Was mir einst wichtig war

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Prolog:

Immer wieder dachte ich über die schweren Folgen meines Verlustes nach und schloss letztendlich die Erkenntnis, dass ich voran schreiten muss, um aus den Fehlern meiner Vergangenheit zu lernen, um die Familien und Freunde meiner unschuldigen Opfer retten zu können. Das ist meine Art der Buße.

Ich werde alles daran setzen das Leid dieser Welt zu lindern und meine Schandtaten auszumerzen, um das Überleben der Menschheit vor den egoistischen, manipulierenden Göttern zu beschützen. Nicht noch einmal werde ich zulassen, dass jemand von den Göttern benutzt und weggeworfen wird, wie es ihnen beliebt, nur damit sie selbst keine Hand anlegen müssen. Doch dieses Spiel hat Hier und Jetzt ein Ende.

"Ich werde die Götter herausfordern."

Als ich diese Entscheidung gefällt habe, war mir bewusst, dass ich es nicht lebend rausschaffen würde. Doch werden sie, die großen Tyrannen der Welt, mit mir in das Vakuum des Nichts fallen, aus dem wir entstanden sind.

Vorspann:

Von Zeit zu Zeit kam mir der Gedanke, dass es schön wäre, jemanden an meiner Seite zu haben, der mir wichtig war. Das Gefühl, das mich dann umgebe, würde mich endlich dazu bewegen von Innen nach Außen zu strahlen.

Der Gedanke, den ich hegte, entpuppte sich als die größte Lüge, in der ich mich selbst tief in eine glitschige Schlucht aus Lügen und Verrat riss, dessen Regentropfen gänzlich aus dem Blut der Person bestand, die mein größter Schatz sein würde.

Es zerriss mich in tausend Stücke ihre blutverschmierte Leiche unter mir begraben in den Armen zu halten. Schluchzend hielt ich sie fest an mich gedrückt und spürte, wie die Kälte an mir hoch kroch und mich wie seine Beute in einen weißen Schleier hüllte, der mir langsam die Sinne raubte. Während sich meine Glieder durch meinen tiefen Schmerz verzerrten, glitt etwas tief in mein Inneres, das mich baldig immerzu einholen würde.

Lexikon:

Mongos: Eine Kreatur, die sich der Finsternis verschrieben hat und für diesen mordet. Es ist eine große, beige Kreatur mit der dicksten Haut der Welt, die meist als Anführer einer Horde von Monstern die Gegend verwüsten und Menschen wahllos mit ihren riesigen Klauen und Zähne abschlachten. Die Größe eines Mongos gleicht einem Schiff, weshalb sie ganze Städte im Alleingang vernichten können.

Haxzuwesen / Haxzu: Kreaturen, die durch den Einfluss von einem starken magischen Wesen zu Monster mutiert wurden. Sie waren einst friedlebende Gazellen, doch nun gehorchen sie nur noch den starken magischen Wesen und überrennen alles, was ihnen im Weg ist. Durch die Verwandlung in Monster sind sie größer und breiter. Ihre langen Hörner glitzern silbern, da diese mit dem Gift des Mondhauches getränkt sind und dadurch den Menschen lähmen können. Das Gift kann in wenigen Minuten zu einem Herzstillstand führen.

Krias: Geisterwesen, die durchsichtig erscheinen und darum mit ihrer Umgebung eins werden können. Sie sind verstorbene Menschenseelen, die verbittert sind und nach Rache dürsten. Dabei können sie jedoch nicht von Freund und Feind unterscheiden und werden auch von magischen Wesen kontrolliert. Sie können Schatten und Trugbilder erzeugen und von Menschen Besitz ergreifen. Wenn ihre Trugbilder lang genug anhalten, können sie den Körper in Gänze übernehmen und ein ganzes Leben in dem falschen Körper verweilen, während die eigentliche Seele des Menschen selbst zu einem Geist wird.

Xzandos: Riesige schwarze Phönixe, die den Himmel vor langer Zeit beschützt haben, doch die Menschen seit geraumer Zeit den Rücken gekehrt haben und nun für die Dunkelheit Armeen anführt und bekehrt.

Brombos: magische Wesen, die den Phönixen die Treue geschworen hatten und für sie in den Tod fliegen. Sind riesige meeresgrüne Hummeln, die wie Glühwürmchen bunt leuchten können, um damit verschiedene Magie zu wirken. Meistens geben sie wortwörtlich ihr Leben und explodieren um großen Schaden auf dem Schlachtfeld anzurichten.

Kapitel eins: Der Strom des Vergessens

In der Dunkelheit der Nacht starrte ich leer durch die kleine Luke auf dem staubigen, undichten Dachboden, der bereits durch den langandauernden Regen bis zu den Waden mit Wasser befüllt war. Obwohl ich wusste, dass ein hölzernes, schiefes Haus nicht der beste Zufluchtsort war, um mich vor den Monstern in der tiefsten Dunkelheit zu schützen, wartete ich hier seit Tagen auf den ersten Sonnenstrahl, der sich bestimmt nach der langen Regenphase über die Wildnis ausbreitete und meiner Seele Leben einhauchte.

Das Plätschern des Regens erfüllte mein Herz mit Schmerz und Frust, während ich mich selbst fragte, woher diese Gefühle stammten. Es war, als ob ich etwas Wichtiges vergessen hatte, an dass mich das Wetter erinnern wollte.

Mein Brustkorb schnürte sich zusammen, als wenn eine Eisenkugel mein Herz zerschmettert hätte und ein kleines Stück des Eisen immer noch in meinem Innern feststecken würde. Immer, wenn ich danach griff, verschwand es in binnen von Sekunden und kam als schwereres, spitzeres Metall wieder, um mir erneut zuzusetzen.

Es war der Kreislauf meines persönlichen Albtraums, dem ich genauso wenig entrinnen konnte wie den Geschöpfen der Finsternis, die im Schutz des Schattens lauerten und nach der Negativität meiner Seele riefen, um diese zu sich zu locken und endgültig zu verspeisen.
Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass die Furcht in meinem tiefen Innern, nicht von den Gegnern ausging, die mich auf grausamste Art und Weise zerstückeln und ermorden möchten. Nein. In mir bangte es, selbst ein Handlanger der Dunkelheit zu werden, wenn ich meinen wahren Gefühlen nachgeben würde.

Als ich tief Luft holte, erstarb der Ton in meiner Lunge, der sich entlang meines Brustkorbes hangelte und schmerzverzerrt gegen mein Herz drückte.

Das dreckige, kühle Regenwasser hatte mein stabiles Mongosleder aufgeweicht. Grummelnd setzte ich mich auf das schäbige, quietschende Bett zurück, auf dem ich mich seit Tagen befand und zog meine taubenblauen Stiefel aus, um diese genauer zu inspizieren. Seufzend musste ich feststellen, dass sie maximal zwei Fußmärsche überleben würden.

Da das Wasser weiter anstieg, blieb mir nichts Weiteres übrig als voranzuschreiten. Nachdem ich mir meine Stiefel wieder angezogen hatte und meine graumelierten Armschienen über meinen dunkelblauen Pullover zog, streckte ich meine rechte Hand aus, um mir ein letztes Mal die schrecklichen Überbleibsel meines letzten Kampfes ins Gedächtnis zu rufen.

Die Haut hatte sich fast gänzlich von meiner Hand gelöst und der blanke Knochen schien hervor. Einige Narben übersäten den kleinen Hautfetzen, der von meiner Hand übriggeblieben war. An jenem Tag hatte ich einen Fluch abbekommen, der meine Wunde nicht mehr verheilen ließe. Dennoch konnte ich immer noch meine Magie wirken, die wir durch die Macht der Götter im Austausch einer ewigen Knechtschaft verliehen bekommen haben. Damals ahnten wir nicht, dass das Ausmaß der Folgen die ganze Welt betreffen und in ein absolutes Chaos stürzen würde, dass noch nicht einmal die Götter selbst wieder richten konnten – oder eher wollten, denn die Macht dazu hätten sie, wenn ihnen die Welt lediglich einen Funke Mitleid bedeutete.

Seufzend fuhr ich mir durch meine mitternachtsblaue widerstandsfähige Mähne und blieb an meinem Nacken hängen, der mittlerweile mit Haaren zugewachsen war.

„Ein Haarschnitt würde mir guttun“, brummte ich leise und strich mir meine einzige weiße Haarsträhne aus dem Gesicht. Jedes Mal glitt sie direkt über mein linkes Auge, das wie ein Komet leuchtete, sodass meine Sicht eingeschränkt war.

Mit schwerem Herzen löste ich mich aus meiner Melancholie und legte mir meinen Gürtel an, der stets mit Arznei und Hilfsmittel für den Kampf befüllt war. Ziellos bahnte ich mir den beschwerlichen Weg durch die strömenden Wassermassen, nur um festzustellen, dass das Erdgeschoss bereits gänzlich unter Wasser stand. Mit einem verbittertem Lächeln machte ich kehrt und schaute erneut durch die kleine Luke.

Obwohl die zunehmende Kälte meine zerbrochene Seele mit Hoffnungslosigkeit überströmte, pochte etwas tief in meinem Innern, das Jetzt und Hier ausbrechen wollte. Der Drang etwas zu finden und weiter ohne Sinn und Verstand umherzureisen, um endlich anzukommen, ohne wirklich zu wissen, ob es einen solchen Ort gibt, gab mir neue Kraft, um voranzuschreiten.

Ich breitete meine Arme aus und ließ Harpunen aus meinen Händen schießen. Sie verankerten sich in der brüchigen Wand nahe der kleinen Luke. Durch meine Magie konnte ich verschiedene Arten von Harpunen verschießen. Es gab eine Art, die ich am Liebsten einsetzte. Diese war direkt mit meiner Hand verbunden und ließ mich direkt zur Spitze gleiten. Dadurch konnte ich mich schneller als andere fortbewegen.

Vorsichtig zog ich daran, um die Stabilität der Wand einzuschätzen, als mich ein lautes Knarren warnte. Die Dachschräge gab nach und fiel in sich zusammen. In letzter Sekunde wich ich dieser aus und schreckte in mich zusammen. Die Einzelteile fielen ins schmutzige Wasser, das bis in mein Gesicht spritzte. Instinktiv bedeckte ich meine Mund- und Nasenpartie, um den Gestank und der großen Staubschicht zu entkommen, die durch den Zerfall des Daches aufgekommen war.

„Jetzt ist wenigstens der Weg frei“, merkte ich mit rümpfender Nase an und blickte direkt in die verregnete Finsternis, die mich versuchte mit der Schmach, der auf mich lauernden Kreaturen, bis in die Ewigkeit zu peinigen.

Der aufkommende Sturm ließ mein Herz wild gegen meine Brust klopfen. Tief Luft holend stürzte ich mich direkt in den Abgrund der großen Flut an Monstern, die jeden meiner Bewegungen mit ihren grellen Augen genau beobachteten, während sie bereits ihre Klauen ungeduldig wetzten. Grinsend schloss ich meine Augen und zählte von Drei an runter, bevor ich meine Arme ausbreitete und Harpunen in den dicken Baumstamm vor mir schoss. Die Monster brüllten, zischten und versuchten mich mit ihren rasiermesserscharfen Krallen zu erwischen.

Galant hangelte ich mich von einem Baum zum nächsten und floh vor den Geschöpfen der Nacht. Sie verfolgten mich mit einer rasanten Geschwindigkeit und brachten mich zunehmend in Bedrängnis.

Während die großen Haxzuwesen versuchten mich vom Boden aus einzuholen, erschufen Krias schattenartige Trugbilder, um mich zu verwirren und in eine Falle zu locken. Xzandos, riesige schwarze Phönixe, die sich damals durch den hohen Preis der Götter der Finsternis verschrieben hatten, führten eine Horde Brombos aus der Luft an.

Sie versuchten mir den Weg abzuschneiden, doch durch meine langjährige Erfahrung konnte ich jeder ihrer simplen Gedankengänge vorausahnen und bahnte mir einen Weg durch die große Anzahl an Ungetüm, indem ich mich letztendlich dazu entschied mit meinen Harpunen den Weg vor mir freizuräumen und den Schwachpunkt der Haxzuwesen auszunutzen: den toten Winkel, der mich für sie unsichtbar erscheinen ließ.

Die Bäume um mich herum verschwanden so wie das Grün, das die Haxzuwesen niedertrampelten. Alles was blieb, war das trostlose Gestein und die schlammigen Pfade, in denen sich Schlangen und Gewürm tummelten. Meine Geschwindigkeit nahm durch den steilen, rutschigen Aufstieg rasant ab, weshalb mich die Horde einholte und drohte mich mit ihren riesigen Hörnern aufzuspießen.

Meine Adern pulsierten, als das Adrenalin mir einen neuen Kraftschub versetzte und ich mich mit einer Harpune zu einem Baum hangelte. Die Herde tobte vor Zorn, während die Brombos mich im Sturzflug attackierten und mit einem großen Knall explodierten. Trotz dem Schutz der Äste und der Blätter wurde ich von der Druckwelle der vielen Explosionen getroffen. Ein dunkler verzerrter Schrei drang aus meiner trockenen, brennenden Kehle, bevor sich die Harpune aus dem Baum löste und ich kraftlos gen Boden stürzte.

Mit verschwommenen Blick erkannte ich die Umrisse des Xzando, dass mich mit seinen riesigen Greifarmen auffing und laut aufschrie.


-Fortsetzung folgt-


© Sandra Kreutzfeldt - alle Rechte gehören mir


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Beschreibung des Autors zu "Was mir einst wichtig war"


Der Strom des Vergessens nimmt ihm, Rykar Gorian, das wichtigste auf der Welt: Den Tod einer geliebten Person. Auf der Suche nach etwas, dass er nicht beschreiben kann, irrt er von Ort zu Ort zwischen die Fronten des Krieges und trifft auf eine Person, die ihm einst wichtig war. Komm mit auf die gefühlvolle Reise, um das zu finden, was uns einst wichtig war.

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