Zwischen den bereiften Katzenköpfen öfnet sich eine Klamm, ausgespült vom Regen und ungezählten Reifen. Glatte, schwarze Felswände reichen ohne einen Vorsprung, ohne einen Halt zu bieten, senkrecht hinab bis auf die schotterige Sohle im tiefen Schatten. Von den Seiten her führen Halden aus schmutzig schwarzgrauen Brocken hinab bis auf den Grund.
Und hoch über dem Boden und doch in schwindelerregender Tiefe findet sich ein Gespinnst aus feinen Eisfäden, ein Netz strahlend weißer Nadeln und spitzer Pfeile,ineinander verflochten, sich gegenseitig durchdringend, überlagernd, immer wieder freie Stellen lassend, an denen das spärliche Licht bis tief in das Dunkel fällt. Dieses Feingewebte, so zauberhaft, so bizarr, das man das Geröllfeld hinabklettern möchte, um diese Wunderwelt der Kälte durch die glitzernd, gleißend weiße, hauchdünne Kristall gewordene Wasserfläche hinauf ins Licht zu schauen.


© Karl Maria Sprachlos


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