Lautlos schlich sie, wie ein Schatten, durch die Nacht. Sie ging durch die Gassen auf der Suche nach Beute. Der Mond stand vollgefressen am Firmament. In ihrem Magen brannte die Gier nach Blut. Sie wollte sich sattfressen an dem Vieh. Fledermäuse flogen über ihr. Die Gier wurde von Moment zu Moment unerträglicher. Endlich fand sie ein Opfer. Eine Hure würde für den Anfang reichen. Sie schlug ihre Reißzähne in sie. Genüsslich saugte sie das noch warme Blut aus ihr heraus. Eine Erregung brachte die kleinen Härchen auf ihrem Körper zum Sträuben. Die Nutte stöhnte ebenfalls vor Lust, bis sie Ohnmächtig wurde. Die Vampirin erinnerte sich noch gut daran, wie es das erste Mal bei ihr war. Die Lust die es einen bereitete ausgesaugt zu werden, hatte ihr fast den Verstand geraubt. Aber es war nichts im Vergleich zu dem was das Blutsaugen auslöste. Der Hunger war noch nicht gestillt sie wollte mehr- mehr. Es durfte noch nicht zu Ende sein. Der kostbare Lebenssaft troff von ihren Lippen auf ihr
T-Shirt. Sie hob es an und leckte das Blut davon ab. Nichts durfte verschwendet werden. Doch mit dem Blutdurst kam auch die Mordlust. Der Geschmack von Blut der im Kampf vergossen wurde, war besser als alles andere. Nachts kam zum Glück allerlei Gesocks heraus. Sie würde schon ein paar triebhafte Exemplare finden. Und da kamen auch schon die ersten. Sie zog den Duft der Welpen ein. Jung, voller Hormone und wild. Sie raste mit schnellen Schritten wie eine Balletttänzerin auf sie zu. Dem ersten Schlug sie auf die Nase, die mit einem wunderschönen Knacken brach. Dem zweiten packte sie am Kopf und schüttelte ihn so lange, bis sie ihn abriss. Sofort bereute sie es. Das schöne Blut tropfte auf die dreckige Straße. Sie leckte es auf. Der letzte, der noch auf den Beinen stand, nutzte die Chance zur Flucht. Meine Beute, durchfuhr es sie. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie auf seinen Rücken, klammerte sich wie eine Höhlenspinne an ihm fest und sog mit Genuss sein Blut aus ihm heraus. Die ausgesaugte Leiche ließ sie links liegen. In dieser Nacht würden ihr noch mehr Menschen zum Opfer fallen. Der süßliche Geruch von Blut lag in der Luft und führte die Vampirin zu einem jungen Mädchen, in einem Hinterhof. Das junge Mädchen stand da, mit dem Rücken zu ihr. Einsam und verlassen. Weit und breit, nichts als Dunkelheit. Noch nicht mal eine Maus ließ sich blicken. Noch einfacher konnte es ja nicht sein. „Da bist du ja endlich.“, wisperte sie. Unsicherheit machte sich in der Vampirin breit. Der Wind wechselte abrupt die Richtung. Er wehte den Geruch von lebenden Menschen. Vielen Menschen, mit vielen Waffen. Das Mädchen drehte sich um. Sie lächelte. In der Hand hielt sie eine mittelalterliche Armbrust. Hastig sprang die Vampirin nach hinten. Aber es war zu spät. Sie konnte dem Bolzen nicht entkommen. Sie hatte keine Zeit ihn herauszuziehen. Die Jäger auf den Dächern zielten mit ihren Waffen auf sie. Es wäre unklug gewesen, zu verweilen und es auf einen Kampf ankommen zu lassen. So suchte sie ihr Heil in der Flucht. Panisch rannte sie durch die Gassen, die Jäger verfolgten sie. Die Vampirin kannte dieses Pack. Sie zogen von Ort zu Ort, auf der Suche nach Blutsaugern. Aber genau da war auch ihr Schwachpunkt. Sie brauchten einen Führer, jemand, der sich in der Stadt auskannte. Wenn sie den erledigen konnte, würde sich niemand mehr trauen mit den Fremden durch die Nacht zuwandern. Sie musste ihn finden. Langsam schielte sie hinter sich. Da waren acht Jäger und wahrscheinlich ihr Stadtführer, der sich fragte in was er da rein geraten war. Sie sprang auf ein Dach. Die Jäger kamen ihr mit Enterhacken hinterher. Einfallsreich waren sie schon mal. Aber es waren nur acht Hacken. Der Führer würde unten warten müssen. Das war ihre Chance. Die Vampirin wartete, bis die Jäger oben waren. Dann sprang sie auf das gegenüberliegende Dach. Die Jäger folgten ihr, nachdem sie die Hacken wieder verstaut hatten. Lächelnd sprang die Vampirin vom Dach, genau vor die Füße des Städteführers. Es war ein schmutziger Straßenjunge. Die Jäger wussten, wie man jemanden fand, der sich in den Straßen auskannte. Sie hob ihn wie eine große Puppe in die Höhe und biss ihm in den Hals. Das warme Blut lief ihren Hals hinunter. Ließ ihre Lebensgeister aufleben und ihre Wunde heilen. Sie schloss sich und drückte den Bolzen automatisch raus. Der Junge wurde kreidebleich. Seine Augen brachen, als der letzte Tropfen Blut seinen Körper verließ. Lächelnd starrte die Vampirin zu den Jägern hoch, die entsetzt über die Ungeheuerlichkeit der Blutsaugerin sprachlos waren. Sie stürmten die Treppen hinunter. Die Vampirin rannte in die Dunkelheit der Nacht. Sie kannte jetzt den Geruch der Jäger. Nun würde es wieder so sein, wie es sich gehörte. Sie würde die Jäger jagen und einen nach dem anderen töten. Vielleicht würde sie auch einen am leben lassen, umringt von den Leichen seiner Kollegen- seiner Freunde. Es würde aussehen, als wenn er sie getötet hätte. Die Vampirin konnte dem eine gewisse Komik abgewinnen. Vielleicht würde sie es so machen, vielleicht auch ganz anders. Wer wusste schon was passieren würde? Sie tauchte im Dunkel der Nacht unter. Unsichtbar für ihre Beute, sah sie, wie sich die Gruppe teilte, um eine größere Chance zum Finden der vermeidlichen Beute zu erzielen. Aber sie waren klug genug, um sich nicht einzeln auf die Suche zu begeben. Die einen liefen nach links, die anderen nach rechts. Die Vampirin trat aus ihrem Versteck hervor. Sie drehte den Kopf von links nach rechts und wieder zurück. Wem sollte sie folgen? Welches Team war das schwächere? Sie kam zu der Entscheidung, dass es egal war. Alle Jäger waren bereits tot, sie wussten es nur noch nicht. Schließlich schlug sie den Weg nach rechts ein. Es war leicht die Jäger zu finden. Sie stanken vor Schweiß und Nervosität. Sie schlich behutsam hinter ihnen her. Zum Glück atmete sie nicht, wodurch sie sich nicht verraten konnte. Sie entdeckte eine Dose. Vorsichtig hob sie sie auf und warf sie in die nächste Sackgasse. Sofort waren die Jäger alarmiert und standen Kampfbereit vor dem Eingang der Sackgasse, damit ihre Gegner glaubten, ihr jegliche Fluchtmöglichkeit nehmen zu können. Aber genau dieser Gedanke wandte sich gegen sie. Die Vampirin packte die Jäger. Zerquetschte ihre Schädel an den Wänden. Überall spritzte es Blut und Hirnmasse. Dann tauchte sie ihren Finger in eine kleine Blutlache und schrieb Parolen an die Wände wie, „Fürchtet mich!“ „Bereut!“ und ähnlichem. Jetzt galt es nur noch den Rest des Trupps hierher zu locken. Die Vampirin räusperte sich. Gab einige Laute von sich, um die Tonlage ihrer Stimme zu verändern und wie eine hilflose Frau zu klingen. Ein Trick, der mehr als einmal funktioniert hatte. „Hilfe! Zu Hilfe! Da ist eine Verrückte, die mit ihren Fingernägeln gerade ein paar bewaffnete Männer abschlachtet.“, schrie sie der Nacht entgegen. Sie war sich der Unglaubwürdigkeit ihrer Wehklagen bewusst, wusste aber, dass es wirkte, wenn es gut durchgeführt wurde, was es auch war. Die Jäger kamen, als sich die Vampirin schon längst in den Schatten der Nacht versteckt hielt. Mit der Geduld eines Raubtiers wartete sie auf den richtigen Moment zum Zuschlagen. Sie wusste nicht genau, wann es soweit war, es war eher ein Instinkt, der ihr sagte, wann es Zeit wurde, sich zu zeigen. Was er dann auch tat. Die Vampirin tauchte aus dem Schatten auf. Sie, gegen drei, überraschte Jäger, lachhaft. Zwei von Drei sahen innerhalb eines Augenblicks, ihre Gedärme auf das Pflaster der Straße klatschen. Dem dritten packte sie am Kragen und zog ihn hoch. „Sie mir in die Augen!“, befahl sie mit einer Süße, der kein Sterblicher wiederstehen konnte. Der Überlebende gehorchte brav und sah seiner Gegnerin in die Augen, die dadurch auf den Grund seiner Seele blicken konnte. Sie sah seine Vergangenheit. Alles normal. Eltern, die von Vampiren getötet wurden. Buh-Huh. Großer Hass, auf alles was Blut saugt. Das übliche halt. Aber das konnte man ändern. Mit ihren Blicken nahm sie seine Seele, zog sie in die Länge verdrehte sie, zerfetzte sie und setzte sie anschließend wieder falsch zusammen. Heraus kam der Mörder all derer, die in der Gasse lagen. Jeder, selbst der Jäger würde allein diese Geschichte glauben, nicht jedoch die Wahrheit. Katatonisch fiel er zu Boden. Niemand würde hier eine höhere Macht erwarten. Nicht bei den Leichen, mit den blutigen Parolen und den katonischen Jäger. Ihr Job war getan. Sie schwang sich in die Nacht empor. Wieder einmal hatte sie die Jäger, die in ihr Territorium eingedrungen waren, erfolgreich vernichtet. Das Einzige, das sie in ihrem Revier weniger duldete, als Jäger, waren andere Vampire. Der Wind trug ihr die Witterung von einigen anderen Vampiren zu. Wenn man vom Teufel spricht. Sofort änderte sie die Richtung. Wahrscheinlich irgendwelche, die gerade frisch aus ihren Gräbern entstiegen waren. Die Sorte Vampir, die sie am wenigsten mochte. Gerade erst auferstanden und schon massig am Scheiße bauen. Es waren drei Vampire. Sie saugten gerade irgendwelche Obdachlosen aus. Die Vampirin fauchte, um die anderen zu warnen und zu bedrohen. „Das ist mein Jagdgrund, sucht euch euern eigenen.“ Der eine ließ seine Beute achtlos zu Boden sinken. „Hey, das find ich nicht gut, was du da abziehst. Hier gibt es doch genug Blut für alle. Warum können wir uns nicht einfach vertragen?“ Die Vampirin seufzte. Der Kerl schien in seinem früheren Leben Sozialpädagoge gewesen zu sein. Sie hatte keine Lust auf große Diskussionen, bei Tee, Keksen und Joints. Es gab als Vampir eine eiserne Regel: keine Kompromisse. Nur so überlebte man die Nacht. Die Vampirin schlug die drei nieder. Bald würde die Sonne aufgehen. Sie ging mit den drei Typen unterm Arm zu ihren Unterschlupf. Ein altes Mausoleum war ein perfektes Versteck für die Vampirin. Die Familie, der es gehört hatte, war schon vor Jahren von ihr ausgelöscht worden. Dort gab es massig Säulen. Sie kettete die drei an ihnen und stellte eine Kamera auf. Sie würde aufnehmen, wie die drei gegrillt wurden. Tja, dass kam davon, wenn man mit Vampiren Kompromisse schließen wollte. Die Vampirin zog sich in ihrem steinernen Sarg zurück. Sie freute sich bereits auf den Kurzfilm. Kurz bevor sie einschlief, hörte sie noch die Schreie der Verbrennenden. Nächste Nacht würde sie wieder durchs Dunkel streifen. Sie würde jagen und ihr Revier verteidigen. So würde sie es tun, bis zu ihrem endgültigen Ende.


The End


© EINsamer wANDERER


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Beschreibung des Autors zu "Nächtliche Jagd"

Hier mal ein kleines Werk. Es ist nichts großartiges. Eine Übung, mehr war es nicht.

Link zum Hörbuch auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=SKifoQcfb9k&feature=youtu.be




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