Sie ritt immer weiter und weiter, trieb ihr Pferd bis zum Äußersten. Das Gras und die Bäume flogen an ihr vorbei, sie fühlte sich frei und unbeschwert. Und doch, die junge Frau ging ihr nicht aus dem Kopf. Wie sie sie angesehen hatte, so voll Qual, Sehnsucht und doch auch mit einem alten Wissen im Blick. Normalerweise schauten die Menschen sie nur wegen ihrer Schönheit an und nicht weiter. Denn das war sie, eine Schönheit. Mit ihrer Haut wie Milch, Augen wir frisches Gras und Haare wie Feuer, die manchmal so aussahen, als würden sie in Flammen stehen. Aber das war ihr egal, die Prophezeiung war ihr wichtig, sonst nichts. Nur dafür lebte sie und nur dafür trainierte sie. Die Prophezeiung, eine Bitte oder eine Warnung, je nachdem, wie man es auslegen wollte.
Ihr Großvater, der mit seinen 202 Jahren auch für einen Elfen sehr alt geworden ist, hatte auf dem Sterbebett eine Heimsuchung. Seitdem setzte sich das Puzzle immer weiter zusammen.
Sie ritt weiter um den Kopf freizubekommen und auf das, was vielleicht noch kommen sollte, sich vorzubereiten.
Nasil machte ihr klar, dass sie eine Pause wollte und blieb stehen. Rosa stieg ab und sah sich um. Vor ihr lag eine grüne Wiese ohne Blumen. Normalerweise war ihre Welt bunt und voller Leben aber seitdem das Verderben seinen Weg suchte, wurde es immer stiller und grauer. Auch kamen immer mehr Kreaturen aus der Unterwelt in ihre Welt und vernichteten ganze Dörfer und Familien.
Das machte ihr erneut klar, wie schnell sie die Prophezeiung lösen musste und ging sie im Geiste nochmal durch:
Eine wird kommen, eine die nicht ist wie ihr, mit einem tiefen Wissen von uralten Geistern.
So anders und doch gleich, ignoriert sie nicht, unterschätzt sie nicht.
Sie ist die eine, die alles ändert.
Führt sie, lehrt sie, damit sie den rechten Weg geht und man sie nicht auf die dunkle Seite ziehe.
Wenn zartbunte Wiesen sich wandeln ins Grün,
Schneeglöckchen und Narzissen erblühn,
kühle Luft Freude birgt und fernes Lachen.
Bienen die in ihrem Stock erwachen,
schwirren umher, der Nektar [ ... ]
Ihre Striche an Armen bemerke ich nicht
Ihren verwelkenden Blick noch weniger
Ihre Worte hinter dem Lachen „Papa hilf“ höre ich nicht
Ihre Tränen im Regen zerfließend
Ihr flüstern [ ... ]