Kormars Bauch presste gegen den Boden. So mussten es die großen Jäger machen. Kormar warf einen unsicheren Blick auf Kari. Die wusste genau, was sie zu tun hatte. Kormar wusste es nicht so sehr. Das war immer schon so. Es war auch Karis Idee gewesen. Sie kam immer mit verrückten Ideen. Kormar versuchte es ihr dann aus zureden, aber das war wirklich verlorene Zeit. Und so hatten die zwei schon jeden Sumpffleck, jede Wasserstelle, die Bäume und alles Mögliche andere, was Kari so eingefallen war, erforscht, untersucht, beobachtet. Heute waren es Vögel, Enten um genau zu sein.

Kormar rutschte ein kleines Stück vorwärts. Die Enten beachteten die beiden nicht, wiegten sich in vorläufiger Sicherheit. Kari folgte und legte ihre Hand auf Kormars. Beide hielten den Atem an. So machten das die Jäger. Es war nun so weit, das wussten sie. Die Enten waren noch immer ruhig. Kari würde den ersten Schritt machen, darauf hatte sie bestanden. Und wer würde mit Kari diskutieren? Kormar hielt das Ganze sowieso für eine Wahnsinnsidee. Das konnte nie im Leben funktionieren. Karis Körper spannte sich an. Ihr Blick war starr auf eines der Entenjungen gerichtet. Ihr Atem ging flach. Kormar hingegen starrte auf Kari. Sie war sprungbereit, eine Tigerin, die gefährlichste Katze von allen. In dem Moment wusste Kormar, dass alles möglich war. Wirklich alles!

Chaos brach aus. Enten quiekten und flatterten. „Lauf! Verdammt! Lauf!“ Kari war stocksteif. Die tobenden Eltern gingen auf sie zu, schnatterten, schlugen mit ihren Flügeln. „Kari!“ Aber sie bewegte sich kein Stück und sie ließ den Griff um das Entenjunge nicht locker. Kormar packte ihre Taille und riss sie weg. Kari schrie plötzlich auf, stolperte nach hinten und landete auf Kormar, das quiekende Entenjunge noch immer in ihren Händen. „Lass los! Lass los, sie lassen nicht locker!“ Die Schreie der Mutterente und ihre Flügelschläge wurden immer lauter und bedrohlicher. Karis Hände öffneten sich. Das Küken floh unter den Schutz der Mutter. Wie perplex starrten die zwei auf die wieder vereinte Familie, die unter empörtem Geschnatter das Weite suchte.

Kormar rieb sich die Ellbogen. „Das war wohl nichts! Und mein Gewand ist auch schon wieder dreckig! Ich bekomm Ärger. Kari, es ist immer dasselbe mit dir.“ Kari blickte in die Ferne. Sie war noch nicht fertig mit den Enten und dem Jagen. „Ich habe sein Herz gespürt, ganz heftig, als würde es zerspringen!“ Ihre Hände rieben an einander, so als könnte sie den kleinen Vogel immer noch fühlen. Kormar wusste nicht, was zu tun war. Kari wirkte wie weggetreten. Nach ein paar mehr Schritten blieb sie plötzlich stehen. Ihre Augen flackerten auf. „Weißt du, was wir morgen machen?“ Kormar stöhnte.


© lerche


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