Wohin der Wind mich weht ?

Manchmal schaue ich den Vögeln zu und denke wie schön es ist, so mobil zu sein. In diesen Momenten werde ich gepackt von einem ganz eigenartigen Gefühl, dem Fern-Weh. Wer es nicht kennt, wer es noch nie gefühlt hat, der weiss nicht, wie dieser Lockruf aus der Ferne sich anfühlt. Diese Sehnsucht nach fremden Welten, dieses Begehren, dieses starke Verlangen neue Orte zu sehen ? andere Landschaften zu sichten, Gerüche zu sammeln, Klänge zu horten ? Farben, Formen, Menschen sehen, spüren, treffen ? Déjà-vus erleben, wie gehabt, damals am Grand Canyon oder im winterlichen Berlin. Wohin würde mein Weh mich treiben? Vielleicht nach Marokko, Ride to Agadir, oder aber an den Rand des Kaukasus-Gebirges. Odessa am Schwarzen Meer, da war ich noch nicht. ?It never rains in Southern California?, das kenn ich schon, Oregon wäre neu oder Mantana, Gruss an Hannah Montana. Da wo alles seinen Anfang nahm, Euphrat und Tigris, by the Rivers of Babylon, aber wie kommt man dahin? Ich war noch nie in Carnac bei den Steinhügeln oder in Glastonbury, am Grab von Artus. ?Erkenne dich selbst?, das Orakel von Delphi? ich würde es gerne befragen. Quo vadis ? Rom ? ich habe es gesehen, doch es ist schon so lange her. Die Mitternachtssonne im hohen Norden, sie möchte ich live erleben. Der Tafelberg in Kapstadt, Machu Pichu, mein Sohn schreibt gerade einen Vortrag über die alte Ruinenstadt, Hanga Roa, auf der Osterinsel, es scheint mir sehr weit entfernt. Die Klöster des Kathmandu-Tals, Irkutsk, in Gedanken an Michael Strogoff ? es fehlt noch einiges in meinem Lebens-Reise-Tagebuch. Der grüne Westen Irlands, die blühenden Kirschbäume Japans, die weiten Steppen der Mongolei, ein gesüsster Tee bei den Tuareg, ein Sonnenuntergang auf Santorini, die Buchmesse in Frankfurt, der Bazar in Istanbul etc. etc. ? es sind gewiss nicht 1000 Ort die ich sehen muss, bevor ich sterbe ? aber ein paar sind es schon. Schauen wir mal, wohin der Wind mich weht.


© Daniela Affolter-Mangold


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