Es ist Weihnachtszeit und alles ist von einem feinen Hauch Puderzucker bedeckt. Die Menschen ziehen durch die Straßen mit ihren glasierten Äpfeln und den Waffeln mit der Vanillecreme. Es riecht nach gebrannten Mandeln und nach heißen Glühwein. Es riecht nach den Tannenzweigen, die an den Buden befestigt wurden. Es ist diese wunderschöne Weihnachtszeit.
Aber all dies kann jemanden wie Gerd egal sein. Seit Jahren läuft alles schief und nun verbringt er sein erstes Weihnachtsfest auf der Straße. Schon früher regte ihn dieses Fest des Erlösers auf, der die Menschen von allen Leid uns Sünden befreit hätte. Als es Gerd noch gut ging gab es immer noch gut Leid, trotz dieses Erlösers. Es gab für ihn so einen Quatsch nicht. Und jetzt erst recht nicht! Dieser Kirchen- und Politik... Nein mit diesen Gedanken wollte er sich nicht zum aber tausendsten mal beschäftigten. Nein nicht schon wieder. Es ist gekommen wie es gekommen war und heute hasst er Weihnachten noch mehr als früher.
Man hört ja sonst von der Spende Bereitschaft der Menschen zu Weihnachten, aber für einen Penner gilt es nicht. Der stört auf dem Weihnachtsmarkt. Er stört, weil er eine Frage darstellt, die niemand zu dieser Zeit sich stellen will. Nein... gewiss nicht.
Es ist schon lange dunkel und die Turmuhr schlägt 10 mal. Ja jetzt kann er sich in seiner Windgeschützte Ecke legen, weil jetzt wird außer Betrunkenen nichts mehr finden. Er macht es sich in seiner Ecke gemütlich so gut er es eben kann. Die Kälte hilft ihm bald ein zuschlafen.
Doch der Schlaf hält nicht lange an. Er wacht nur wenige Stunden später auf und zittert am ganzen Leib, wie er es schon so oft getan hat. So tat er nun wie schon so häufig in diesen Winter aus seiner Ecke drehten und macht ein paar sportliche Betätigungen um dann gleich wieder zurück in seine Ecke zu gehen.
Er machte 10 Hampelmänner. Ein paar kurze Bahnen Gummiadler und dann streckte er einige male noch seinen Rücken. Nun war er fertig für die nächsten 2 Stunden unerholsamen Schlaf. Er wollte gerade los gehen als er von weiten etwas hörte. Es klang wie ein Pferdegetrappel auf Kopfsteinpflaster. Er lachte über sich, dass konnte es doch nicht sein. Er ging wieder zurück, nein doch nicht der Klang der Pferdehufen kam näher und näher. Er war zu neugierig wer sich um diese Zeit, an diesem Ort, mit einen Pferd aufhielte. Er schaute in eine der dunklen Gassen, wo er den Klang vernahm. Er sah am Anfang nichts, aber dann kam aus der Dunkelheit eine edle Gestalt. Sie saß auf einen schwarzen Ross man konnte die Augen des Tieres nicht wirklich erkennen, die Scheuklappen verhinderten es. Der Reiter war in Schwarz gekleidet. Sie trug eine Kapuze über dem Gesicht und einen seltsam gebogenen Degen an der Hüfte.
Ganz aus heiteren Himmel blieb das Getier stehen und der Reiter sprach mit dem Bettler: ?Guten Abend mein Herr. Ich habe sie den ganzen Abend gesucht.? Die Stimme wirkte fromm, hell, aber auch eisig. Die Stimme ließ den alten Mann erzittern und er antwortee: ?Tut mir Leid mein Herr, ich kenne sie nicht.?- ?Natürlich kennst du mich. Du hast schon viel von mir gelesen und gehört. In Deutschenlanden vergisst man mich zur Weihnachtszeit sehr gerne und das obwohl ich kurz zu vor noch meinen Ehrentag habe. Aber genug von mir. Ich sehe dass du frierst, so will ich dich von deinem Leid befreien.?, mit diesen Worten zog der Reiter seinen Mantel aus. In einer schwingenden und theatralischen Gebärde verschwand der Mann hinter seinen Mantel. Es blitzte das seltsame gekrümmte Schwert und zerriss den Mantel in zwei Teile. Der eine Teil flog auf den Bettler zu und nahm ihm völlig die Sicht. Er spürte gleich bei der ersten Berührung mit dem Stoff wie warm es um ihm wurde. Er fühlte sich geborgen und sicher. Er fühlte sich erlöst von allen Sorgen seines Lebens. Es war herrlich. Ganz hastig und schnell schlang er den Mantel um sich. Er fühlte dieses erlösende Gefühl, dass er heute Nacht nicht mehr frieren müsse.
In einer tiefen Verbeugung bedankte er sich bei dem freundlichen Unbekannten: ?Ich danke ihnen aus tiefster Seele mein Herr. Ich kann ihnen nicht genug danken.? Der Reiter hob seine Hand abwehrend: ?Nein, mein Freund. Du musst mir nicht danken. Es ist meine Pflicht dies zu tun. Doch nun muss ich weiter. Es gibt noch viele elende Wesen, die meiner Hilfe bedürfen.?
Der Reiter zog an den Zügeln und das Pferd stellte sich auf die Hinterbeine. Kurz dachte der Bettler er hätte etwas seltsames gesehen, aber nein. Gewiss hat er sich getäuscht. Der Reiter verschwand wieder in der Dunkelheit. Gerd ging wieder zurück an seinen Schlafplatz und legte sich nicht nieder und schlief ein.
Kurze Zeit später erwachte er wieder, der Mantel war weg. Aber das Gefühl dieser schönen Wärme war da... aber es war auch nass. Ihn hatte jemand bepinkelt. Es war also alles nur ein Traum gewesen. Es gab also doch keinen Erlöser von seinen Qualen. Er war müde und fertig als dass er aufstehen konnte. Er blieb liegen und schlief ein.
Beim Einschlafen sah er den Reiter und das Pferd wieder ganz deutlich vor sich. Sie waren nochmal zurück gekehrt. Der Reiter stieg ab und man sah, dass der Mantel zerrissen war. Der schwarze Mann ging zu Gerd langsam und bedacht hin. Er streifte seinen Handschuh ab und legte seine Hand, welche nur aus Knochen bestand auf Gerds Augen. Er nahm den Teil vom Mantel, den er kurz zu vor Gerd geschenkt hatte wieder zurück und wie durch Zauberhand verband er sich wieder mit dem Rest. Der Reiter setzte auf und ritt davon als sie in eine Kurve bogen konnte man das rote Auge des Pferdes sehen.
Gerd hatte in dieser Nacht seinen Erlöser gefunden.


© PeKedilly 2010


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