''X-Files - Das Unfassbare'' (Staffel 4: Episode 2)

Episode 2: "Mode und Morde" (Teil 2)

Clarke fand die Idee viel zu gefährlich. Sich als neue Filialleiterin zu bewerben, brachte Stella zwar direkt an den Ort des Geschehens, doch er glaubte nicht so recht an das Übernatürliche, das Stella in diesem Fall vermutete. Diese Chefin war einfach nur ein Biest, aber lang noch kein Monster. Er fand es fast schon amüsant, dass Stella an solche Märchen glaubte, in denen man Menschen übernatürliche Fähigkeiten zuschrieb. Sowas gab es eigentlich nicht. Das waren Geschichten, die man meist logisch und realistisch erklären konnte. Und das konnte man sicherlich auch in diesem Fall. Aber er ließ seine neue Kollegin tun, was sie tun musste. Doch wollte er stets in ihrer Nähe bleiben, wenn sie das wirklich vorhatte...

Stella bekam die Stelle sofort und im Gespräch mit der obersten Chefin schien sie auch gelassener zu sein. Ihr "Problem" hatte sich ja auch erledigt. Die alte Filialleiterin war tot. Erwürgt von einem Pullover. Das schrie ja fast nach diesem Ort. Doch Stella wusste genau, was sie tun musste, um herauszufinden, was hier wirklich geschah. Als sie die erste Spätschicht machen sollte, war sie mit einer anderen Kollegin allein. Genau wie damals an dem Abend, an dem die ehemalige Filialleiterin diesen Pullover anprobierte. Clarke wartete draußen und hielt sich bereit, wenn etwas passieren sollte. Auch wenn er nicht glaubte, irgendetwas Übernatürliches zu sehen zu bekommen...

Stella war gerade ins Lager gegangen, um neue Ware im Laden auszupacken. Es war relativ ruhig und nur wenige Leute im Geschäft. An der Kasse vorne hörte man das Piepen des Scanners. In einem der Kartons waren auch neue Pullover und bevor sie irgendetwas tat, untersuchte sie sie auf Chemikalien oder sonstige Auffälligkeiten. Es war von außen nichts zu sehen und auch als sie den Pullover berührte, brannte nichts. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Pullover damals auch schon auf der Haut hätte brennen müssen, als sie die Ware auspackte. Das war aber nicht der Fall gewesen. Die Kabine statt offen und Stella schaute vorsichtig in den Spiegel. Außer sich selbst sah sie dort niemanden. Auch als sie nach innen ging und die Kabine untersuchte geschah nichts. Dort war niemand drin und es gab keine Anzeichen von übernatürlichen Einflüssen. Stella glaubte an das Übernatürliche. Sie konnte es förmlich spüren, wenn es sich im Raum befand. Doch im Moment konnte sie nicht behaupten, eine Schwingung zu empfangen. Hier im Geschäft war nichts Übernatürliches. So sah das auch Clarke...

Doch als es kurz nach 18.00Uhr war und der Laden nur noch knapp 45 Minuten geöffnet hatte, wollte Stella es endlich wissen. Clarke hielt sich draußen bereit und konnte in der Not zu ihr stoßen. Sie nahm einen Pullover aus dem Karton, klemmte ihn unter den Arm und ging damit in eine Kabine. Den roten Vorhang zog sie zu und schaute in den Spiegel. Da war niemand. Nur sie. Sie selbst. Sie tastete die Wände der Kabine ab, aber auch dort war nichts Ungewöhnliches zu finden. Doch jetzt wurde es ihr trotzdem flau im Magen. Sie hatte keine Angst, aber sie spürte etwas. Ja da war irgendetwas auf dem Weg zu ihr. Es fühlte sich an wie ein kalter Windzug, der durch das Geschäft wehte. Und es war bereits vor der Kabine angekommen...

Der rote Vorhang ging nicht bis zum Boden, sondern endete knapp darüber. Stella ging in die Hocke und schaute darunter durch. Dort stand niemand, aber trotzdem hatte sie eiskalt. Vielleicht war ein Kunde herein gekommen und es war wirklich nur ein Durchzug. Clarke hätte es sich so erklärt. Stella dachte an etwas anderes. Die Chefin war hier und konnte genau sehen, was sie tat. Doch im Spiegel war immer noch niemand zu sehen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sie so sehr zu reizen, dass sie sich zeigen würde. Sie nahm den Pullover, stülpte ihn sich über den Kopf und zog ihn an. Nichts. Im Laden wurde es urplötzlich ganz ruhig. Nicht mal mehr die Kasse konnte Stella hören. Über ihr Funkgerät versuchte sie Clarke zu erreichen, doch am anderen Ende ging niemand mehr dran. Er hätte ihr vielleicht von draußen sagen können, was er sehen konnte. Doch ihre Haut brannte nicht. Sie zog den Vorhang zur Seite und trat nach draußen ins Geschäft. Alle Kunden waren verschwunden und auch die andere Kollegin war nicht mehr da. Die Kasse war abgeschaltet und die meisten Lichter aus. Nur ein Licht flackerte verdächtig. Doch Stella hatte genug. Sie wollte nur noch raus hier. Sie rannte zum Haupteingang und versuchte nach draußen zu kommen, aber dieser war von außen verschlossen. Von Clarke war keine Spur mehr. Auch er stand nicht mehr vor der Geschäft. Als sie auf die Uhr schaute, war es bereits 21.06Uhr. Weit nach Ladenschluss. Es schien, als habe sie Zeit verloren, während sie in der Kabine stand. Es waren über 3 Stunden vergangen, ohne dass sie etwas davon bemerkt hatte. Geschlafen hatte sie sicherlich nicht. Sie wusste noch jeden Schritt, den sie getan hatte. Was war hier passiert? Da spürte sie den kalten Windhauch wieder. Er stand direkt hinter ihr. War das etwa Clarke? Als sie sich umdrehte, rollte sich ihr Pullover wie von selbst nach oben und legte sich um Stellas Hals. Sie war es. Die Chefin. Sie stand direkt vor Stella und schaute sie mit einem grimmigen Blick und rötlich verfärbten Augen an. Sie sagte irgendeinen Spruch in einer fremden Sprache auf. Das bewirkte bei Stella, dass sie keine Kontrolle mehr über sich hatte und nicht mal mehr den Pullover von ihrem Hals bekam. Er zog sich wie eine Würgeschlange um ihren Hals und knotete sich immer fester zu. Stella stand unter Schock und konnte einfach nichts dagegen tun. Sie war eine Hexe - dachte Stella noch. Dann verlor sie ihr Bewusstsein...

Wenige Stunden später wachte sie in einem Krankenhaus vor Ort auf und das Erste, was sie zu sehen bekam war Clarke. Er hatte gewartet, bis sie wieder aufwachte. Stella wusste nichts mehr. Es schien, als fehlten ihr ein paar Stunden ihres Lebens. Clarke war froh, dass sie diesen Übergriff überhaupt überlebt hatte, selbst wenn sich niemand erklären konnte, was mit ihr geschehen war. Clarke hatte draußen vor dem Modegeschäft gewartet und war irgendwann kurz vor Ladenschluss hinein gegangen, um Stella zu suchen. Sie hatte auch über das Funkgerät nicht mehr geantwortet. Im Laden war Stella jedenfalls zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Also ging Clarke zurück in ihr Büro und suchte dort nach ihr. Doch auch dort war Stella nicht. Spätestens dann entschied sich Clarke auch die Polizei einzuschalten. Als sie kurz nach 21.00Uhr in den Laden kamen, lag Stella am Boden nahe des Ausgangs. Sie hatte Würgemale und war bewusstlos. Er dachte schon sie sei tot, aber sie atmete noch. Sonst war niemand im Laden gewesen. Und man fand auch bis heute keine Spuren. Stella wusste überhaupt nichts mehr. Sie wusste nur noch, dass sie diesen Pullover anziehen wollte und in der Kabine stand. Er habe nicht gebrannt wie bei der anderen Angestellten. Sie hätte einen kalten Wind gespürt. Doch damit konnte man nichts Übernatürliches beweisen. Das klang alles sehr realistisch und durchaus möglich. Clarke ging davon aus, dass ihr schlecht wurde oder sie Probleme mit dem Kreislauf bekam und zum Ausgang gelaufen ist. Dort wurde sie ohnmächtig. Doch warum war sie dann nicht im Laden gewesen, kurz bevor er schloss und dann nachher doch wieder? Und warum schien es die Kollegin an der Kasse überhaupt nicht zu scheren, wo ihre Kollegin war? Sie musste ihr Fehlen doch bemerkt haben? Doch auch sie wusste nichts mehr. Es schien als habe man die Erinnerungen der an diesem Abend anwesenden Frauen gelöscht. Niemand konnte etwas dazu beitragen oder etwas dazu sagen. Das Modegeschäft wurde nur eine Woche später geschlossen. Aus welchen Gründen, ist bis heute nicht bekannt. Damit war der Fall für Clarke erledigt. Diese "X"-Akte hatte sich als Farce herausgestellt. Es gab keinerlei Beweise dafür, dass dort etwas Übernatürliches geschehen war. Es war wie verhext...

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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Kommentare zu "''X-Files - Das Unfassbare'' (Staffel 4: Episode 2)"

Re: ''X-Files - Das Unfassbare'' (Staffel 4: Episode 2)

Autor: axel c. englert   Datum: 06.05.2015 18:25 Uhr

Kommentar: Der Text hat Spannung - direkt Zauber!
Ein Text der hext - das ist doch sauber...

LG Axel

Re: ''X-Files - Das Unfassbare'' (Staffel 4: Episode 2)

Autor: possum   Datum: 07.05.2015 0:09 Uhr

Kommentar: ...Danke auch...! LG!

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