alles zerstört was es gab. Sowohl um sich herum als auch im Inneren. Doch da gab es noch etwas, dass ihm entgangen war oder besser gesagt, jemand. Nun erst wo es von nichts abgelenkt wurde, merkte es die Anwesenheit des Träumers oder Gottes, wie es aus seiner Perspektive schien. Jener merkte nun auch erst die bloße Existenz des verkommenen Geschöpfes. So sollte der finale Kampf entschieden werden. Die verdorbene Kreatur entfesselte alle seine Macht und stürzte sich auf den Gegner. Doch jener ließ die Zeit einfrieren und schritt gemessenen Schrittes auf das verdorbene Ding zu. Es tat ihm irgendwie leid, doch es musste vernichtet werden. Mit einem kleinen Pusten löschte es die Kerze und alles endete.

    
The End


© EINsamer wANDERER


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Beschreibung des Autors zu "Verwelkender Traum einer Kerze"

Ein weiterer Beitrag zum Weihnachtsprompt der Schreiberlinge.

Hier das Thema: https://www.deviantart.com/schreiberlinge/journal/Advent-Advent-zwei-Lichtlein-brenn-775994090

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