Die Funken flogen in den Himmel, das Feuer prasselte.
Die Absturzstelle der Boeing 707 war hell erleuchtet. Ersthelfer liefen hin und her, andere stolperten blutüberströmt über die Lichtung.
Ein kleines Mädchen hielt einen Teddy fest im Arm. Der Bär trug eine Schleife, darin hatten sich ihre Finger verfangen. Ihr abgerissener Arm schlug bei jedem Schritt gegen ihren Oberschenkel.
Plötzlich lösten sich ihre Finger und ihr Arm fiel, mit einem klatschenden Geräusch, auf den Boden.
Ein großer Mann kreuzte ihren Weg, er zog ein Bein nach, sein Fuß stolperte hinter ihm her, nur noch verbunden durch eine Sehne. Er humpelte auf eines der brennenden Wracks zu.
Über dem Bruchstück lag jemand auf dem Bauch, das Feuer hatte sich bereits durch ihren Wildlederrock gefressen. Der Mann zog sie herunter. Sie rutschte nach unten und blieb sitzen. Er öffnete den Mund, aber statt Worte, schoss ein Schwall Blut aus seiner Kehle. Es zischte, als es in die Flammen geriet und verdampfte augenblicklich.
Eine junge Frau, in einer scharlachroten Bluse, taumelte auf die beiden zu. Ihr Kopf lag, in einem grotesken Winkel, auf ihrer Schulter. Die Wirbelsäule hatte die Haut durchbohrt und stand weit heraus.
Sie tippte dem Mann auf die Schulter. Als er ihr den Kopf zuwendete, konnte sie sehen, dass sein Unterkiefer weit herab hing.
Die Frau versuchte eine Kopfbewegung zu den Helfern, die an der Absturzstelle, emsig hin und her rannten. Der Mann nickte und stand auf. Gemeinsam bewegten sie sich auf die Sanitäter und Polizisten zu.
Unterwegs gesellte sich das kleine Mädchen zu ihnen, mittlerweile hatte es auch den Teddy verloren, er war nun nicht mehr wichtig.
Die Helfer waren viel zu sehr damit beschäftigt, Verletzte zu versorgen. Erst, als das kleine Mädchen einem der Sanitäter ihre Zähne ins Bein schlug, nahmen sie Notiz von den drei Gestalten.
Aber da war es bereits zu spät.
Der große Mann packte zwei gleichzeitig, biss ihnen die Kehlen auf. Die Frau stach einem Polizisten ihre Wirbelsäule bis tief ins Gehirn. Seinem hilfsbereiten Kollegen rammte sie ihre Waffe ins Brustbein. Als er röchelnd auf dem Boden lag, machte sich die Frau über die zwei Ordnungshüter her. Der Schrei des Polizisten hallte durch die Nacht, wurde von Lebenden und Toten gehört.

Elly schrie laut und riss die Augen auf. Ihre Mutter beugte sich besorgt über sie. Sie saßen in einer Boeing 707, auf dem Weg nach Rom.
Elly sah sich um.
Auf der anderen Seite saß ein Pärchen. Der Mann hatte ein langes Pferdegesicht und die Frau trug einen Wildlederrock. Ihr Lächeln kam Elly geheimnisvoll vor, als wüssten sie etwas, dass ihr verborgen war.
Ellys Blick blieb an einer anderen Frau hängen, in einer scharlachroten Bluse. Deren Kopf war zur Seite geneigt, sodass er auf ihrer Schulter lag. Elly drückte ihren Teddybären an sich. Plötzlich begann das Flugzeug zu schwanken.
Die Passagiere schrien und kreischten.
Die Finger des kleinen Mädchens verfingen sich in der Schleife ihres Teddys, sie kümmerte sich nicht darum.
In diesem Moment zerbrach das Flugzeug und raste brennend zu Boden.

Ende


© by Nadja Christin


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Beschreibung des Autors zu "Der Flugzeugabsturz (500 Wörter)"

Da ich sonst immer ausschweifend bin, habe ich mich hier bewusst gezwungen, den Text aus nicht mehr als 500 Wörtern bestehen zu lassen. Ich muss schon sagen, ein hartes Stück Arbeit, aber auch eine sehr, sehr gute Übung. Die Originalfassung hat fast 800 Wörter und es hat mir beinahe körperlich weh getan, so viele Wörter und Sätze zu streichen. Aber, wie gesagt, eine gute Übung.
Jetzt bin ich gespannt, was ihr dazu sagt.
Vielen Dank fürs Lesen im voraus
Liebe Grüße
Söckchen

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Kommentare zu "Der Flugzeugabsturz (500 Wörter)"

Re: Der Flugzeugabsturz (500 Wörter)

Autor: noé   Datum: 22.08.2014 12:34 Uhr

Kommentar: Ein Meisterwerk!
Und jeden Moment der investierten Arbeit wert, das kann ich sagen!
Meine Güte...
noé

Re: Der Flugzeugabsturz (500 Wörter)

Autor: Homo_Ingenuus   Datum: 28.08.2014 11:54 Uhr

Kommentar: Gut geschrieben, liebe Nadja, sehr plastisch und die Bilder brennen sich ins Horrorgedächtnis.
Allerdings kam mir als erstes der tragische Absturz der Malaysian Airline in den Sinn, dieser wurde abgelöst von dem Gedanken an "the walking dead) und letztlich wurde es um "Final Destination" erweitert... Also alles etwas "schonmal-da-gewesenes" :)

liebe Grüße
Flo

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