''X-Files - Das Unfassbare'' (ENDE DER SERIE!)

Vorab ein Wort von mir an euch: Ich bedanke mich bei meinen treuen Lesern, die mich mit "X-Files" seit Oktober letzten Jahres unterstützt haben. Es war mir immer eine Freude, euch zum Gruseln zu bringen. Ich hoffe, ihr konntet ein wenig Gänsehaut mitnehmen. In der nun folgenden allerletzten Episode dieser Reihe geht es noch einmal "Back to the roots", also zurück zum Start dieser Reihe. Mit dieser letzten Episode verabschiede ich mich bei euch und wünsche euch ab kommender Woche viel Spaß mit der 5. und ebenfalls letzten Staffel von "Bordell Türkis".

"X-Files - Das Unfassbare" - Staffel 4 - Episode 10: Die Karten der Joyce

Joyce war eine alte, oft mies gelaunte Witwe, die nichts Besseres zutun hatte, als aus ihrem Fenster im 2.Stock zu schauen und die vorbei gehenden Leute zu beobachten. Das tat sie stundenlang. Jeden Tag. Viele der Leute beachteten sie nicht, aber manche riefen ihr Spitznamen wie "alte Hexe" oder "bescheuerte Alte" zu. Tatsächlich interessierte sich Joyce für Esotheorik und war selbst Kartenlegerin. Sie wusste genau, was auf jemanden zukam, wenn sie ihm die Karten legte. Da allerdings niemand ihre Dienste als Kartenlegerin mehr in Anspruch nahm, vertrieb sie sich die Zeit selbst. Immer wenn sie aus dem Fenster schaute, hatte sie ihre Karten in der Hand. Wenn jemand unter ihrem Fenster vorbei ging, ließ sie wahllos eine Karte aus dem Fenster fallen. Sie landete dann unten auf dem Bordstein und das was aufgedeckt da lag, beschrieb die Zukunft für den Passanten, für den sie gedacht war. In manchen Fällen zeichnete sich auch der Tod ab. Dann war Joyce klar, dass dieser Mensch nicht mehr lange leben würde. Die Passanten ärgerten sich darüber und nahmen sie natürlich nicht ernst. Ihre blöden Karten interessierten niemanden. Joyce selbst bemerkte überhaupt nicht mehr, wie sehr sie andere Leute damit verärgerte. Sie machte sich immer mehr einen Spaß daraus, den Leuten einen Schrecken einzujagen. Da sie sonst nicht viel Besuch bekam, hatte sie sehr viel Zeit dafür. Und die nutzte sie tagelang, um ihre Karten aus dem Fenster zu werfen. Doch das änderte sich schlagartig, als ihr kleiner 3jähriger Enkel zu Besuch kommen sollte. Darauf hatte sie sich bereits wochenlang gefreut. Bevor er ankam, wollte sie noch ein paar Passanten erschrecken und warf noch einige ihrer Karten nach unten. Heute zeichnete sich sehr oft der Tod ab. Viele dieser Menschen würden den heutigen Tag nicht mehr überleben. Doch Joyce war das fast schon gleich. Für sie war niemand mehr besonders. Nur ihr Enkel. Der war besonders.

Als er ankam, steckte sie die Karten ein und öffnete ihm und ihrer Tochter die Tür. Sie freute sich hauptsächlich über ihn. Niemand scherte sich um Joyce. Sie hatte keine Freunde mehr und Verwandte hatte sie auch keine sonstigen. Als sie mit den beiden nach oben gehen wollte, klingelte es an der Haustür. Wer konnte das sein? Joyce bat die beiden nach oben zu gehen und dort zu warten. Als sie Tür öffnete, stand ein wütender Herr vor ihr, der sich abermals über ihre Karten aufregte. Angeblich habe er gesundheitliche Probleme seit sie ihn mit einer Karte beworfen habe. Sie habe gesundheitliche Probleme vorhergesagt und diesen wären auch eingetreten. Egal was es war, sie sollte es sofort rückgängig machen. Doch Joyce wüsste nicht wie. Das war ihm vorherbestimmt und daran konnte selbst sie nichts ändern. Da wurde er plötzlich grob und zerrte Joyce aus der Tür ins Freie. Er schubste sie so heftig, dass sie rücklings auf den Po fiel. Den Lärm hatte auch die Tochter von Joyce aus dem 2.Stock mitbekommen. Als sie sich mit ihrem Sohn aus dem Fenster lehnte, lag dort noch eine Karte von Joyce, die sie vergessen hatte einzustecken. Die Karte fiel aus dem Fenster und landete direkt neben Joyce. Darauf zu sehen war der Tod. Joyce's Herz raste. Oh nein. Das würde niemals eintreten. Die Karte trug sicherlich keine Bedeutung, da sie ihre Tochter aus Versehen aus dem Fenster gestoßen hatte. Auch ihr Enkel hatte das Treiben von unten mitbekommen und schaute hinab. Plötzlich zog Joyce eine Pistole aus ihrer Tasche und richtete sie auf den wütenden Mann. "Gehen sie sofort hier weg! Ich warne Sie! Wenn sie mich nicht in Ruhe lassen, dann knalle ich sie ab!". Der Mann schien wenig beeindruckt. Er nahm wohl an, dass sie nicht geladen sei. Doch da lag er leider falsch. Plötzlich hörte man einen Schuss. Einen Zweiten. Und einen Dritten. Eine Frau, die die Szene von außen beobachtet hatte, hielt die Hände vors Gesicht. Die Karten von Joyce hatten abermals nicht gelogen. Sie hatten genau das vorhergesagt, was eingetreten war. Nur schneller, als man vermutet hätte. Der Mann war in Joyce's Richtung gesprungen, als sie die Waffe zum ersten Mal abgefeuert hatte. Dabei war sie erneut ins Straucheln gekommen und ein Stück nach hinten gefallen. Die beiden darauffolgenden Schüsse gingen unkontrolliert los. Beide Schüsse trafen den Kopf ihres Enkels im Fenster des 2.Stocks. Er hatte nur wissen wollen, was mit seiner Oma geschah. Leblos hing sein Oberkörper aus dem Fenster heraus. Joyce stand unter Schock. Ihre Karten hatten das angerichtet. Sie hätte diese eine Karte nicht oben liegen lassen dürfen. Ihr Enkel hatte sie berührt. Es war alles ihre Schuld. Der Mann, der neben ihr am Boden lag, war durch den ersten Schuss verletzt worden, aber er lebte noch. Joyce schaute wieder nach oben. Ihre Tochter nahm den leblosen Körper ihres Kindes in den Arm und begann laut zu schreien. Das konnte sie nicht ertragen. Das alles war ihre Schuld. Sie hatte ihren eigenen Enkel getötet. Und in diesem Moment endete ein weiteres Leben. Sie hielt ihre eigene Waffe vor ihr Gesicht und schoss sich mitten in den Kopf. Sie war sofort tot.

Seralgo Refenoir

© Seralgo Refenoir

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possum
axel c. englert
Angélique Duvier

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