Episode 8: Die Ruhe vor dem Sturm?

Penny sprang. Aber nicht nach unten auf den Asphalt, sondern in die Richtung von Zip. Innig umarmte er sie und drückte sie fest an sich. Er wusste genau, wie es ihr ging. Wie sie sich fühlte. Es war nicht leicht, jemanden zu verlieren, den man liebte. Doch sie hatte ja noch ihre Tochter. Für sie sollte sie jetzt da sein. Eine Tochter brauchte ihre Mutter so sehr. Nicht nur bei Penny flossen in diesem Moment die Tränen, sondern auch bei Zip. Es fühlte sich erlösend an. Und zum ersten Mal hatte auch Zip das Gefühl, sich von etwas gelöst zu haben. Vielleicht war dies der erste Moment überhaupt, in dem er ein Stück weit das verarbeitet hatte, was damals geschehen war. Und Penny hatte ihm grad dabei geholfen. Gemeinsam waren sie stark und gemeinsam gingen sie wieder nach unten zu Gabrielle und Alti. Dies war wohl keine der Katastrophen gewesen, die Alti in ihrem Kartenbild vorausgesehen hatte. Doch niemand stellte Alti in Frage. Was auch immer es war, da kam noch viel auf sie zu.

Am nächsten Morgen war Alti die Erste, die auf der Matte stand und aus ihrem Zimmer im Bordell Türkis kroch. Alle Angestellten hatten dort übernachtet. Die Hochzeit war bis 4.00Uhr morgens gegangen. Kai und Felix hatten sich irgendwann abgesetzt und sind in ihre Flitterwochen gefahren. Der Flug ging morgens um 6. Sie waren verrückt konnte man denken, aber das gehörte einfach zu einer unvergessenen Hochzeit. Sie hatten von dem Ärger in der Nacht überhaupt nichts mitbekommen. Auch Michaela und Ken nicht. Sie waren im Bordell Türkis gewesen und hatten später mitgefeiert. Alles hatte perfekt funktioniert. Es hatte seltsamerweise auch während der Hochzeit und innerhalb des Bordells keine Zwischenfälle gegeben. Und Alti hätte schwören können, dass etwas eintreten würde. Die Hochzeit war friedlich und harmonisch von Statten gegangen und niemandem war etwas zugestoßen. Kai und Felix saßen jetzt schon in ihrem Flieger. Gabrielle und Zip schliefen vermutlich noch. Auch Penny war noch nicht wach. Sie hatte die Nacht bei Alti im Haus und beim Baby verbracht. Dort war noch kein Licht. Alti kam die Treppe nach unten und schaute sich um. Es sah mehr als chaotisch aus. Hier hatten viele Leute lange und ausgiebig gefeiert. Man konnte kaum glauben, dass hier heute Abend wieder der reguläre Betrieb weiter gehen würde. Doch Ken hatte eine regelrechte Putzkolonne bestellt, die das alles im Nu beseitigte. Überall lag Müll rum. In einer Ecke war eine Flasche zersplittert. Von den Klos wollte man gar nicht erst sprechen. Alti wagte sich durch den Müll Richtung Ausgang, um die Morgensonne zu genießen. Nachdem es gestern geregnet hatte, fühlte sich diese frisch und frei an. Auch Alti fühlte sich gut. Und trotzdem überkam sie wieder dieses Gefühl. Es lag was in der Luft. Irgendetwas Schlimmes würde passieren. Und es hatte nichts mit ihr selbst zutun. Mehr konnte sie auch in ihrem Kartenbild nicht erkennen.

Als sie vor dem Eingang etwas Müll einsammelte und in die Behälter am Parkplatz warf, erkannte sie in der Ferne etwas, das ihr merkwürdig vorkam. 3 Männer hatten auf der Hauptstraße Position eingenommen und schauten in die Richtung des Bordells. Sie sahen nicht unbedingt gefährlich aus und man konnte ihnen sicherlich nicht direkt eine schlechte Absicht anhängen, aber trotzdem wirkte es ungewöhnlich. Sie hatten auch Alti bereits gesehen und machten sich nicht die Mühe, einmal wegzuschauen. Sie starrten sie förmlich an. Was wollten die denn nur? Mein Gott, wie sie das nervte. Solche Lustmolche waren doch alle gleich. Vermutlich Kunden des Bordells, die schon Druck vor der Frühschicht hatten. Alti kümmerte sich nicht mehr weiter um sie, aber behielt sich noch im Kopf, dass sie rote Seidenschals getragen hatten. Warum auch immer. Vielleicht war das ja gerade wieder in? Keine Ahnung. Jedenfalls ließ Alti die Männer stehen und ging wieder ins Bordell. Als sie drinnen angekommen war, klingelte es an der Tür. Ein Blitz durchfuhr sie. Waren das etwa diese 3 Idioten? Wie waren sie so schnell an die Tür gerannt? Das war doch gar nicht möglich. Sie drehte sich um, schaute durch den Spalt in der Eingangstür und konnte nichts erkennen. Als sie die Eingangstür öffnete, fand sie niemanden vor. Nur ein Brief lag dort. Und adressiert war er an Penny. Alti hatte zwar keine Befugnis ihn zu öffnen, aber das musste als Ausnahme gelten. Wer auch immer diesen Brief abgegeben hatte, hatte sicherlich nichts Gutes im Sinn mit ihr. Also las Alti den Brief und nahm sich dafür ausreichend Zeit. Sie setzte sich auf den Boden nahe der Eingangstür im Bordell und kam aus dem Entsetzen nicht mehr heraus. Jemand wollte das Baby. Das Baby von Penny. Und wenn sie es innerhalb der kommenden 4 Stunden nicht bekämen, würden sie alles in ihrer Macht stehende tun, um es in die Hände zu bekommen.

Fortsetzung Folgt!!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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