Am 30.03.10 hatten wir unseren Rückflug Teneriffa - Dresden via Nürnberg. Wir hatten uns für eine Flugpatenschaft zur Verfügung gestellt. Uns wurde ein Katerchen zugeteilt, das ein Beinchen amputiert bekommen hatte und in Nürnberg erwartet wurde. Wir entschieden uns für die Mitnahme in der Kabine. Kurz vor dem Rückreisetermin bekamen wir noch einen Anruf, Flugpaten, die einen Kater nach Leipzig mitnehmen wollten, wären kurzzeitig ausgefallen. Ob wir das noch mit übernehmen könnten. Die Empfänger würden dann nach Dresden fahren und uns dort erwarten. Da unser Handgepäck schon voll war, mußten wir diesen leider im Frachtraum mitfliegen lassen. 2 Tierschützerinnen aus Teneriffa brachten uns die 2 Tiere zum Flughafen. Von da an war alles Stress pur. Riesenschlange zur Abfertigung für den Airbus. Gepäck wiegen – zu schwer. Weiß der Kuckuck, wer uns da Blei ins Gepäck geschmuggelt hat. Flugkarten einbehalten. Nachzahlen, aber wo? Die kein deutsch, ich kein spanisch, beide kaum englisch. Gut, daß die beiden Spanierinnen dabei waren. Die sind mit mir von einem Schalter zum anderen gehastet und mit ihrer Hilfe konnt ich die Sache klären. 70 € nachzahlen und ich hatte die Flugkarten wieder. Dann das Tier beim Gepäck aufgeben. Papiere ausfüllen und wieder und wieder eine Unterschrift. Danach Verabschiedung von den 2 Frauen und ab zum Einchecken. Alles auf’s Band. Geldbörse, Jacke, Brille, Uhr abmachen, Schuhe ausziehen, Gürtel ab. Hose rutscht, schnell festhalten. Mit der anderen Hand Katze aus der Transportbox nehmen und leere Box auch auf’s Band setzen. In einer Hand die Katze, mit der anderen Hand die Hose festhaltend durch den Metalldetektor. Schnell die Katze wieder ins Körbchen, Reißverschluß zuziehen. Der ist ausgehakt. Das Körbchen bleibt offen, die Katze versucht auszureißen und die Hose rutscht runter. Am Reißverschluß herumfummeln, endlich ist er zu. Hose wieder hoch, Gürtel rein, Schuhe an, Uhr um, Laptop wieder einpacken, dann alles schnappen und losstürzen um das Gate zu suchen. Da werden wir zurückgerufen. Haben eine Tasche stehenlassen. Dann, völlig am Ende mit den Nerven, sitzen wir endlich am Gate auf der Wartebank und warten darauf, das Flugzeug besteigen zu können. Als wir im Flieger dann alles verstaut haben, das Katzenkörbchen unter’m Vordersitz, startet der Airbus endlich. Nach der Startphase wird die Miez unruhig und miaut. Ich ziehe das Körbchen hervor und nehme es auf den Schoß, stecke meinen Arm bis zum Ellenbogen hinein und streichle das Kätzchen bis zur Landung ununterbrochen. Da wird es wieder ruhig. Nur einmal zwischendurch hatte ich den Eindruck, er müßte vielleicht mal „pipi“. Ich bin mit ihm auf die Toilette gegangen, habe Papierhandtücher ins Waschbecken gelegt und ihn hineingesetzt. Er mußte aber nicht. Also wieder ins Körbchen und zurück auf den Platz. Einige Fluggäste schauten mich verständnislos an, als wäre ich ein Geist. Das bin ich aber gewöhnt, heiße ja schließlich so. Danach bis zur Landung weiterkraulen. In Nürnberg mußten wir dann das Flugzeug verlassen. Im Flughafengebäude suchten wir unser Gate für den Weiterflug nach Dresden. Als wir das gefunden hatten, ließ ich meine Frau mit allem Handgepäck dort und begab mich mit dem Kätzchen zum Ausgang. Ich wußte nicht, wie die Empfängerin aussah, und diese hatte kein Handy. Noch während die Zollbeamten umständlich die Impfpapiere prüften, winkten zum Glück schon von weitem 2 Frauen und waren dann glücklich, ihren Filo endlich in Empfang nehmen zu dürfen. Danach und nach der nochmaligen Prozedur, Gürtel raus, Uhr ab usw. war ich bereit für den Weiterflug nach Dresden, für den ich zwischenzeitlich schon 2 mal aufgerufen worden war. Bis Dresden lief dann alles ruhig. Dort angekommen, am Gepäckband begann der Stress noch einmal. Ich wartete auf unsere Koffer. Die kamen nicht. Meine Frau am Schalter für Sperrgepäck. Sie brachte von dort die Transportbox mit dem Katerchen angeschleppt. Ich wollte es durch die Gitterstäbe hindurch kraulen. Es lag ganz bewegungslos und hatte einen total entrückten Blick. Er wird doch wohl nicht tot sein. Öffnen konnten wir nicht, wegen der Plomben vom Zoll. noch mal unter’m Kinn gekrault. Nein, er lebt noch, aber gut sieht es nicht mit ihm aus. Also bleibe ich am Gepäckband stehen und meine Frau mit dem Katerchen durch den Zoll. Die Empfänger warten schon voller Freuden. Umso größer der Schock. Sie schnappen die Box und springen gleich ins Auto. Röntgenbilder schicken wir mit der Post hinterher. Nach einer Stunde habe ich alle Koffer. Ab, nach Hause mit der Ungewißheit, ob das Katerchen die Sache übersteht. Wir sind fix und fertig ins Bett gefallen und waren urlaubsreif. Am übernächsten Tag dann eine E-Mail aus Leipzig. Dem Katerchen Farid geht es wieder gut, dazu Fotos von ihm und der Nachsatz:
Ich habe heute die Röntgenbilder bekommen und möchte mich herzlichst bei Ihnen bedanken. Nicht nur für das verauslagte Porto stehe ich in Ihrer Schuld.
Wie viel ärmer wäre die Welt ohne solche Menschen wie Sie!
Jetzt weiß ich, warum wir uns den Stress angetan haben und daß sich das Ganze gelohnt hat. Wir würden es jederzeit wieder tun.


© by geisterhaus


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Kommentare zu "Die Flugpatenschaft"

Re: Die Flugpatenschaft

Autor: noé   Datum: 05.01.2014 21:56 Uhr

Kommentar: Supertext und Superaktion!
Für beides DANK!
noé (Katzenmensch)

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