''X-Files - Das Unfassbare'' (Staffel 3) (Episode 9/10)

Episode 9: Jemand schleicht um mein Haus

Greta Berger zitterte am ganzen Leib, als sie das Telefon in der Hand hielt und wählte. Ihre Tochter musste einfach dran gehen. Bitte! Bitte! Bitte! Geh dran! Geh doch schon ran! Ihr war soeben etwas Furchtbares passiert. Sie saß ganz entspannt in ihrem Sessel und schaute ihre Lieblingsserie "Die Fallers" im Fernseher an. Nichtsahnend hatte sie eine Tasse Tee gekocht und links neben sich auf den kleinen Hocker am Fenster gestellt. Sie hatte wohl lange wie gebannt auf den Fernseher geschaut und bemerkte nicht, was neben ihr am Fenster geschah. Dass dort jemand am Fenster stand und auf sie schaute, fiel ihr erst gar nicht auf....

Als sie nach dem Tee griff, hatte sie das Gefühl zum ersten Mal. Sie wurde beobachtet. Aber wer wollte schon eine alte Frau beobachten? Vielleicht ein Einbrecher, der nur auf seine Chance wartete? Vielleicht würde er gleich die Tür eintreten und mit einer Waffe vor ihr stehen. Warum sie das dachte, wusste sie selbst nicht, aber sie fühlte sich auf einmal ganz unwohl. Da war doch jemand. Als sie zum Fenster schaute, war dort aber niemand zu sehen. Sie stemmte sich also von ihrem Sessel und rückte ganz vorsichtig den Hocker mit dem Tee zur Seite. Sie wollte jetzt wissen, was sie da gesehen hatte. Da spielte ihr doch jemand einen Streich. Sie war sich trotz ihrer 80 Jahre ganz sicher, dass dort jemand hinein geschaut hatte. Als sie versuchte das Fenster zu öffnen, klemmte es zunächst. Wer hatte sich denn daran zu schaffen gemacht? Warum war das so verbogen? Sie würde nur sehen können, wer ihr da draußen einen Streich spielte, wenn sie sich weit genug hinaus lehnen würde. Und das konnte gefährlich sein, denn wenn ihr nur eine Sekunde schwindelig wurde, fiel sie vermutlich aus dem Fensterrahmen nach draußen. Sie musste sich also festhalten und vorsichtig nach draußen beugen. Das Fenster ging endlich auf. Na endlich. Jetzt musste sie ja nur noch nach links und einmal nach rechts um das Fenster herum schauen. Sicherlich stand dort einer dieser verzogenen Jungs an die Hauswand gepresst und erwartete nicht, dass sie es bemerkt hatte. Erst schaute sie nach links. Da stand niemand. Und dann schaute sie nach rechts....

Und in dem Moment klingelte die Haustür. Auch rechts stand niemand. Na verflixt noch einmal. Spielten die ihr jetzt auch noch Klingelstreiche? Na warte, dachte sie. So schnell sie eben konnte, ging sie zur Tür. Diese Bande würde sie schon erwischen, doch vergaß sie dabei, das Fenster hinter sich zu schließen. Keine gute Idee...

Als sie die Haustür öffnete, stand etwas vor ihr, was sie vermutlich im Leben nicht erwartet hätte. Sie hielt den Atem an. Was war das? Was? Oh mein Gott. Die Post hatte doch tatsächlich das Paket mit dem Tee abgestellt. Und das ohne Unterschrift? Sehr seltsam. Normalerweise warteten die doch auf sie. Einfach abstellen und gehen war ja auch nicht eben die feine Art. Aber das war Greta egal. Sie nahm das Paket nach drinnen und schloss die Haustür hinter sich nicht wieder direkt zu. Sie bemerkte die offen stehende Tür nur deshalb, weil es Durchzug in der Wohnung gab. Da sah sie erst, dass auch das Fenster noch offen stand. Na gut, dachte sie. Erst die Tür. Als sie im Türrahmen stand und nochmal nach vorne in die kleine Gasse zur Straße schaute, schien sich etwas im Gebüsch zu bewegen. Im selben Moment knackste es hinter ihr. Als sie sich umdrehte, konnte sie zunächst nichts erkennen. In ihrer Wohnung schien also wie zuvor zu sein. Und doch hatte sich das Inventar verändert. Da war etwas, was vorher nicht dort stand...

Was war das nur in dem Gebüsch? Sie wollte nicht näher gehen, aus Angst, die Haustür könne zuschlagen. Es war ja doch sehr windig. "Hallo? Komm heraus, wer auch immer du bist!", rief sie und hatte keinen Erfolg. Nach wenigen Momenten wurde es ihr zu blöd. Sie ging wieder ins Haus und schloss die Tür hinter sich zu. Noch mit dem Rücken zur Haustür gedreht, knallte plötzlich etwas gegen die Haustür. Dass sie nicht aus den Angeln gefallen war, muss reines Glück gewesen sein. Was war denn das gewesen? Es hatte sich angehört, als wäre jemand im vollen Tempo gegen die Haustür gelaufen. Na warte. Sie steckte den Schlüssel wieder ins Schloss und wollte so schnell sie nur konnte, die Haustür wieder öffnen. Greta hatte eine ganz besondere Haustür, die sich nur nach außen öffnen ließ. Das war zwar meist praktisch, aber auch anstrengender, als bei gewöhnlichen Türen. Doch die Tür bekam sie nicht auf. Irgendjemand stand davor und drückte dagegen. "Hört jetzt sofort auf!", rief sie und ärgerte sich über die Lausbuben, die sich wieder mal einen Streich erlaubten. "Geht von der Haustür weg!". Doch auch wenn sie nicht genau erkennen konnte, wer vor ihrer Haustür stand, bekam sie es langsam mit der Angst zutun. Das ging eindeutig zu weit und selbst für Jugendliche war dies zu gerissen. Sie suchte sofort ihre Wohnung nach dem Telefon ab und rief ihre Tochter an. Die musste sofort vorbei kommen. Als das Telefon wählte, sah Greta zum ersten Mal jemand am Fenster vorbeilaufen. So schnell konnte doch niemand rennen? Man konnte nur ein Vorbeihuschen sehen. Mann war das kalt hier drin. Und an das offene Fenster dachte Greta nicht mehr....

Ihre Tochter hob ab und sie erzählte ihr genau, was geschehen war. "Jemand schleicht um mein Haus!", sagte sie aufgeregt und ging wieder zur Fensterfront Richtung Haustür. Als sie neben der Haustür aus dem Fenster schaute, sah sie zunächst niemanden. Doch trotzdem wollte sie ihre Tochter hier haben. Sie hatte wirklich richtige Angst. Und da fiel ihr fast der Hörer aus der Hand. Aus dem Gebüsch kam etwas herausgekrabbelt, stellte sich dann wie ein Mensch aufrecht auf, schaute zu ihr rüber und sprang im hohen Bogen aus dem Stand über eine Hecke hinweg. "Greta? Greta? Was ist passiert? Hallo? Red mit mir!", sagte die Tochter am Telefon, doch Greta antwortete nicht mehr. Mittlerweile hatte sie bemerkt, dass etwas neben ihrem Fernseher stand, das dort nicht hingehörte. Es war keine Lampe gewesen, wie sie im Affekt vermutet hatte.....

Als ihre Tochter am Haus von Greta ankam, war diese verschwunden. Spurlos. Man fand sie weder oben noch unten. Auch um das Haus herum fand man keine Spur von ihr. Es gab keine Zeichen von Gewalt oder Blutspuren. Man sollte Greta nie wieder finden. Sie war wie vom Erdboden verschluckt und tauchte nie mehr wieder auf....

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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