Eine fremde, unbekannte Hand erfasste Staubwedel und zog ihn mit einem Ruck durch den knisternden Plastikgeburtskanal. Die Luft strich durch seine in allen Farben bestrichenen Wuschel. Sofort flog Staubwedel durch den unbekannten Raum. Immer höher rasend, landete er schließlich auf einer hohen Ablage. Zum Nachdenken über das Warum war keine Zeit. Blitzschnell streifte er die Bücher und umrandete die hölzernen Ständer. Weggezogen strandete er anschließend in der glitzernden Umgebung einer Glasvitrine. Staubwedel umklammerte seltsame Figuren und begegnete antiken Besteck, das ihn abschätzig musterte. Er huschte über eine verzierte Schale und kreiste in ihrem Inneren. Durch saubere Tassen und Gläser spiegelte er sich. Sofort erfasste Staubwedel mit seinem Sog auch die hintersten Ecken dieser glatten Landschaft. Dabei stieß er ein Porzellanpferd um, das fast über den Abhang gefallen wär. Aber das Schicksal wollte es, dass das Pferd gerettet wurde um wieder seinen angestammten Platz zu finden. Atemlos hetzte Staubwedel inzwischen aus der Glasvitrine. Eine dunkle Schublade öffnete sich und er wurde hineingezogen. Angstvoll und zaghaft erkundete er die unbekannte Gegend. Er stieß auf weiche Lappen und harte metallische Gegenstände, die er durcheinander wirbelte. Ein Nagel verfing sich in seinen Fängen und wurde mit aus dem dunklen Loch herausgezogen. Doch gerade als sich Staubwedel an seinen neuen Freund gewöhnt hatte, fiel er auch schon in einen Abgrund und wurde nie wieder gesehen. Klimpernd verhallten seine letzten Töne im Strom der Erinnerung. Plötzlich erreichte Staubwedel den Himmel und erklomm die leuchtenden Lampen. Er tauchte ein in das Licht und schlängelte sich zwischen den Glühbirnen hindurch. Heiß war das Feuer und seine flauschigen Kunstfedern fingen sich fast einen Brand ein. Kurzzeitig umnebelte Staubwedel ein leichter weißer Qualm. Doch dann wurde er auch schon wieder weggezerrt und erreichte fliegend einen weiten massigen Schreibtisch. Staunend reinigte Staubwedel wichtige Ordner. Eher er sich versah tauchte vor ihm ein riesiger brauner Monitor auf, den er sofort umarmen musste. Von oben und unten, hinten und vorne bestrich er die Plastikflächen. Von jedem Ort, den er erreichte, nahm er etwas mit. Überall war der Staub, den er in seinem Kleid versteckte, von einer anderen Beschaffenheit. Staubwedel hütete seinen Schatz und verteidigte ihn mit seinem Leben. Er schrieb in einer unbekannten Sprache seine Erlebnisse auf, als er die Buchstaben der speckigen Tastatur berührte. Doch schon war er wieder woanders und stieß auf ein goldenes Telefon. Die Bedienfläche spielte beim Berühren eine zauberhafte Melodie, die zum Verweilen einlud. Stürzend senkte sich der Weg des Lebens dann aber tiefer. Staubwedel durchwanderte die immer höher werdenden Stapel der CDs. Wischte zärtlich über jede von ihnen und tauchte seinen Geist in die ihm unbekannten Inhalte. Auf dem Boden angekommen, durchschritt Staubwedel unter größten Entbehrungen eine Parkettwüste und arbeitete sich anschließend über das Kachelmeer hinter der Tür. Immer wenn eine Wand vor ihm auftauchte und er glaubte nun Ruhe zu finden, machte das Schicksal kehrt und führte ihn in eine neue Richtung. Unerwartet erreichte er dann silberne Armaturen aus denen klares Wasser lief und er verliebte sich in die Formen. Staubwedel versuchte sich festzuhalten, aber seine Kraft reichte nicht, so das er sich alsbald auf dem niemals endenden Rund eines Plattenspielers wieder fand, der seinen Flaum bestrich. Endlos kreiste das Vinyl an ihm vorbei und jedes Mal spürte er eine neue Rille. Keine Runde war wie die zuvor. Immer wieder entstand ein anderes Bild vor ihm und war die Wiederholung von neuen Überraschungen durchsetzt. Gerade als er sich an diese Tätigkeit gewöhnt hatte, landete er plötzlich vor einem bunten Teppich, der sich sofort drohend erhob. Staubwedel verschwand mutig darunter und durschnitt mit allen Körperteilen die Dunkelheit. Die Staubkörner hier waren sehr alt und gaben ihn von ihrer Weisheit ab. Er nahm alles dankbar mit aber sah den Stiel vor Augen nicht. Als er glaubte, dass die Finsternis ihn aufgefressen hatte, erreichte er den Rand. Der Ausgang war von den Strahlen der Sonne besetzt, die in das Zimmer schienen. Überall flogen seine Staubfreunde deutlich sichtbar umher und er versuchte sie verzweifelt einzufangen. Bei einigen gelang es ihm, doch andere durchstießen die unbekannte Welt und entschwebten in eine neue Freiheit. Ein Schrank öffnete sich. Sofort war Staubwedel auch schon eingedrungen und umhüllte die Hemden und Hosen mit seinem sauberen Hauch. Doch das war nicht seine Bestimmung. Er sollte in die hinteren Fächer vorstoßen und dort den grässlichen Schmutz bekämpfen. Staubwedel focht mit all seiner Energie gegen den schrecklichen Feind. Verlustreich war der Kampf und das Meiste seiner Jugendlichkeit verlor er hier im Untergrund des gewaltigen Kleiderschranks. Erschöpft vom Kampf verließ Staubwedel den Ort seines Sieges und sah nun ein wunderbares hohes Regal auf sich zu kommen. Hier lag ein wunderschönes Staubtuch mit dem er sich unterhalten konnte. Hier wollte er unbedingt liegen und seinen Lebensabend bestreiten. Staubwedel würde sich ausruhen von den Strapazen seines Lebens. Doch gerade als seine ersten Federn das Regal erreichten, zog der Sog ihn weg. Zielgerichtet raste er Richtung Tür. All die Plätze, Orte und Erlebnisse seines Lebens rasten nochmals an ihm vorbei. Plötzlich war er der Wohnung entflohen. Er bestaunte die Natur. Eine neue Welt tat sich vor Staubwedel auf. Ein grauer Weg mit grünenden Bäumen in denen die Vögel sangen, ein Strauch mit roten Früchten, eine Wiese mit zarten Blumen und ein umzäunter Hof mit Mülltonnen. Ehe er den Wind genießen konnte, oder die Sonnenstrahlen ihn hätten küssen können, verschwand Staubwedel in einer schwarzen Tonne. Unbewegt verliert sich seine Spur im Nichts. Die fremde, unbekannte Hand hatte ihn losgelassen.
Es brennt das Feld, es brennt der Wald
doch nicht lange, denn schon bald
erlischt auch mal die letzte Glut
denn der Regen und die Flut
wird das Problem schon [ ... ]
Ich höre Musik im Radio. Koche
mir Tee mit Milch. Sitze dann
am Fenster. Sehe die Lichter
der Stadt. Sterne und Mond.
Gärten und Wege. Brillen und
Zauber. Und die Blicke sind
Reisen. Und [ ... ]
Heute ist der erste Dezember,
es ist Herbst,
es ist der erste Advent,
es ist kalt und dunkel,
kein Lichtlein brennt.
Aber mein Herz schlägt,
in einer glücklichen Melodie,
habe Licht in [ ... ]