Ich entstamme einer typischen Säuger-Familie. Das ist ein kurioses Konglomerat fleischlicher Bedürfnisse, sowie gelegentlicher, geistiger Manifestationen, die jedoch zu keiner klärenden Sichtweise führen. Bei den Säugern haben die Weiber Beutel auf dem Thorax, in denen sich Nahrung für einen Nachwuchs befindet, der unter großem Geschrei und hässlichen Schmerzen, aus dem geblähten Leib tritt um unangenehm aufzufallen.

Da ich einer Spezies angehöre, die Sprechen und manchmal auch lesen und schreiben kann, erfahre ich immer wieder, daß es sich, bei dem von mir soeben geschilderten Vorgang um die Verwirklichung eines Lebenssinns handelt, der nicht wirklich hinterfragt werden sollte. Man folgt dabei einfach seinen Trieben und versucht später mit den Folgen klar zu kommen.

Wer seinen Trieben folgt, vollzieht dabei eigentümliche Rituale, die für einen Nichtsäuger wahrscheinlich nicht unbedingt nachvollziehbar erscheinen. Der Säuger-Mann – bar aller Brustbeutel – ist ständig auf der Suche nach solchen, da er sie (unbewusst) mit Nachwuchsnahrung (Milch genannt) füllen möchte. Da er dies aber nicht definitiv weiß, oder es sich nicht eingesteht, denkt er, er müsse so eine Art Empfindungsantenne ausfahren, die, wie er meint, in eine weibliche Körperöffnung gehört.

Um dort hinzugelangen, versucht er aber erst einmal seine Zunge in den Mund eines Weibes zu stecken – und zwar ohne sie verschlucken/essen zu wollen, sondern um sie geschlechtlich zu stimulieren. Das nennen die Säuger „Küssen“ und nicht, wie eigentlich zu erwarten sein müsste, „Ekelbesiegen“. Nebenbei halten sie es für notwendig um einen Prozess der völligen Verblendung zu fördern, der in diesen Kreisen „Liebe“ genannt wird.

Die „Liebe“ ist nachweislich eine vorübergehende Geisteskrankheit, die den Zweck hat, im Endstadium, weibliche Bäuche zu blähen. Dabei werden Vorbehalte ignoriert, irrwitziges Zeug in Tagträume projiziert und vor allem, sämtliche hygienische Notwendigkeiten ignoriert, was schließlich zu völlig ferkelhaftem Verhalten führt, welches endlich Körperflüssigkeiten untereinander in den jeweiligen beteiligten Körpern der einzelnen Individuum auf die denkbar unappetitlichste Weise vermischt, die man sich nur vorstellen kann.

Der Grund dafür ist die völlig scham- und ehrlose Lust einen gegengeschlechtlichen Säuger mit seinen Ein- und Ausflüssen zu überfluten, mit dem erklärten oder unerklärten Ziel des Imagos, des Erwachsenen, „Verantwortung“ zu übernehmen. So lautet jedenfalls der natürliche Auftrag, obgleich sich – vor allem in „zivilisierten“ Gegenden des Planeten auch andere Gebräuchlichkeiten entwickelt haben. Ohne auf diese hier weiter eingehen zu wollen, möchte ich den Begriff „Verantwortung“ näher erklären…

Eine „Verantwortung“ unter Säugern besteht vor allem darin, das, von den weiblichen Leibern produzierte Endprodukt aus dem Vorgang „Liebe“, nicht einfach dort liegen zu lassen, wo es hin-extrahiert wurde, sondern es freundlich, wenn nicht gar stolz, bei sich aufzunehmen um alles was man erarbeiten kann in seine Aufzucht und ein gemeinsames Zuhause zu stecken. Wenn man einmal vom Inferno der Geburt absieht, unter wohlwollender Berücksichtigung, daß dies den Mann nicht sonderlich tangiert, dann muss man doch zugeben: es ist unangenehm einen Säugling (das ist das eben Geborene) schreien zu hören.

Diese Laute sind von der Natur absichtlich so durchdringend konzipiert, damit Mann und Frau es nicht lange aushalten können und sofort mit den Milchbeuteln ankommen, beziehungsweise die Frau mit den Beuteln ankommt, während der Mann auf der Jagd nach Geld ist. Abgesehen davon, daß es generell gefährlich ist, in, egal welchen Gründen zu jagen, ist auch zu bemerken: so eine Nachwuchsbetreuung macht ungeheuer viel Arbeit und bringt, außer einer massiven Triebbefriedigung, nichts weiter ein. Zu erwähnen sei noch, daß der hierfür verantwortlich zeichnende Trieb „Nestbautrieb“ heißt und auch bei Nichtsäugern vorkommt.

Sofort kann nun auch nicht unberücksichtigt bleiben: dieser Vorgang hat nichts mit Verstand zu tun! Und hier beginnen dann auch die Schwierigkeiten für staatliche Gemeinwesen!

In der Wildnis unterliegen ja, sowohl Säuger, wie Nichtsäuger der Unausweichlichkeit ihrer schicksalhaften Fremdsteuerung durch die Hormone. In Gemeinschaften, die, durch mehr oder minder qualvolle Entwicklungen zu etwas gefunden haben, das wir getrost den Versuch humanistische Denkmodelle zu produzieren, nennen können, ist das mitnichten genauso! Hier beginnen sich die Heranwachsenden bereits vor der Geschlechtsreife fantasievolle Gedanken zu machen, die nicht viel mit natürlichen Notwendigkeiten zu tun haben. Kurioserweise wollen sie, selbstverständlich auch hauptsächlich, andersgeschlechtliche Körper „betreten“, mit ihren Bakterien und Säften beferkeln, aber „Verantwortung“ übernehmen, im Sinne von „Keine-Kontrolle-mehr-über-den-eigenen-Lebensplan-haben“, wollen sie nicht unbedingt. Vor allem nicht um jeden Preis!

Nachdem jedoch eine Säuger-Gemeinschaft, ihr Staatswesen also, auf Lustgewinn durch Triebbefriedigung (siehe auch Nestbautrieb) ausgelegt ist, kommt es ihm, dem Staatswesen hauptsächlich darauf an, Individuen zu fördern, bei denen dieser Nestbautrieb besonders stark ausgeprägt ist. Ihre Raffgier, so lautet die einhellige Meinung, sei der entscheidende Motor für Wirtschaft und Kultur. Infolge dessen möchte natürlich jeder erst einmal „nestbautechnisch“ abgesichert sein, bevor er „Verantwortung“ übernimmt, sprich seine Selbstverwirklichung aus der Hand gibt und infolge dessen eskaliert sozusagen, in einer Art circulus vitiosus, die allgemeine Entwicklung in eine Geburtenschwäche hinein, die sich wiederum für die herrschende Klasse unter den Säugern, nachteilig auswirkt.

Diese greift deshalb zu einer List, die sich langfristig zwar verheerend auswirkt, kurzfristig und – als vorgeschobenes Argument – dem eigenen, übersteigerten Nestbautreib wie auch der „Humanität“ dient.

Wie sieht nun diese List aus? Die Natur – die ja bekanntlich nicht denkt, sondern aussortiert – gibt die Antwort dafür vor… Es kommt einzig und alleine darauf an Körperflüssigkeiten auszutauschen, die sich später in Verantwortungen umwandeln! Das ist alles! Wer Verantwortung nicht unter allen Umständen übernehmen will, der sortiert sich aus! So einfach ist das. Arbeitskräfte wird der nicht produzieren und billige schon gar nicht. So ist es den Ober-Säugern oberstes Gebot, Ausschau zu halten nach willigen Nichtdenkern, deren Urtriebe zum Ferkeln noch so stark wirksam sind, daß sie nicht nach den näheren Umständen fragen, unter denen sie ferkeln möchten. Sie ferkeln einfach. Alles Weitere ergibt sich…

Und genau auf diese Weise gelingt es den Säugern – und gelang es bisher jeder dominierenden Lebensform dieser Welt – zu herrschen! Daß dies den Rückgang aller anderen Lebensformen einschließt, das bedenkt die Natur nicht. Das bedenken nur die Humanisten, die sich – wie wir gesehen haben – nicht unbedingt als nützlich für ein Staatswesen etablieren konnten. Vor allem dann nicht, wenn diese mysteriöse Groß-Sippe die Verfolgung solch widersprüchlicher Ziele pflegt, wie: sich einerseits den Entwurf einer, im bestgemeinten Sinne des Wortes „Zukunftsträchtig“, feinen Methode auszudenken und andererseits das Auftreten mündig-freier Säuger-Arten geflissentlich zu übergehen. Den Entwicklungsgrad der arbeitenden Klasse immer „bewusst“ (wobei das wohl nicht ganz die richtige Bezeichnung ist) niedrig zu halten, egal mit welchen Mitteln, scheint demnach nicht der richtige Weg zu sein.

Dabei ist es doch, zugegebenermaßen, für einen Säuger schon sowohl faszinierend, wie auch scheinbar tatsächlich erfüllend, sich diesen, verstandesmäßig unerklärlichen Vorgängen hinzugeben, die im Anschwellen und Eindringen von männlichen Zotteln (fleischlichen Anhängseln) in fremde Leiber und zuguterletzt im Blähen weiblicher Bäuche und Thoraxbeutel gipfeln, was wiederum in der Entstehung neuer, und vielleicht doch endlich zu Gehirnen führen kann, die auf einer höheren Ebene funktionieren.


© Sur_real


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Kommentare zu "Allzu sachliche Zustandsbeschreibung?"

Re: Allzu sachliche Zustandsbeschreibung?

Autor: Ralf Risse   Datum: 12.10.2013 18:41 Uhr

Kommentar: Thoraxbeutel . . .wie genial unerotisch,ein ganz großes Wortgemälde - mache bitte ein Buch draus !
Gruß Ralf

Re: Allzu sachliche Zustandsbeschreibung?

Autor: Alf Glocker   Datum: 12.10.2013 19:07 Uhr

Kommentar: Danke Dir!

...wenn das so einfach wäre...
die Verlage gehen kein Risiko ein und als E-Book...ich weiß nicht.
Material hab ich genug...

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