Meistens schlafe ich sehr gut. Meistens ... Es gibt da aber eine Ausnahme ? und die betrifft den Schlaf im Flugzeug ...
Nach einem fürchterlich langen Flug kamen wir endlich in Beijing an. Ich hatte trotz Schlafmittel keine Sekunde geschlafen. Klar ? bei meiner panischen Flugphobie könnte ich wohl 10 Tabletten schlucken und würde immer noch steif wie ein Besenstil dasitzen. Ich schlummere sonst bestens, im Auto, im Zug, auf dem Sofa, im Bett ... aber in Flugzeugen bin ich chronisch wach. Das Wetter war wolkig bei der Landung und obwohl es Herbst war, fand ich es schwül und drückend. ?Nie mehr fliegen?, dachte ich, als ich über das Flugfeld torkelte. Dass wir noch 4 Inlandflüge vor uns hatten, konnte ich in dem Moment erfolgreich verdrängen. Da waren wir also, in der Volksrepublik China, im bevölkerungsreichsten Land der Erde. Und ich war einfach nur kaputt, fertig, erschöpft. ?Ab ins Hotel?, sagte ich leise vor mich hin. Aber daraus wurde nichts. Unsere Schweizer Reiseführerin begrüsste unseren Chinareiseführer und den zusätzlichen Reiseführer, der nur für Peking zuständig war. Wir hatten in jeder Stadt einen zusätzlichen Reiseführer zum Chinareiseführer und zu der ... siehe weiter vorne im Text. Trotz Nebel vor den Augen und Watte in den Ohren wurde mir bewusst, dass wir erst mal eine Stadtführung vor uns hatten. Toll, dabei hätte ich gerade jetzt, ganz wunderbar einschlafen können. So schleppte ich mich mit dem Rest der Reisegruppe durch malerische Gärten, in düstere Paläste, an den Rand von künstlich angelegten Seen, über bekannte Plätze, in verbotene Städte ... Ab und zu musste ich mich an eine Mauer lehnen oder einen Baum oder einen Chinesen ... Die Tabletten schienen nun doch zu wirken, einfach mit Verspätung. ?Ein Bett?, dachte ich ?ein Königreich für ein Bett!? Ich weiss,
5. Akt, 4. Szene, König Richard III. Aber so fühlt sich Verzweiflung an.
Ich habe diese Chinareise überlebt. König Richard III. ging es da nicht so gut. Aber der Gute wollte auch ein Pferd und kein Bett. Spätere Unternehmungen par avion wurden trotz krankhafter Furcht vor dem Fliegen ganz spassig. Und mir wurde klar, dass
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]