Ein schicksalhafter Tag. Wieder sehe ich diese schrecklichen Bilder von damals vor meinem inneren Auge. Um uns nichts als kämpfende Clans die nur eines wollten. Macht. Ich sah dich am Abgrund stehen. Deine Augen feucht von den Tränen, dein Gesicht das sonst immer so viel Leben ausstrahlte von Schmerz und Kummer verzogen. Deine unendliche Traurigkeit war für mich der hier genau vor dir stand so greifbar, so fühlbar als wäre es mein eigener Schmerz. Ich wollte zu dir, egal was mein Clan, mein Onkel oder mein Bruder auch darüber denken mögen. Ich wollte dich beschützen, dir helfen aus diesen Horror. Meine flüsternden Worte dringen kaum durch deinen Kummer zu dir und doch hast du sie sicher gehört „Wie Ying. Komm zurück.“ Doch mit jeder Sekunde wirkst du verzweifelter, dann sehe ich deine Schritte nach hinten, die tränen die noch immer über deine Wangen laufen. Sehe den verzweifelten Gedanken einfach alles zu beenden in dir erwachen und kann doch nichts tun. Dann fällst du. Mit aller Kraft schnelle ich zu dir, erwische gerade so noch deinen Arm und halte dich. Dich der du alles bist für mich. Sanft siehst du mir in die Augen und flüsterst traurig lächelnd „Lan Zhan.“ Ich möchte dich am liebsten scharf rügen doch meine Wunde am Arm ist wieder aufgegangen und stetig fließt ein neues Rinnsal Blut zu dir hinab. Mit aller Kraft halte ich dich, vergesse den Schmerz. Nur du bist jetzt wichtig. Auge in Auge sehen wir uns an, fast hätte ich dich losgelassen so ergriffen fühlte ich mich, so verzweifelt kämpfe ich um Kraft dich weiter halten zu können und dann dringt deine Stimme wieder zu mir „Lan Zhan, lass mich los.“ Ich kann nicht auch wenn du mir immer mehr entgleitest. Noch einmal fasse ich nach, kann dich nicht verlieren. Ich darf dich nicht auch noch verlieren. Leise Schritte dringen an mein Ohr und kurz keimt Hoffnung in mir auf als ich deinen Bruder erblicke. Selbst dein Blick wird sanft und du flüsterst leise seinen Namen „Jiang Cheng…“ doch ich sehe das Schwert, die Wut und die Trauer in deinem Bruder und sie beherrscht ihn. Dann bemerkst auch du sein Vorhaben und du lächelst. Verstehend, annehmend. Ich kann es nicht glauben und spreche mühsam „Jiang Wanyin! Hör auf!“ doch zu tief sitzt der Verlust eurer Schwester, zu tief ist er dem Hass erlegen und als seine Stimme wütend knurrt „Wie Wuxian! Fahr zur Hölle.“ Bricht auch etwas in mir. Bin geschockt das er so etwas überhaupt ausspricht. Doch du akzeptiert nur und schließt die Augen. Entgleitest mir immer mehr. Als Jiang Cheng ausholt kann ich nur geschockt sehen wie er mit einem Schlag den Felsvorsprung trifft und dieser anfängt zu brechen. Du begreifst dass er uns drei nicht lange halten kann und reist dich los. Los von mir und von der Welt. Meine Stimme ist mir fremd als ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten schreie „WEI YING!“ mehr bekomme ich nicht heraus den der Schmerz dich fallen zu sehen schneidet alles in mir ab. Alles was mir etwas bedeutet fällt gerade und trotz allem kann ich nicht wegsehen und dann treffen meine Augen deine und du fängst an zu lächeln. Willst das auch ich lächle doch ich kann nicht. Dann schließt du die Augen. Erwartest den Aufprall am Boden. Jiang Cheng sieht dir zufrieden lächelnd dabei zu. Meinen Schmerz begreift niemand. Nicht mein Bruder der mich nach diesen Erlebnis vom Abgrund holt und nur am Rande meine Gefühle versteht, nicht mein Onkel der über dein Leben schimpft. Auch nicht die anderen Clans die auf dich spucken. Mein Onkel straft mich mit Hausarrest und abschreiben der Clanregeln. Dann mit den Hieben als ich immer noch nicht von dir lassen kann und das kostbarste zu mir holte was noch von deinen Bemühungen übrig geblieben ist. Durch ihn fange ich wieder an zu leben. Wenn auch nur in Stunden der Zweisamkeit. Denn Ich bin trotzdem isoliert, drei Jahre lang. Die kommenden Jahre waren die Hölle denn niemand fand deine Leiche auch nach diesen drei Jahren nicht. Selbst ich nicht. Denn ich war dort, selbst nach drei Jahren wirkte dieser Ort wie meine persönliche Hölle. Dein Bruder ist wütend darüber das man dich nicht fand, ich jedoch fühle Erleichterung. Doch werden diese Bilder mein nächtliches Martyrium. Immer wieder sehe ich diese Bilder, immer wieder wache ich schreiend auf. Xīchén war die ersten Male da um mich zu beruhigen, mir Mut zu geben weiter zu machen. Doch nachdem es jede Nacht geschah wurde ich in das Haus meiner Eltern gebeten um dort zu leben, abseits des Clans. Wieder holen mich die Bilder ein. Schweißgebadet wache ich auf und das erste was ich sehe ist dein Gesicht. Es war kein Traum, du bist hier. So schön wie damals, deine ruhigen Atemzüge geben meinen wirren Gedanken einen Anker. Ja ich habe es nie gesagt, dir nie richtig gezeigt aber du bist mein Seelenverwandter und eigentlich so viel mehr. Langsam richte ich meine Kleidung und stehe so leise ich kann auf. Wolkenschlucht, Heimat und doch Gefängnis. Nur hier in meinem Haus fühle ich mich noch frei in meinem Tun. Noch einmal sehe ich zu dir, muss mich daran erinnern dass du wirklich hier bist. Dann setze ich mich an den Tisch und fange an auf meiner siebenseitige Guqin zu spielen. Alles würde gut werden den ich hatte mich entschieden. Ich würde dich für immer beschützen. Ob vor deinen Bruder oder den anderen Clans. Ich würde alles auf mich nehmen für Dich, den du bist der Mann den ich Liebe. Wei Ying. Mein Seelenverwandter und wenn das alles vorbei wäre und dein Ruf wieder hergestellt wäre vielleicht auch mehr. Mit diesen Gedanken spielte ich die sanften töne und driftete in meine Gedankenwelt ab. Ich würde hier warten bis du endlich wieder aufwachen würdest.
Nie hing ich mehr in jemandes Bann
Gott! Ich will dich so sehr als meinen Mann
Mich dürstet es nach dir wie verrückt
Schande über mich, doch du bist gut bestückt
Es zieht sich alles zusammen [ ... ]
Morgen soll die Welt stehen bleiben!
Und es gibt nur einen Plan für Dich.
Singe und Tanze. Besuche ein Café.
Kauf Dir ein paar Schuhe. Gehe durch
den Park. Liebe das Licht und die
Stille. [ ... ]
Lass uns doch einfach lachen,
lass uns verrückte Sachen machen.
Lass uns des Lebens erfreuen,
wir werden es sicher nicht bereuen.
Wir werden später einmal daran denken,
es wird uns ein [ ... ]