''Bordell Türkis'' (Staffel 4) (Episode 9/20)

"Besuch in der Nacht"

Link zur vorherigen Episode 8 "Tiefgründig":
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/2/Geschichten/13/Kurze/41057/Bordell-Tuerkis-Staffel-4-Episode-8-20/

Als Zip wieder aus der Falltür heraus geklettert kam, hatte er jemanden an der Hand. Zip wusste nicht, wer es war, aber Ken erkannte ihn sofort. Er war fassungslos. "Was machst du denn hier unten Lui?", fragte Ken leicht beunruhigt, denn oben war anscheinend fast überall der Strom im Bordell ausgefallen. Michaela klang sehr beunruhigt am Telefon, denn die Gäste stürmten reihenweise nach draußen. Dabei sei einiges zu Bruch gegangen. "Eins noch Lui! Wenn du dich mit Penny zum Poppen treffen willst, bitte! Das kann ich dir nicht verbieten! Aber dass sie dich heimlich hier unten wohnen lässt, ich nehme einfach mal an, dass ich das so verstehen kann, dann geht das eindeutig zu weit! ICH entscheide hier, wer wo wohnt und in MEINEM Keller wohnt niemand! Such dir eine Arbeit und versuch dein scheiss Leben in den Griff zu bekommen! Hier unten wirst du jedenfalls nicht mehr unterkommen! Vor mir raus! Los!". Zip wirkte trotzdem irgendwie enttäuscht. Er hatte irgendwo im Inneren wohl doch gehofft, dass er Gabrielle hier unten finden würde.

Oben angekommen, war es wirklich stockdunkel. Einige kleine Lichter waren noch zu sehen, auch die Spielautomaten liefen noch und leuchteten bunt. Jemand mit einer Taschenlampe lief in der Empfangshalle rum. Das musste Michaela sein. "Michaela?", rief Ken in den Raum hinein, doch die Taschenlampe verschwand Richtung Ausgang. "Wer war das denn?", flüsterte Zip und wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen. "Ruf sofort die Polizei an! Lass uns hier nicht lange suchen! Am Besten direkt die Bullen anrufen!". Doch Ken war anderer Meinung. Die Polizei im Bordell. Das war ja immer so ein heißes Thema. "Lass mal! Hier oben gibt es noch eine Sicherung, die sicherlich auch rausgeflogen ist! Das müsste eigentlich ausreichen, um alles wieder in Gang zu setzen!". Die Musik lief nicht mehr. Es war düster und ruhig. Eine sehr gruselige Atmosphäre, da man immer noch die Spielautomaten leuchten sah. An der Bar waren auch noch Lichter, aber niemand mehr davor oder dahinter. Das Bordell musste fast vollkommen leer sein. Hier war wohl niemand mehr. Umsatz ade. Auch im Kino saß niemand mehr. "Hier lang! Hier muss irgendwo der Kasten sein!". Ken kannte sich gut aus und es dauerte auch nicht lange, bis er ihn fand. "Zip helf mir mal, ich bekomme ihn nicht auf!". Lui hatte in der Zwischenzeit nichts mehr gesprochen. Er stand nur dumm daneben und tat nichts.

Doch endlich stieß auch Michaela zu ihnen hinzu, als sie die Beiden sprechen hörte. "Michaela, was ist hier passier? Wo sind all die Leute?". Michaela war wohl kreidebleich, auch wenn man das im Dunkel nicht sehen konnte. "Uwe war hier! Ich habe ihn gesehen! Dann fiel der Strom aus und alle sind wie wild nach draußen gerannt! Wegen dem ganzen Schock hat keiner was mitgehen lassen! Die haben alles stehen und liegen gelassen. Aber Uwe habe ich noch gesehen! Er war hier! Und er ist auch der Grund, warum der Strom ausfiel! Er hat hier irgendetwas an der Elektronik gemacht!". Ken hatte es ja gewusst. Die Vergangenheit holte sie immer wieder ein. Vor Uwe bekam man wirklich erst Ruhe, wenn es ihn nicht mehr gab. Was auch immer er hier wollte, vermutlich sollte es Ken nur einen Schrecken einjagen. Die Zeiten waren aber vorbei. Er setzte die Sicherung wieder ein und alles war wieder hell erleuchtet. "Wir machen für heute Abend Feierabend und schließen alles ab! Lui du gehst zu Penny und ich will dich hier im Bordell nicht mehr sehen! Wir sind hier kein Hotel für Arbeitslose!". Harte Worte, doch Lui verdrückte sich ohne ein weiteres Wort.

Michaela, Zip und Ken schauten sich um. Es schien nichts verändert zu sein. Was Uwe hier in der Stadt wollte, war ihnen schleierhaft. "So schleierhaft ist mir das ehrlich gesagt gar nicht! Er will natürlich mich! Seine ehemalige rechte Hand hat sich aus dem Staub gemacht und das gefällt ihm nicht! Er hätte bestimmt wieder, dass ich seiner Sekte nochmal beitrete! Er wird uns manipulieren und sabotieren, bis wir wieder in einem Scherbenhaufen stehen!". Ken dachte das Gleiche. So war es ja wirklich jedes Mal. Es widerstrebte ihm, zurück ins Dorf zu gehen, aber wie es aussah, hatte er keine andere Wahl. Würde er gar nichts unternehmen, käme Uwe eben zurück und würde für weitere Umsatzeinbußen sorgen. Er war wie ein Parasit. Ken hatte echt keine Lust mehr. Jetzt hatte er sich hier alles aufgebaut und es lief wunderbar. Und jetzt das. Wieder Ärger. Man kam im Bordell Türkis einfach nicht zur Ruhe. Irgendetwas zog das Schlechte immer wieder an. Michaela schaute den Jungs in die Augen. Es war einfach unvermeidbar. Sie mussten gemeinsam zurück ins Dorf, um Uwe das Handwerk zu legen. Erst dann würden sie Ruhe finden und Frieden in der Stadt finden. Doch Ken war noch nicht überzeugt. Vielleicht musste man ja auch gar nichts tun, um Frieden zu finden. Uwe hatte uns sicherlich nur erschrecken wollen. Vielleicht war er es ja auch gar nicht gewesen. Wer weiß das denn schon.

Wo war eigentlich Penny? Sie hatte doch Schicht an der Bar gehabt? Doch an der war niemand mehr zu sehen. Plötzlich klopfte es an der Tür. Alle drei schauten erschrocken zum Eingang. "Ich mach auf!", sagte Ken leise und ging Richtung Eingangsbereich. Wer konnte das sein? Er kam der Tür immer näher und innerlich hatte er ein wenig Angst. Dahinter konnte jeder sein. Uwe. Sven. Irgendein Idiot oder Krimineller. Vielleicht aber auch Penny? Oder Lui? Er griff nach dem Türknauf und hielt ihn fest. In dem Moment durchfuhr ihn wie ein Blitz eine erneute Vision. Er sah es ganz deutlich. Es war Gabrielle. Er sah Gabrielle! Er konnte sie wieder sehen! Sie war nicht mehr angekettet, sie stand aufrecht! Und dann schaute er erst zum Türknauf, kurz hinter sich zu seinen Freunden und geradeaus auf die Tür. Es war ganz klar, wem er jetzt die Tür öffnen würde. Ihm war heiß und kalt. Diese Vision war so echt wie nie zuvor. Gabrielle musste ganz nahe sein. Direkt hinter dieser Tür. Er drehte den Türknauf im Uhrzeigersinn, um die Tür zu öffnen und zog die Tür nach innen. Und dann war es endlich soweit.....

Fortsetzung Folgt in Kürze!!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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