Das Autobahnmotel das mich an Psycho erinnerte

© EINsamer wANDERER

10.03.1996

Ich habe ein preisgünstiges Autobahnmotel gefunden, ungefähr eine halbe Stunde Fahrt von Rʼlyeh-City entfernt. Als ich hier ankam hätte ich fast einen Unfall gebaut, weil so eine blöde Trulla mir an der Auffahrt zum Motel die Vorfahrt genommen hat. Ich sag es ja immer wieder: Niggern sollte man keinen Führerschein geben, sonst glauben sie sie könnten genauso herum rasen wie in manchen dieser gewaltverherrlichenden Actionfilmen. Diese Junkies sind einfach zu dumm zum Autofahren. Selbst die verwahrlosten Kinder auf dem Rücksitz sahen sehr verstört aus über das Fahrverhalten ihrer Erzieherin. Eigentlich müsste ich deswegen das Jugendamt anrufen. Hätte ich doch nur das Kennzeichen oder ähnliche näheren Angaben. Aber darüber will ich mich gar nicht weiter aufregen. Gott wird sie schon eines Tages für all ihre Sünden strafen.

Ich muss nur diesen Auftrag in der Stadt erledigen. Ungefähr gegen Ende des Monats sollte ich damit fertig sein und dann kann ich wieder zurück nach Cleveland.

Aber ich sehe es nicht ein, wieso ich nach einem schweren Arbeitstag nicht ein wenig das Wäldchen um das Motel herum erkunden sollte. Es ist schon erstaunlich wie ländlich und abgeschieden es hier wirkt, obwohl wir noch in der Nähe der Großstadt sind. Das Motel wirkt für mich schon fast wie eine detailgetreue Nachstellung von Alfred Hitchcocks Psycho. Es fehlt eigentlich nur noch das bedrohliche Herrenhaus. Aber ich glaube nicht, dass mich die betagte Vermieterin unter der Dusche mit einem Messer abstechen wird. Dennoch werde ich diese Abgeschiedenheit von all dem Lärm der Großstadt schon fast wie einen Urlaub empfinden. Es ist hier wie ein vergessenes Paradies.


10.07.1996

Habe nicht so gut geschlafen. Vermutlich ist es der Stress auf der Arbeit. Ich kann mich einfach nicht richtig entspannen. Es ist als wenn ein irritierendes Licht nachts vor dem Fenster flackert und somit meinen Schlaf stört. Vermutlich ist es Einbildung, denn ich habe es nie mit geöffneten Augen gesehen.

Nun, da ich hier seit vier Tagen wohne, kommt mir die Ruhe fast schon unnatürlich vor. Es gibt keine Vögel oder sonstige Tierlaute welche die Stille zu unterbrechen vermögen. Ich habe die Vermieterin gefragt ob hier irgendwelche Waldtiere heimisch sind, doch ihre Antwort war von Drogen vernebelt. Vermutlich lebt sie schon lange hier und versucht die Stille mit Marihuana erträglich zu machen.

Lediglich der ruhige See in der Nähe vermag es meine angespannten Nerven etwas zu beruhigen.


10.10.1996

Ich fühle mich beobachtet. Ich sah eine Gestalt vor meinem Fenster lauern. Es schien als wenn sie mich beim Schlafen beobachtet hätte. Vermutlich konnte ich deshalb so schwer schlafen. Dieses Gespinst vor meinem Fenster beschäftigt mich sehr und an Arbeit ist kaum zu denken, dennoch versuche ich mein Bestes. Das Ding lässt sich nur schwer beschreiben. Es wirkt humanoid, könnte jedoch auch eines dieser Aliens sein von denen man immer wieder in den Nachrichten hört.

Heute ist wieder jemand überstürzt vom Motel aufgebrochen, ähnlich wie die Frau als ich Anfang des Monats gerade auf die Auffahrt fuhr. Vermutlich lag es doch nicht an den Ketten ihrer ethnischen Herkunft. Aber ich werde nicht ausziehen, dafür ist dieser Auftrag zu wichtig für meine Karriere.

Über den kleinen See liegt nun beständiger Nebel, fast so als würde die Sonne die Schwaden nicht zu erreichen vermögen. Ich weiß nicht wieso aber mir schaudert es wenn ich nun zu ihm rüber blicke.


10.17.1996

Ich habe es wieder gesehen, doch dieses Mal war es nicht alleine dort. Und es ist diesmal auch nicht sofort bei Sichtkontakt verschwunden wie beim letzten Mal. Es starrte mir nun direkt in die Augen und ich sah nichts anderes als den Tod selbst. Und erst nach einer Weile des gegenseitigen Anstarrens verschwanden die beiden in aller Ruhe als wenn sie nichts zu befürchten hätten.

Am liebsten würde ich von hier verschwinden, doch ich habe schon in anderen Hotels und Motels nachgefragt und niemand will mir sonst ein Zimmer geben. Immer wenn ich sage wo ich derzeit wohne scheine ich bei meinem Gegenüber auf Granit zu stoßen. Niemand will mich aufnehmen, als wenn ich die Pest am Hals hätte. Mich beschleicht zudem das ungute Gefühl dass etwas Schlimmes passieren wird und das schon bald. Sehr bald.


10.20.1996

Mit jedem Tag werden die Erscheinungen dreister. Inzwischen scheuen sie nicht mehr davor zurück mitten in meinem Zimmer zu erscheinen. Aber außer mir nimmt sie keiner wahr. Werde ich langsam verrückt? Ich versuche des Nachts die Decke über den Kopf zu ziehen um wenigstens etwas Schlaf zu finden, doch ihr Leuchten scheint sogar durch mein Laken und Augenlidern hindurch. Inzwischen breitet sich der Nebel hier aus und hat das Motel fast schon erreicht. Er macht alles kalt und gespenstisch. Das Ereignis welches mir mein Gefühl prophezeit rückt immer näher und zwar in großen Schritten.


10.21.1996

Heute habe ich die Gestalten bei der Arbeit gesehen. Sie haben irgendetwas mit meinem Computerbildschirm gemacht. Ich kann nicht erklären was es war. Es ging alles so furchtbar schnell und dennoch jagt es mir eine Scheißangst ein.

Inzwischen ist das ganze Motel in dieser verdammten Nebelfront die vom See ausgeht und mit ihr kamen auch die Geister. Hundert Pro hat das miteinander zu tun. Aber ich fürchte mich da rauszugehen.

Ich höre die Gestalten in den dunkelsten Ecken meines Verstandes flüstern. Ich weiß nicht was sie sind. Geister, Aliens oder aber beides. Es geht mir auch am Arsch vorbei. Vielleicht wäre mir nicht so bange wenn ich verstehen könnte was diese Wesen genau von sich geben.


10.22.1996

Es scheint als wenn es morgen soweit wäre. Ich weiß nicht was passieren wird, aber ich habe die Schnauze gestrichen voll. Scheiß auf die Karriereleiter, ich krepiere hier draußen! Ich bin der einzige Trottel der hier geblieben ist. Bis auf die Vermieterin, die in ihrem Rausch gar nichts mehr von sich gibt als sinnloses Gebrabbel und dass Morgen der Tag der Opferung sei, gibt es außer mir keinen einzigen Bewohner mehr. Ich kann noch nicht einmal mehr fliehen. Ständig lande ich hier, egal wo ich hingehe ich komme immer wieder hier an. Inzwischen bin ich weit über die Grenzen meiner eigenen Angst hinaus. Ich bin stinksauer und ich werde nun zu diesem verdammten See gehen und es dort beenden. Hoffentlich schaffe ich es bis zum nächsten Sonnenaufgang zurück.


10.23.1996      00:00 AM

πϞϲϥ _ξ╬۬ۓѣ фѮѦҳҨҬ (Übersetzung: Die Opferung ist vollzogen)


The End


© EINsamer wANDERER


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Beschreibung des Autors zu "Das Autobahnmotel das mich an Psycho erinnerte"

Die vorerst letzte Geschichte dieser Reihe, aber es werden bestimmt noch mehr werden.

Link:
Brief: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/13/Kurze/46150/Brief/
Der Detektiv mit dem Geisterarm: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/12/Fantasie/44705/Der-Detektiv-mit-dem-Geisterarm/
Das Monster aus Haut: https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/13/Kurze/46165/Das-Monster-aus-Haut/




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