Wütend springt Tom von der Couch auf.
„Der verdammte Film hat mich erstens kaum interessiert, aber du musstest mal wieder mit deiner penetranten Art dafür sorgen, dass es mir überhaupt gar keinen Spaß mehr gemacht hat. Jede Sekunde musste ich ganz genau aufpassen. Meinst du so kann ich den Film genießen“?
Er setzt sich auf seinen Schreibtischstuhl, am anderen Ende des Raumes. Helen bleibt auf dem Sofa sitzen.
„Es geht mir doch nur darum das du mit deiner scheiß Antihaltung mal wieder alles kaputt machst“. Erwidert sie heftig.
„Du hast doch nicht einmal versucht dich darauf einzulassen. Und das ist nicht nur bei Filmen so Tom. Egal wofür ich mich interessiere, egal was ich vorschlage, immer musst du erst so negativ darauf reagieren. Wieso verdammt nochmal kannst du dich nicht einmal auf etwas einlassen ohne es schlecht zumachen“. Helen funkelt Tom herausfordernd an.
„Du weiß doch ganz genau das ich von der Arbeit gestresst bin und darauf nimmst du nicht ein winziges bisschen Rücksicht“. Toms Augen funkeln vor Zorn.

„Hier geht es doch gar nicht um den Film oder um die Arbeit“. Flüstert Helen plötzlich leise. Die ganze Wut ist mit einem Schlag verpufft.
„Was soll das hießen“? fragt Tom drohend.
„Tom… es läuft doch schon lange nicht mehr gut bei uns. Keiner gibt sich noch Mühe, keiner nimmt Rücksicht auf den anderen. Jeder versucht nur noch seine Bedürfnisse und seinen Willen durch zubringen. Wir haben so viel schweifen lassen und wenn wir ehrlich sind, leben wir nur noch nebeneinander her.“
Tom sieht plötzlich bestürzt aus.“Aber Helen, ich hab dich gefragt ob du mich heiraten willst, ob du mein Leben mit mir verbringen willst und du hast ja gesagt“.
Helen nickt heftig, die Tränen laufen ihr jetzt heiß die Wangen herunter. „Ich weiß“. Lange Zeit herrscht Schweigen zwischen ihnen.
“Es kann so nicht weitergehen Tom“. Sagt sie leise. „Ich glaube es ist besser… für uns beide besser, wenn wir uns trennen.“ Sie wagt es nicht den Kopf zu haben und ihn anzusehen. Schließlich tut sie es doch.
Er sitzt wie erstarrt auf seinem Stuhl. Helen hat noch nie einen so tief verletzten Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen. Sie spürt den Schmerz tief in ihrem inneren als sie begreift was sie getan hat. Tom öffnet den Mund und schließt ihn wieder. Dann setzt er erneut an.
„Du hast mir immer vorgehalten, wie wichtig es ist in einer Beziehung über alles zu reden und daran zu arbeiten. Jetzt willst du vier Jahre einfach über den Haufen schmeißen“. Seine Stimme zittert bei jedem Wort.
„Tom ich…“
„Nein“. Unterbricht er sie scharf.
Helen fühlt sich als hätte ein Peitschenhieb sie getroffen.
„Du hast mehr als deutlich zu verstehen gegeben was du willst. Jetzt versuche dich nicht rauszureden. Ich habe meine gesamte Zukunft mit dir geplant, ich habe soviel Kraft in diese Beziehung gesteckt, ich habe immer mein bestes gegeben. Aber das war dir nicht gut genug. Ich habe dir nie gereicht, nie deinen Ansprüchen genügt, war nicht gut genug für dich. Ich habe drauf keine Lust mehr Helen. Du hast Recht wir sollten uns trennen. Ich will das du so schnell wie möglich aus dieser Wohnung und aus meinem Leben verschwindest.“
Auch Tom laufen jetzt die Tränen übers Gesicht. „Und jetzt raus hier“. Seine Stimme versagt.

Helen geht heraus und schließt die Tür hinter sich. Das war`s. Begreift sie unvermittelt. Vier Jahre meines Lebens sind einfach so vorbei.


© Johanna Gramüsch


6 Lesern gefällt dieser Text.



Unregistrierter Besucher




Beschreibung des Autors zu "Der letzte Streit"

Manchmal ist ein Abschnitt/eine Zeit einfach zu Ende.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Der letzte Streit"

Re: Der letzte Streit

Autor: axel c. englert   Datum: 26.01.2015 20:06 Uhr

Kommentar: "Der letzte Streit" grade gelesen -
(M)Ein Absatz wäre gut gewesen...
Würd' die Wirkung noch erhöh'n -
Sätze sind auch so schon schön!

LG Axel

Re: Der letzte Streit

Autor: BlackElephant   Datum: 26.01.2015 21:01 Uhr

Kommentar: Danke für die Rückmeldung. :)

Re: Der letzte Streit

Autor: Uwe   Datum: 26.01.2015 23:01 Uhr

Kommentar: Ja, starker Text.

Re: Der letzte Streit

Autor: Angell   Datum: 28.01.2015 13:00 Uhr

Kommentar: Gleichzeitig sieht man eindeutig wenn gewisse Worte ausgesprochen wurden..... man kann Sie nicht zurückholen.
Sehr schön beschrieben.

LG Angell

Kommentar schreiben zu "Der letzte Streit"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.