Wohl gibt es auf der Welt viele schöne Orte, aber keiner gefällt mir so gut wie mein Haus in den bayerischen Alpen. Zu erkennen, an der furchtbar beißenden Farbwahl, welche sich jedoch schon so bei mir so etablierte, dass ich es trotz allem als sehr schönes Haus in Erinnerung halte. Das Putzen meines Hauses, welches sich schon in der Vorbereitung immer wieder als Ärgernis herausstellt, wird mir sicher auch nächsten Montag Schwierigkeiten bereiten, so wie den letzten, den davor und den davor. Es ist immer wieder eine Tortur! Ich habe noch vom letzten Montag eine zwar vom Durchmesser kleine aber feine Beule am Hinterkopf, welche mich im Schlaf immer wieder daran erinnert, dass ich kein Freund des Putzens sein sollte, aber es hat auch gute Seiten: Meine Hausapotheke und ich sind mittlerweile so etwas wie gute Freunde, das ist natürlich nur metaphorisch zu verstehen, jedoch gibt es auf einem, von der Zivilisation abgeschnittenen, kleinen und baufälligen, aber wohl geputzten Haus, nur wenig mit dem man sich anfreunden könnte, daher werde ich sie vorerst als meinen besten Freund bezeichnen. Jetzt, da ich mich geistig wieder sammel konnte, muss ich noch einmal erwähnen, dass ich auch zu meinen Krücken ein sehr gutes Verhältnis habe. Ich hoffe nur, dass ich nicht ihre Gefühle verletze, wenn ich ihnen nicht das gebührende Lob anerkenne. Ich laufe nun schon immerhin, dank meiner Montagsarbeit, seit meinem letzten Stadtbesuch mit ihnen. Der Montag davor wiederrum, wäre ein schöner Tag gewesen, wenn es nicht zu einer leichten Komplikation zwischen einem schlecht stehenden Eimer, einer wackligen Leiter und meiner selbst gekommen wäre. Nun gut, die Wunde war nicht groß, aber tief und da mir zum allen Überfluss die Bandagen ausgegangen waren und ich aufgrund meiner Verletzung nicht in die Stadt kam musste ich mir helfen, indem ich kurzerhand Nadel und Faden nahm und mittels einer äußerst qualvollen Prozedur meine Wunde wieder verschloss. Ich kann da nur Kopf schütteln, wenn ich daran denke, dass die Menschen im Alten Rom sich schon besser zu helfen wussten. Immerhin lebe ich noch und das bleibt auch so, wenn der Schweizer Käse hält, bis ich soweit genesen bin, um die Stadt zu besuchen.


© Leon Dettbarn


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