Staffel 3 - Episode 4: Nr.5 lebt doch

Mein Freund war ganz vernarrt in diesen technischen Quatsch. Jedes Jahr fuhren wir mindestens zweimal zu dieser Technikmesse. Da gab es alles. Ihn interessierten aber hauptsächlich die Fortschritte in Bezug auf Roboter. Er sammelte Roboter in allen Größen. Jeder Film, der irgendetwas mit Robotern zutun hatte, wurde geschaut und anschließend auf DVD gekauft. Er war sonst noch ganz normal, aber diesen Tick gewöhnte ich ihm einfach nicht ab. Auch diese Sommer waren wir wieder zur Technikmesse gefahren, um dort eine spezielle Halle voll mit Robotern zu besuchen. Dort fuhren kleinere Modelle am Boden entlang, konnten sprechen oder springen und auch größere Modelle, die mittlerweile sogar Menschengröße annahmen. Auch diese quatschten dich an, wenn man die Halle betrat oder andere servierten Drinks. Man fühlte sich wie auf einem anderen Stern. Wäre ich nur nicht mitgefahren....

Zum ersten Mal überhaupt hatten sie auch den Kultroboter aus den 80er Jahren namens Johnny 5. Das war ein Roboter in Lebensgröße, wie er auch im Film damals vorkam. Im Film bekam Roboer Nr.5 einen Stromschlag und begann zu leben. Das originalgetreue Teil stand gerade vor uns. Und das Ding machte mir Angst. Es konnte seine Augen rot verfärben und auch mit einem sprechen. Es gab vorgefertigte Antworten, aber trotzdem hatte man das Gefühl, der Roboter sei echt. Er folgte uns entlang des Ganges und erzählte uns von den Neuheiten der Messe. Mir gefielen ja die kleineren Teile besser. Dieser machte mir wirklich Angst. Wenn er mich anschaute, hatte ich das Gefühl er würde mich durchdringen. Als könnte er denken. Und dann dachte ich wieder, dass dieser Müllschlucker nur aus Metall bestand. Purer Schrott also. Und mir war, als könnte er meine Gedanken hören, denn sofort drehte er sich zu mir um und sagte nichts. Purer Schrott?

Als ich endgültig genug hatte und ein wenig Luft brauchte, nahm ich mir ein kostenloses Getränk und setzte mich draußen auf die Treppe. Meinen Freund ließ ich im Technikwahnsinn versinken. Ich teilte seine Leidenschaft zwar nicht, aber ich kam trotzdem immer wieder hierher. Das war ich ihm schuldig. Er freute sich doch jedes Mal so sehr. Und außerdem war ich froh, dass dieser Nr.5 Verschnitt endlich weg war. Dieser Roboter machte einem wirklich Angst. Doch weit entfernt war er nicht. Das wusste ich nur noch nicht...

Am Auto angekommen - nach einem kurzen Spaziergang - war ich gerade dabei an der Fahrertür stehend meine Nase zu putzen, als ich zur Technikhalle schaute und bemerkte, dass dieser Roboter auf mich zu kam. Er hatte rote Augen und fuhr geradeaus auf mich zu. Wurde der etwa von irgendwem gesteuert? Sollte das ein blöder Witz von meinem Freund sein? Wie kam er hier nach draußen und wieso vermisste ihn niemand? Da kam mir wieder dieser Gedanke: Purer Schrott. Und wieder war mir, als könne er mich verstehen. Er hielt einfach nicht an und schaute mich beim Fahren an. Weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, knallte ich die Tür vor Schreck zu und rannte hinter den Parkplatz in ein kleines, verlassenes Wäldchen. Ich wusste ja noch genau wo ich war. Ansonsten wäre ich niemals freiwillig alleine hierhin gegangen. Ich wusste nicht, ob ich mehr Angst vor dem Wald oder vor diesem Spielzeug hatte. Was tat ich denn hier? Das war doch nur ein Haufen Metall. Wahrscheinlich wurde er über Funk gesteuert und sollte mir Angst einjagen. Vielleicht war das auch so ein Running-Gag? Oder ich kam vielleicht ins Fernsehn. Als dieser Gedanke wieder verloren ging, sah ich ihn neben meinem Auto stehen. Er schaute direkt zu mir in den Wald hinein und setzte sich wieder in Bewegung. Irgendwie konnte ich nicht mehr glauben, dass dieses Ding über Funk bewegt wurde. Ich rannte wieder ein Stück weiter und versteckte mich hinter einem Busch. Sofort griff ich nach meinem Handy und versuchte meinen Freund zu erreichen. Es klingelte. Heb doch ab! Heb doch ab! Warum hob er denn nicht ab? Verdammte Scheiße. "WO BIST DU?", hörte ich plötzlich unmittelbar hinter mir und sofort steckte ich das Handy leise weg. Er war direkt hinter mir, hatte mich aber noch nicht gesehen.

Ich gab keinen Mucks von mir. "WO BIST DU?", sagte eine Roboterstimme und klang dabei sehr metallisch. Ich durfte jetzt keinen Schritt machen oder er würde mich mit großer Sicherheit hören. Er war nicht so schnell wie ich, aber trotzdem traute ich der Sache nicht. Er sagte einige Sekunden nichts mehr, schien aber immer noch an der gleichen Stelle zu stehen. Er war vielleicht 5 Meter hinter mir. Uns trennte aber ein undurchsichtiger Busch. Ich lauschte, was geschah. Scheinbar hatte er wohl bemerkt, dass ich irgendwo hier saß. Er konnte mich förmlich riechen. Warum war er hier in den Wald gefahren? Warum fuhr er nicht wieder weg? Verdammt nochmal. Ich gehe nie wieder mit auf diese Messe. "ICH WEISS, DASS DU HIER IRGENDWO BIST!". Mein Blut gefror in den Adern. Das konnte doch keine Realität sein. Dieses Mistding verfolgte mich und ließ einfach nicht mehr locker. Von Spielzeug konnte wohl gar keine Rede mehr sein. Dies war etwas anderes. Vor diesem Ding hatte ich jetzt panische Angst. Plötzlich ertönte ein Piepen wie bei einem Radar und kurz darauf steckte er den Kopf mit seinen roten Augen durch den Busch und packte mich. Er rieß mich aus der Hocke in die Luft und warf mich über den Kopf zu Boden. "DA BIST DU JA!". Schreiend krümmte ich mich auf dem Boden und rief nach meinem Freund. Der nicht kam. Der von alledem nichts mitbekam. Immer wieder schlug er mit seinen metallischen Fäusten auf meinen Körper ein, bis ich schließlich das Bewusstsein verlor. Alles wurde schwarz - und dann war es auch schnell vorbei.

Ich starb an diesem Tag. Und niemand fand jemals heraus, wer es war. Würdet ihr jemanden glauben, der euch erzählt, ein Roboter hätte ihn verfolgt und dann zusammen geschlagen? Wohl kaum. Roboter haben nämlich keine künstliche Intelligenz. Oder doch?




"ICH WEISS, DASS DU IRGENDWO HIER BIST!".........


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Seralgo Refenoir

''X-Files - Das Unfassbare'' (Staffel 3) (Episode 4/10)


© Seralgo Refenoir


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