X-Files - Das Unfassbare (Staffel 2) (Episode 9/13)

"X-Files - Das Unfassbare" (Staffel 2)
Episode 9: Slenderman

Wieso hatte sie sich zu so einem Quatsch wieder überreden lassen? Kathrin fragte sich das oft, aber heute ganz besonders. Mit 2 Freunden war sie auf dem Parkplatz nahe eines Waldes verabredet und wusste zu dem Zeitpunkt noch selbst nicht richtig, was genau da auf sie zukam. Ihr bester Freund war vernarrt in Computerspiele und er hatte ihr nur gesagt, dass es ein ganz neues und sehr gruseliges Spiel gebe, dass er mal in der Realität nachahmen wolle. Angeblich sollte dies für ein Schulprojekt, aber sie bezweifelte das. Vermutlich fand er nur niemanden, der dieses Scheiß mitmachte. Und so hatte Kathrin sich ihre beste Freundin Jenny mitgenommen, damit auch diese drunter leiden musste. Als ihr Freund Sven kurz darauf ebenfalls am Parkplatz ankam, strahlte er bereits über beide Backen. "Das wird total verrückt!". Das wurde es tatsächlich.

Das Spiel, das er nachahmen wollte, hieß "Slenderman". In diesem Spiel geht man durch den Wald, entweder am Tag oder in der Nacht und muss 8 Zettel, die irgendwo im Wald an Bäumen befestigt sind, finden. Das klingt erstmal noch ganz harmlos und nett. Doch in diesem Wald treibt sich ein Wesen namens "Slenderman" herum, dem man niemals ins Gesicht schauen darf. Wenn man es tut, stirbt man an Ort und Stelle. Es hat lange Arme wie Schläuche und Beine so lang wie ein Model. Sein Gesicht kann man kaum als solches definieren. Gespielt wird aus der Egoperspektive, sodass man nie weiß, was gerade hinter einem passiert oder wer sich von links oder rechts annähert. Im schlimmsten Fall dreht man sich um und der Slenderman steht direkt vor einem. Denn kommen hören tut man ihn nicht...

Die Zettel hatte Sven bereits im Wald aufgehängt und es war nun an Kathrin und Jenny diese zu finden. Sven würde ihnen irgendwann auflauern und versuchen näher zu kommen, ohne dass sie es bemerkten. Auch wenn er ihnen bis auf einen Meter nahe kam, durften sie ihm niemals ins Gesicht schauen, sondern versuchen wegzurennen. Ansonsten wäre die Aufgabe verloren. Jenny und Kathrin fanden es zwar einerseits ein wenig lächerlich, aber auch sehr aufregend, weil man nie wusste, von wo Sven plötzlich kam oder wo er plötzlich stand. Sobald sie ihn entdeckt hatten, mussten sie versuchen in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Sven band ihnen vor Spielbeginn noch jeweils einen Gürtel um, der ein Geräusch machte, sobald er ihnen nahe war. Umso näher er ihnen kam, umso lauter würde das Geräusch. So hatten sie immer ein Gespür dafür, ob sie Sven nahe waren oder eben nicht...

Als sie losgingen, lachten sie noch. Doch das würde sich schnell ändern. Dachte nicht nur Sven...

Kathrin und Jenny fanden den ersten und zweiten Zettel so schnell, dass es ihnen schon fast langweilig wurde. Es war merkwürdig, aber ihr Herz raste vor Aufregung. Es war ja doch eine ganz witzige Idee und spannend dazu. Man fühlte sich irgendwie beobachtet und bedroht. Sie lachten natürlich drüber, weil sie wussten, dass ihnen nicht geschehen würde, aber trotzdem fühlte man sich verfolgt und unter Strom. Der Gürtel machte keinerlei Geräusche. Auch als sie den dritten Zettel abrissen nicht. Zwischendurch dachten sie noch, dass der Gürtel eventuell nicht funktionierte, aber Sven hatte auch jederzeit die Möglichkeit ihn abzustellen, sodass er ihnen näher kommen konnte, ohne dass ihr Gürtel sie warnte. Das Witzige daran war, dass er ihn dann wieder anschalten konnte, sobald er nahe genug dran war. Und dann summte der Gürtel von Kathrin und Jenny so laut, dass sie sich wahrscheinlich in die Hose machten vor Angst, weil er plötzlich doch schon so nah war....

Als der vierte Zettel gefunden war, warteten die beiden Mädels förmlich darauf, dass Sven endlich mal in Aktion trat. Sie hatten ihn bisher nirgends gesehen. Er stand nicht plötzlich auf dem Waldweg oder kam hinter ihnen näher. Nichts dergleichen. Es wurde langsam wirklich langweilig. Jenny hatte schon die Idee, ihn anzurufen und nachzufragen, wo er denn bliebe, aber das hätte die Spannung gekillt. Dieses Experiment war wirklich interessant, aber die Ausführung vielleicht ein wenig lasch. Doch auch den fünften und sechsten Zettel fanden die beiden leicht und relativ zügig. Wenn er jetzt nicht bald kam, hatten sie es geschafft.

Doch dann fiel Jenny auf, dass etwas hinter ihnen stand. Es war bestimmt noch einige Meter entfernt und rührte sich nicht. Sie hatte es natürlich nicht angesehen, aber sie hatte es wahrgenommen. Es stand nicht direkt auf dem Waldweg, sondern leicht am Rand zum Wald hin. "Sven ist da!", flüsterte sie und machte Kathrin klar, dass er hinter ihnen war. "Er steht hinter uns! Aber er ist noch einige Meter weg!". Kathrin fand dieses Spiel nun richtig aufregend. "Okay lass uns einfach normal weitergehen! Wir lassen uns von ihm gar nicht beeindrucken! Dreh dich nur nie um!". Und so fanden die Beiden auch den siebten Zettel und nahmen ihn an sich. Und da fiel Kathrin etwas auf. "Müssten nicht unsere Gürtel summen, wenn er so nah hinter uns ist?". Das war eine gute Frage. Jenny wunderte sich jetzt auch. "Eigentlich schon! Er kann sie aber abschalten! Vielleicht will er noch näher rankommen und sie dann summen lassen, um uns zu erschrecken! Der weiß sicherlich noch nicht, dass wir ihn bereits entdeckt haben!". Doch die Gürtel blieben stumm. Und der Slenderman kam immer näher...

Als sie von Weitem den letzten Zettel bereits sehen konnten, fiel Kathrin auf, dass er neben ihn an einem Baum lehnte. "Schau nicht nach links!", flüsterte sie, denn dort hatte sie etwas stehen gesehen. "Er ist links von uns! Er steht an einem Baum! Lass uns weitergehen! Immer einfach geradeaus! Wir schauen jetzt nicht mehr nach links und nicht mehr nach rechts!", flüsterte sie. Jenny und Kathrin machten einige Schritte Richtung letztem Zettel und blieben dann plötzlich stehen. "Er ist jetzt rechts von uns! Direkt rechts hinter mir am Waldrand!", flüsterte Kathrin und hörte das Knacken der Äste am Boden hinter ihr. "Los lass uns schneller gehen!". Doch dann blieb Jennys Herz fast stehen. Denn während Kathrin hinter sich etwas bemerkt hatte, tauchte Sven plötzlich vor ihnen auf. Er trug weder einen Gürtel noch sonstige Kleidung. Er war weiß wie Kreide und sein Blick war starr und verzweifelt. Was war denn mit ihm passiert? Doch er konnte sich an nichts mehr erinnern. Was auch immer ihm zugestoßen war, es würde sein großes Geheimnis bleiben. Doch nur wenige Tage später im Krankenhaus erzählte er Kathrin und Jenny, dass es den Slenderman wirklich gibt. Er konnte noch ganz ausführlich erzählen, wie er ihn am Parkplatz das erste Mal gesehen hatte. Er hatte lange Arme und Beine gehabt und kein richtiges Gesicht. Natürlich glaubten weder die Ärzte noch seine Freunde einer seiner Geschichten, weil er ja auch an Elfen, Kobolde, Orks und andere Dinge glaubte. Er spielt nun einmal einfach zu viele Computerspiele wie "Slenderman". Und auch wenn ihm niemand glaubte, hätte Kathrin bis heute noch schwören können, dass das jemand war. Direkt hinter ihr rechts. Und auch am Baum hatte jemand sich angelehnt. Hatte sie sich das eingebildet, weil sie bereits mit dieser Erwartung in den Wald gegangen war, dass da gleich irgendwo jemand vor ihr auftaucht oder hatte sie wirklich etwas gesehen, was sonst nur Spaziergänger im Wald zu sehen bekamen, wenn sie abends im Dunkeln ahnungslos an ihm vorbeigingen?

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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