''Bordell Türkis'' (Staffel 4) (Episode 7/20)

"Ganz viele große Lügen" (Teil 2)

Im ersten Moment dachte Ken, dass seine Mutter ihn erkennen würde, aber das tat sie nicht. Sie wollte ja Kendrix sprechen und keinen Mann. Von der Umwandlung wusste sie rein gar nichts und ansehen tat man es Ken nicht. Er war ein ganzer Mann. Hoffentlich bemerkte sie nicht, wie er zusammenzuckte, als er sie sah. Sie wirkte noch kühler als früher. Sie war sehr alt geworden und ihre Haare waren grau. Sie rauchte noch immer. Das fiel Ken sofort auf. Und ihre faltige Haut. "Ich suche meine Tochter Kendrix!", sagte sie schroff und stellte sich nicht einmal vor. Ken wusste zwar, wer vor ihm stand, aber seiner Mutter waren Nettigkeiten meist zuviel. "Sie hat heute leider keinen Dienst! Kann ich ihr was ausrichten?". Penny schüttelte den Kopf, denn Ken belog gerade schamlos seine Mutter. "Wann ist sie denn wieder hier? Morgen? Wenn ja, komme ich morgen direkt wieder vorbei! Zeit ist Geld!". Ken hasste seine Mutter schon jetzt. Sie hatte diese eiskalte Art ohne Gefühle. Menschen waren ihr prinzipiell egal. "Ich muss unbedingt mit ihr sprechen! Ob sie morgen Zeit hat interessiert mich eigentlich nicht! Wenn ich vorbeikomme, hat sie sich Zeit zu nehmen!". Ken fiel es schwer, hierbei ruhig zu bleiben. "Sie sind bestimmt ihr Highlight morgen!", sagte er zynisch und versuchte, sich zu beruhigen. "Um was geht es denn? Kann ich ihr was ausrichten?". Und die alte Frau suchte sichtlich nach Worten. Scheinbar lag ganz schön übel was im Argen.

Seine Mutter musste sich kurz sortieren und setzte wieder an. "Ich habe ein paar Probleme, bei denen sie mir helfen kann!". Ken hatte gewusst, dass sie nur gekommen wäre, wenn sie was brauchte. Das hatte sich offensichtlich nicht geändert. "Geht es auch etwas genauer?", sagte Ken erneut zynisch und bekam dafür einen strafenden Blick von Penny, die einfach dabei stehen blieb und lauschte. "Sie hat in ihrer Vergangenheit einen sehr großen Fehler begannen und den soll sie jetzt wieder gut machen!". Ken platzte fast. Ach. Einen Fehler also. "Einen Fehler begannen?", fragte er neugierig und wirklich gespannt, was da jetzt wohl kommen mag. Wusste sie von seiner Umwandlung? Nein sicherlich nicht. "Meine Tochter führte bis vor einem halben Jahr ein Bordell in einem Dorf nahe Köln und hat dort wohl für einige Unruhen und Probleme gesorgt! In diesem Dorf lebe ich mittlerweile und habe dort eine Wohnung! Allerdings wurde mir jetzt ein Ultimatum gestellt, weil man herausgefunden hat, wer meine Tochter Kendrix war! Sollte ich es nicht schaffen, dass sich Kendrix bis Ende des Monats im Dorf blicken lässt und sich für die Probleme, die sie damals gemacht hat, öffentlich entschuldigt, verliere ich meine Wohnung dort und sitze auf der Straße!".

Ken wusste gar nicht mehr, was er sagen sollte. Seine Mutter war also auch dieser Sekte beigetreten in ihrem ehemaligen Dorf. Dort durfte man nur leben, wenn man dem Glauben der Sekte beitrat. Sie gehörte also zu Sven und zu Uwe. Ken wusste gar nicht, was er dazu sagen sollte. Kendrix gab es nicht mehr und er würde sich niemals für irgendetwas entschuldigen, was damals im Dorf geschah! So wie er das sah, wurden sie damals von Uwe und seinen Anhängern aus dem Dorf vertrieben, weil sie ein Bordell betrieben, dass ihren Vorstellungen von "Utopia" nicht gerecht wurde. Sie hatten damals nichts Falsches oder Verwerfliches getan. In der modernen Welt waren Bordelle fast Alltag. Sie hatten Zip damals angeschossen und seine kleine Tochter Clementine entführt und schließlich ermordet. In diesem "Utopia" war von Anfang an kein ehrlicher Kern enthalten. Es wirkte nach außen sehr friedlich und harmonisch, doch innerlich kochte diese Sekte vor Wut und Hass gegen die Menschen, die sich ihnen nicht anschließen wollten. Wie er später von seiner Mutter erfuhr, hatte sich die Sekte gar nicht wirklich vergrößert.

Über das kleine Dorf hinaus waren sie noch nicht gekommen, denn andere Menschen hatten andere Ansichten um sie herum und ließen sich auch nicht dazu überreden. Aber er wunderte sich mal wieder nicht über seine Mutter, denn sie war immer schon anfällig gewesen für Tabletten, Drogen, Glaubensgemeinschaften oder einfach nur Trends, die keiner brauchte. Was sollte er nun tun? Nachdem sie gegangen war und morgen wieder auftauchen wollte, fehlten ihm die Worte. Eine Entschuldigung an Uwe? Aber im Leben nicht. Niemals. Zip und Michaela würden Ken den Kopf abreißen, wenn sie davon hörten. Und eigentlich wollte Ken auch wirklich niemals wieder dieses Dorf betreten. Offiziell hatten sie ja auch alle Besuchsverbot dort. Doch scheinbar machte Uwe eine Ausnahme bei Kendrix. Was hatte er nur wieder vor? Irgendetwas war da doch im Busch. Er traute seiner Mutter so wenig wie Uwe oder Sven. Es war eine Möglichkeit, nochmal in das Dorf zu gehen und vielleicht irgendetwas gerade zu biegen. Tat er das nicht, landete seine Mutter auf der Straße. Verdient hatte sie es allemal.

Warum dachte er überhaupt darüber nach? Vielleicht war es aber auch eine Chance, gemeinsam mit Zip und Michaela, etwas im alten Dorf zu bewegen? Doch so einfach konnte es eigentlich nicht sein. Und außerdem wollten sie dort Kendrix sehen und nicht Ken. Hätte er sie nur nicht belogen und direkt gesagt, wie die Dinge standen. Und auch Penny ärgerte sich, dass sie Ken noch nichts von ihrer Schwangerschaft gesagt hatte und stattdessen ununterbrochen Ausreden erfand. Und in dem Moment schoss Gabrielle wieder in Ken's Kopf. Da war sie wieder, die Vision. Er sah Gabrielle schon wieder. Nur für wenige Sekunden. Warum war er vorher nicht darauf gekommen? Das lag doch auf der Hand. Na klar. Gabrielle war irgendwo in ihrem alten Dorf. Und dort hielt man sie fest. Das konnte doch kein Zufall sein, dass seine Mutter hier auftauchte und ihn bat, in das alte Dorf zurück zu kommen, um sich zu entschuldigen. Alles zog sie wieder in diesen Ort. Das war doch Schicksal. Und dann diese Visionen von Gabrielle. Doch Ken wusste genau: Nach jedem Höhepunkt im "Bordell Türkis" wie bei der Eröffnung des Neuen in der Stadt, folgte ein Tiefpunkt. Alle Jahre wieder quasi. Irgendetwas lag in der Luft. Ken konnte es förmlich spüren. Etwas Grausames kam auf ihn zu....

Fortsetzung Folgt in Kürze!!

Entschuldigt bitte die Verzögerung dieser Episode, aber ab sofort bin ich wieder regelmäßig online!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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