(surrealistischer Zeitroman)


Der Bockerbrehm-Skandal 2

Wunderles Strategien waren wieder einmal im Begriff sich ein wenig zu perfektionieren, als sich Olfs und des Trolles Lebensumstände ebenfalls den neuen Gegebenheiten anpassen mussten. Die Elfen hatten beschlossen ihr Mündel ein wenig aus der vordersten Frontlinie zurückzunehmen.
Wunderle lief nun nur noch mit vorwurfsvollem Gesichtsausdruck durch die Gegend, Arimim setzte dem Troll das Messer auf die Brust und aus den Tiefen des Schicksals schälte sich mehr und mehr der Einfluss des guten Geistes Edeih heraus, die nun ebenfalls immer öfter mit dem Troll telefonierte. Das sollte, quasi als Gegengewicht zu Arimim, des Trolls Stimmung ein wenig anheben. Noch wollten die Elfen (die Außerirdischen) ihren „Botschafter“ nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen!

Und erneut änderte sich der Kosename von Olfs Frau, von „Wunderle“ in „Brummel“! Weder der Troll, noch Olf selbst fanden es nicht mehr angebracht, die sich zum brachialen Bullenbeißer entwickelnde Partnerin als „Wunderle“ zu bezeichnen. Dies schien ihnen einfach zu verharmlosend. Und die machte ihrem neuen Namen alle Ehre!
Wieder einmal geriet alles aus dem Lot. Der Troll geriet in eine Ansammlung von Zwickmühlen, die es ihm unmöglich machte überhaupt noch etwas zu begreifen.
Brummel gedachte nun endgültig etwas gegen Olfs und es Trolls Beliebtheit zu unternehmen, Arimim verlangte vom Troll sich selbst, die Vernunft und alle seine Ideale dadurch zu verraten, daß er Lobeshymnen auf Vampire schrieb und die gute Bockerbrehm, ihres Zeichens Seelenklempnerin, strebte eine erneute Teufelsaustreibung an.

Im Hintergrund aber agierte bereits der angenehme Geist Edeihs, der sich darum bemühte sich gelegentlich etwas Sprechzeit beim Troll zu sichern. Sie versuchte gegen alles anzureden was dem Troll Schaden zufügen könnte, doch sie stand auf verlorenem Posten!
Olf trug in den Terminkalender ein: „Treffen mit Bockerbrehm und ihrem Leibschamanen und Wunderheiler John Oxford am Mittwoch den soundsovielten des Jahres XY“, in dessen Engelshöhle, wo die Gesunden geheilt und Geheilten gesund gebetet werden sollten...
Brummel las dies und stellte den Troll daraufhin zur Rede. „Du willst dich doch nicht schon wieder diesem Quatsch unterziehen?!“
Doch der Troll hatte eine für ihn selbst plausible Erklärung für die Zusammenkunft in dessen Unterkunft, wo sich die guten Geister gute Nacht sagten.
„Ich möchte diesem kleinen Spinner mal zeigen was so ein Teufelchen alles kann und wie lustig es Austreibungen findet“.

Doch dafür hatte Brummel leider überhaupt kein Verständnis mehr – sie drehte den Terminkalender einfach um, wohlwissend, daß der Troll in seiner ganzen Schusseligkeit kaum noch auf das Datum achten würde, dann trug sie einfach einen Termin für einen Ausflug an einem Mittwoch ein. Es sollte ins Murnauer Moor gehen, einer wunderbaren Landschaft in Oberbayern, wo es viel zu sehen gab. Die folgenden Tage redete sie nur noch davon, ganz in der Gewissheit ihrer geistigen Überlegenheit allen Trollen, allen Männern und allen Therapeutinnen gegenüber von denen sie wusste, daß sie sich in ihren Mann verguckt hatten.

Als der Tag dann kam und sich Olf, der Troll und Brummel im Murnauer Moor, auf einem Rundweg um das selbe aufhielten zeigte der Himmel wenig Verständnis für diesen geschickten Verrat, der verhindern sollte was da von irgendwem Undefinierbaren geplant worden war: Ein heftiges Gewitter brach los und versuchte die beiden Spaziergänger zu erreichen...
Der Troll hatte seine liebe Not. Es gelang ihm immer noch gerade noch so, die Blitze aus den hohen Wolkentrümen aufzuhalten, die anscheinend richtiggehend hinter ihnen her waren – sie folgten ihnen wie dämonische Jagdhunde, die kaum aufzuhalten schienen. Den ganzen Rundweg tobte das Wetter hinter ihnen her, doch wo sich die beiden aufhielten war immer eitel Sonnenschein im kleinen Inselfrieden. Der Troll musste all seine, eigentlich für den Schamanen angesammelte und aufgesparte Kraft aufbieten, damit das von Brummel aus gesehen, traute und unheilige Paar, weder nass noch von den rohen Naturgewalten getroffen werden konnte.

Mitten in diesem Inferno erreichte Olf dann der Anruf von Frau Bockerbrehm, die sich darüber beklagte, daß der Troll nicht erschienen war. Aber dieser war weit ab vom „Schuss“, beschäftigt die Schüsse des Himmels abzuwehren, so daß er kaum noch zum Stelldichein erscheinen konnte. Brummel hatte gesiegt! Mochte sie sich in ihrer Verschlagenheit sonnen. Doch es kam noch weit schlimmer als momentan absehbar war. Denn...
Schnatterata hatte sich angemeldet und die wusste in allen Lebenslagen absolut Bescheid!
„Warum gehst du eigentlich immer noch zu der doofen Bockerbrehm, wenn sie dir doch überhaupt nicht helfen kann? Geh doch zu meiner Freundin Lilu, die ist auch Therapeutin. Die hat auch mir geholfen, sie ist zuverlässig, sehr viel leichter zu erreichen weil näher und sie wird sogar dir helfen“.

Natürlich wusste Schnatterata nicht warum der Toll und Olf zu einer Psychiaterin gingen. Sie dachte er hätte tatsächlich ein ernstes Psycho-Problem, nicht nur notorische Neugierde und ahnte nicht, daß die beiden seltsam-ruhelosen Geister in einer Person lediglich nachvollziehen wollten wie Brummel, während ihrer sogenannten „Behandlung“ ihre Rachegelüste zu befriedigen gedachte. Aber der Troll wollte Schnatterata einen Gefallen erweisen und zumindest einmal austesten was die Lilu für eine Menschin war. Dies sollte jedoch der erste Schritt in eine fatale Geschichte werden!
Schnatteratas Fürsprache wegen erhielt Olf tatsächlich sofort einen Termin bei Lilu, obwohl zu dieser Zeit bei fast allen Psychiatern durchaus Wartezeiten von nicht unter einem Jahr üblich waren. Gleichzeitig dazu eröffnete Brummel eine weitere Offensive gegen den Troll...

Um ihm zu zeigen, daß auch die letzte Spur von Selbstsicherheit für ihn ganz unnütz war fing sie an ihm die einfachsten Dinge akribisch zu erklären – so als hätte er wirklich einen an der Waffel.
Die Fernbedienung des TV-Gerätes z.B. bot sich dafür an. „Du musst diese Taste drücken (Menü), wenn du in die Programmübersicht kommen willst“ erklärte sie weise. Der Troll starrte sie verständnislos an. „Was schaust du denn so komisch“ wollte da Brummel auf einmal wissen, Überraschung heuchelnd, denn auch ihr musste klar sein, daß Olf seit einigen Jahren nichts anderes tat als eben diese Taste zu benützen wenn er die Programmübersicht gaben wollte. Als er sie darauf aufmerksam machte verzog sie extrem beleidigt das Gesicht! Dir kann man einfach nichts Gutes tun“ brummte sie missmutig, „Wegen jedem Dreck wird man gleich angeblafft!. Dir erkläre ich gar nichts mehr!!“

Erschrocken wandte sich der Troll zur Flucht. Diese Frau strebte Sex mit ihm an?! Oder besser gesagt, sie zeigte sich täglich enttäuscht, daß er nicht auf sie zugekrochen kam, mit der Bitte sie möge sich doch gnädig erweisen und mit ihm das Lager teilen...um es einmal pathetisch zu formulieren.
Langsam gewann in ihm die Überzeugung die Oberhand er würde tatsächlich und nicht nur neugierdehalber eine Therapie brauchen. Nun gut, dann wollte er die gute Lilu, Schnatteratas Freundin halt einmal „ausprobieren“. Aber vorher war da noch ein kleines Hindernis zu überwinden: Die untadelige Frau Bockerbrehm.

Zum Glück hatte sich, mitten im größten Chaos der Gefühle auch noch Edeih angesagt. Das kam dem Troll gerade recht! Würde sie ihm vielleicht wirklich helfen können? Allen bisherigen Informationen zufolge handelte es sich bei ihrer Person um nichts anderes als einen Engel, der in seinem bisherigen Erdenleben von allen und Allem enttäuscht worden war. Ihrer Intelligenz hatte das aber anscheinend eher genützt als geschadet.

Die Frau sprach mehrere Sprachen, sie schrieb schöne Gedichte und sie hatte sich sogar anerboten die kuriosen Texte des Trolls (die keiner so recht verstehen mochte) zu korrigieren und daraus verwendbare Manuskripte anzufertigen...für den armen bedrängten Olf bisher ein Dinge der Unmöglichkeit.
Aber eins nach dem anderen...
Zuerst einmal gab es ein erstes Gespräch mit der neuen Therapeutin Lilu. Die junge Frau mit dem faltenreichen Antlitz (etwas geschwollen formuliert) schien sofort am „Fall“ des Trolls interessiert zu sein – und wenn hier „Fall“ steht, dann darf man dies getrost wörtlich nehmen.

Nicht nur ihr kleiner Hund, den sie zunächst als Seelentester eingesetzt hatte verliebte sich sofort in den seltsamen Besucher (den Troll) aus einer anderen Realwelt, als die Psychiaterin bisher gewohnt war. Sein glattes Gesicht und sein athletischer Körperbau weckten in ihr wohl eher erotische Phantasien als berufliches Engagement, weshalb sie ihm auch sofort zweideutige Komplimente machte, die wahrscheinlich einiges „in Aussicht“ stellen sollten.
Olf und der Troll zeigten sich einigermaßen verwirrt, doch das steigerte offensichtlich nur noch ihrer beider Anziehungskraft.

Lilu gab sich alle Mühe die beiden Herren in der einen Person auf ihre Seite zu ziehen, was jedoch bedeutete, daß sie sich von der Bockerbrehm lossagen sollten, was wiederum zwangsläufig zu Folge haben würde, daß die Kollegin die Unterlagen des Trolls samt Anhang (oder umgekehrt) herausgeben musste.
Das bedeutete für den neuen Wunsch-Patienten jedoch eine fürchterliche Zwickmühle! Schließlich hatte die geschickte Psychohexe sogar den Troll bereits so sehr eingelullt, daß er ihr zwanglos von dem lustigen Erlebnis der Teufelsaustreibung berichtet hatte. Den erbosten Gesichtsausdruck Lilus hatten die beiden (Troll und Olf) jedoch geflissentlich dabei übersehen. Olf wollte ganz einfach nicht davon ausgehen schon wieder an einen verruchten Menschen geraten zu sein und der Toll ließ ihn gewähren.

Was sich daraus zu entwickeln drohte konnte man nur als äußerst fatal bezeichnen, denn keiner der Beteiligten wusste offenbar worauf er sich da eingelassen hatte.

Mein Leben als Troll 59

© Alf Glocker


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