„Was willst du? Du kitzelst mich“ sagte der Betonpfeiler zu der Rose, die an ihm emporwuchs.
„Ich will dich schmücken“, antwortete die Rose.
„Ich brauche keinen Schmuck, denn ich bin schön genug, vor allem aber bin ich stark“, sagte der Betonpfeiler. „Ich und ein paar Kollegen tragen eine Brücke, die wiegt viele tausende von Tonnen“.
„Und ich trage eine Blüte, die ist schöner als alles, das du hier im Umkreis sehen kannst“, flüsterte die Rose
„Aber bist du auch stark?“, fragte der Betonpfeiler. „Das werden wir sehen“, sprach die Rose und versank in Schweigen.
Sie wuchs und wuchs und schließlich sprengte sie den Beton des Pfeilers. Wasser drang in den Spalt, gefror im Winter und zwängte den Spalt weiter auseinander.
Schließlich zerbrach der Pfeiler und eines Nachts sackte die Brücke in sich zusammen. Zum Glück war kein Mensch auf ihr unterwegs gewesen.
Am nächsten Tag kamen die Menschen und klagten über die zerbrochene Brücke.
Die Rose aber streckte ihre Blüte der Sonne entgegen und lächelte.
Kommentar:Ach, wie herrlich tiefgründig diese Parabel!
Es ist wirklich eine Freude für mich, deine Texte zu lesen.
Vor allem die, deren volle Blüte sich hinter einem fein gestrickten poetischen Mantel verbrigt;)
Wieder einmal großartig.
Gruß, Sandro
Kommentar:Guten Morgen, lieber Sandro, vielen Dank für Deinen Kommentar!
Wenn ich doch nur die Zeit fände, mich der Dutzende von Ansätzen anzunehmen, die auf meinem Mac stumm aber unausgesetzt kreative Zuwendung einfordern!
Aber mit 79 jeden Tag ehrenamtlich 25 niedliche aber anstrengende Kinder zu betreuen, kostet viel Energie und lässt nicht allzuviel davon für schriftstellerische Arbeit übrig. Es wartet ja auch noch ein Roman auf Vollendung, der immerhin schon 260 Seiten umfasst.
Kommentar schreiben zu "Die Rose und der Brückenpfeiler"
Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]