Auf einer Reise in den Südwesten von England kam ich auch beim Kastell Dintagell vorbei. Unweit des cornischen Dorfes Tintagel liegt dieses alte Gemäuer. Von einer Schloss bzw. einer Burganlage ist nicht mehr viel zu erkennen. Aber die Grundmauern, stumme Überreste aus einer alten Zeit stehen da und trotzen Sturm und Wind. Seit dem frühen Mittelalter vermutet man Schloss Tintagel da, auf der schmalen Landzunge, direkt an der Küste. Die Landschaft ist herb und die See bisweilen rau. Die Erbauer sind unbekannt, auch wenn man davon ausgeht, dass hier auf Tintagel einer der wohl bekanntesten Könige der Literatur gehaust haben soll. Man kennt die Story, ich erzähl sie trotzdem kurz. Uther Pendragon, der mit dem roten Drachen im Banner, hatte sich in Igraine verliebt. Soweit kein Problem, wäre die Gute nicht schon unter der Haube gewesen. Angetraut war sie mit Gorlois, dem Herzog von Cornwall und eben dieser bewohnte zu der Zeit Schloss Tintagel. In neusten Zeiten würde man da nicht lange fackeln und eben mal schnell ? aber früher war man da umständlicher. So liess sich Uther von einem Merlin helfen, der sagenhafte Zauberkräfte eingesetzt haben soll um die gute Igraine zu becircen. Die wurde dann mit dunklen Machenschaften reingelegt und Uther war am Ziel seiner Wünsche. Praktischerweise wurde dabei auch gleich Gorlois, der arme Ehemann, aus dem Weg geräumt. Das waren noch Zeiten! Jedenfalls ? aus der Verbindung zwischen Igraine und Uther entstand dann der spätere sagenumwobene und viel zitierte König Artus. Und aus dem Grund wird die Gegend um Tintagel im Volksmunde bisweilen ?Arthurs Land? genannt. Auch wenn man nicht genau weiss, ob und wie und überhaupt - aber das macht nichts. Dem Tourismus ist es einträglich und es verleiht der alten Ruine einen Hauch von Romantik. Ich war jedenfalls tief beeindruckt und meine Gedanken schweiften oft zurück in die Zeiten von Arthur, zu dem treuen, später untreuen Ritter Lancelot, dem sagenumwobenen Avalon, Burg Camelot, Excalibur, der bösen Morgane ? und so wurde Tintagel vor meinen Augen in eine mittelalterliche Burg mit wehenden Fahnen und buntem Treiben verzaubert. Ich glaube dieser Typ, dieser Merlin schwirrt da noch irgendwo rum!


© Daniela Affolter-Mangold


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