Mit großen Schritten nähern wir uns dem Ende dieser Geschichte. Die derzeit laufende 5.Staffel wird auch die letzte Staffel dieser Reihe sein. Mit der Veröffentlichung der 100. Episode am Ende dieser Staffel schließt das "Bordell Türkis" endgültig seine Pforten.

Episode 14: Das Dunkle im Hier und Jetzt

In den nächsten Stunden gab es viel zu besprechen, doch alle 4 waren zu einem einstimmigen Ergebnis gekommen. Alti ihm ausliefern kam nicht in Frage. Da konnte er Monate vor der Tür des Bordells warten, sie würden sie niemals herausgeben. Selbst Gabrielle hatte sich viele Gedanken um die Zukunft mit Zip gemacht. Wenn er wieder so leben wollte, wie er es jetzt tat und von seiner Vergangenheit eingenommen wurde, dann hatten auch sie keine Zukunft mehr. Das Baby sollte nicht bei einem Mörder aufwachsen. Da stimmten alle gemeinsam zu. Auch wenn Zip in wenigen Stunden vor der Tür stand und Alti forderte, würde sich Gabrielle schützend vor sie stellen. Auch wenn Zip ihr Mann war, gab es keinen Grund und keine Rechtfertigung für ihn, einen Menschen zu töten. Dann war er nicht besser, als diese 3 Wichser, die Penny und ihr Baby ums Leben brachten. Doch die Stimmung im Bordell Türkis war bedrückt. Ken fürchtete, dass er das Bordell heute Abend lieber nicht öffnen sollte, falls Zip vorbeikam und auf dumme Ideen kam. Auch Michaela war der Meinung, dass sie mit ALLEM rechnen mussten. Doch was dann geschah war viel schlimmer, als sie es sich hätten jemals ausmalen können....

Als sie Alti am Abend nicht herausgaben, hatten alle ein schlechtes Gefühl. Gabrielle schaute immerzu durch die Fenster nach draußen, um irgendwo Zip zu entdecken. Er war sicherlich in ihrer Nähe und beobachtete sie auch. Was würde jetzt passieren, wenn sie auf seinen Drohbrief nicht eingehen würden? Gabrielle hatte den Brief selbst zerrissen und die Reste vor die Tür geworfen. Das war ein eindeutiges Zeichen ihrerseits. Zunächst blieb es auch noch ruhig und alle hatten schon die leise Hoffnung, dass er sich beruhigt hatte, aber Gabrielle allein wusste genau, dass dies niemals eintreten würde. Zip beruhigte sich nicht so schnell und schon gar nicht nachdem, was diese Woche geschehen war. Irgendwo hatten sie alle Angst. Und Gabrielle dachte an Altis Worte, dass sie einem Ende entgegen gehen. Das alles hier wirkte fast so. Ein Ende voller Schrecken. Vorsichtshalber hatte Ken das Bordell notgedrungen für diesen Abend geschlossen. Es war sicherlich nicht ratsam, heute Abend hier Menschen reinzulassen. Wer wusste schon, was hier heute noch geschehen würde? Auch alle Eingangstüren waren mit einem Schloss versperrt worden. So konnte Zip sie nicht einfach überraschen. Selbst er kam mit seinem Schlüssel nicht einfach hinein, wenn die Schlösser eingehängt waren. Das gab allen ein wenig Sicherheit. Doch diese verflog schneller als sie dachten. Plötzlich gingen im gesamten Bordell die Lichter aus. Der Strom schien weg zu sein. Und jeder wusste, dass Zip etwas damit zutun hatte. Draußen war es dunkel und man sah nur noch den hellen Vollmond am Himmel, der etwas Licht in den Eingangsbereich warf. Auch die Spielautomaten waren verstummt. Es war völlig ruhig im Raum. Ein leichter Wind brachte hier und da ein Stück Holz zum Knarksen. Gabrielle schaute wieder nach draußen. Zip sah sie nicht, aber dafür die 3 Männer mit den roten Seidenschals. Und hinter ihnen stand ein weiterer Jemand, den sie nicht erkennen konnte. Es war vermutlich Zip.

Sie bewegten sich nicht, aber sie hatten Taschenlampen dabei und leuchteten das Bordell damit an. Vermutlich hatten sie selbst keine Ahnung, ob die 4 sich noch im Bordell befanden oder nicht. Doch wie sie Zip kannte, hatte er sie den ganzen Tag lang aus einem Versteck heraus beobachtet. Gabrielle wurde schlagartig bewusst, was hier gerade geschah. Das Hoch, das sie alle in den letzten Wochen erlebt hatten, war vorbei. Sie waren wieder in so einer Situation, in die sie immer wieder kamen in diesem Bordell. Auf jeden Höhepunkt folgte ein Tiefpunkt. Sie mussten sich in ihrem eigenen Bordell vor jemanden verstecken, der vor wenigen Tagen noch ihr Freund war. Vermutlich hatte er sich dieser Bande von Tuchträgern angeschlossen, um nicht ganz alleine dazustehen. Was war hier nur los? Worin waren sie denn jetzt wieder verwickelt? Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Immer wieder kehrte das Schlechte und Böse zu ihnen zurück und forderte Menschenleben. Das war ja schon von Beginn an so gewesen. Jedes Jahr geschah etwas Furchtbares und sie verloren Verwandte und Freunde. Jetzt saßen sie hier fest und mussten damit rechnen, dass jeden Moment jemand die Fenster einschlug und sie mit einer Waffe bedrohte, wenn nicht sogar erschießen wollte. Das hatte hier niemand verdient.

Sie waren keine schlechten Menschen, nur weil sie ein Bordell betrieben. Das hatte sich von der Eröffnung vor 4 Jahren bis heute immer wieder durch ihr Leben gezogen. Man konnte fast meinen, dass sie dafür bestraft wurden, weil sie ein Bordell führten. Gott oder wer auch immer auf sie runter schaute, schien einfach nicht locker zu lassen, um sie von dieser Idee abzubringen. Vielleicht war es wirklich falsch, ein Bordell zu leiten? Vielleicht wurde man dadurch wirklich zu einem oberflächlichen und schlechten Menschen? Der Job, hier zu arbeiten, war sicherlich nicht gerade von einem guten Ruf geprägt. Wer im "Bordell Türkis" arbeitete, war immer ein Stück weit seltsam. Es gab zwar genug Kundschaft, die sich jeden Abend hier vergnügte, aber auch Menschen, die solche Einrichtungen wie Bordelle verachteten. Und davon gab es sogar reichlich. Vielleicht mussten sie wirklich überlegen, ob sie ihr Dasein als Bordellbesitzer nicht irgendwann aufgaben. Wenn sie dies hier heil überstehen würden, war es vielleicht an der Zeit darüber nachzudenken. Auch Ken musste dies irgendwann einsehen. Seit sie hier arbeiteten und das Bordell von Jahr zu Jahr neu eröffneten, hatten sie kaum mehr eine ruhige Minute oder wirklichen Frieden. Es brachte ihnen nur Pech und machte sie zu Marionetten des Teufels. Dies alles würde erst aufhören, wenn sie sich endlich entschlossen, kein weiteres Bordell mehr zu eröffnen. Selbst wenn dieses Bordell alles heil überstand, bestand hierin keine Zukunft mehr. Gabrielle war dies soeben bewusst geworden.

Doch plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als neben ihr am Fenster zwei Augen und ein roter Seidenschal auftauchten. Sofort duckte sie sich auf den Boden. "Die kommen hier rein! Die werden hier reinkommen! Lasst uns nach oben gehen! Wir müssen uns verstecken! Hier im Dunkeln haben sie uns gegenüber keinen Vorteil! Los hoch! Kommt mit!", flüsterte Gabrielle und alle anderen 3 folgten ihr. Als sie die Treppe nach oben erreichten, hörten sie Glas zersplittern. Jetzt waren sie hier drin. Ohne ein Geräusch zu machen, kamen die 4 oben an und sperrten sich in eines der Zimmer ein. Die Idee, aus einem Fenster heraus nach draußen zu flüchten, empfand keiner als gute Idee, da sicherlich mindestens einer noch draußen Wache hielt und sie sofort entdecken würde. In der Not war es vielleicht eine Idee, aber jetzt mussten sie sich erstmal sammeln und gegenseitig beruhigen. Alles würde gut werden. Ganz sicher......

Fortsetzung Folgt!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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