Der Raum ist dunkel, die Wände kohlschwarz. Das fahle weiße Licht von Draußen malt schmale helle Konturen, auf Kanten und Ecken. Ein sehr starker Kontrast, neben der blinden Schwärze. Peinigender, starker Schmerz quält mich. Die Erschöpfung sitzt mir bleischwer in den Gliedern. Mein Rücken und meine Brust sind mit Schrammen und Wunden übersät. Das Blut über meiner Haut ist halb getrocknet verschmiert. Die Striemen von ihrer Peitsche. Der Schmerz pocht und brennt wie Hölle.
Ich sehe zu ihr hinüber, während ich mich vorwärts kämpfe. Meine Augen sind trocken und brennen. Das Atmen fällt mir schwer, so eng liegt die Hundekette um meinen Hals. Die schweren Ketten an meinen Hand und Fußgelenken schleifen mit über den Boden.

Sie liegt wie gegossen auf einem Teppich wenige Meter vor mir, vollkommen nackt. Ihre weichen Füße sind ausgestreckt in meine Richtung. Eine glatte Gestalt in fließenden Kurven nur vom Mond beleuchtet, der durch das Fenster scheint. Gläserne Rechtecke, ebenso schwarz.
Sie stützt sich auf die Ellenbogen. In ihrer Hand glänzt das Ende meiner Kette zwischen ihren Fingern. Meine Herrin.
Es ist mühsam und schleppend, aber dennoch, will ich zu ihr kriechen. Mein Wille ist stärker, mehr als der Schmerz. Die Ketten rasseln bei jeder Bewegung, die ich schaffe. Ihr Blick hält mich im Bann. Ihre Augen glänzen subtil von dem schwachen Licht, in der Dunkelheit des Zimmers.
Auch wenn ich unglaublich müde bin, so zieht es mich so sehr zu ihr. Und sie hält meine Leine stramm.
Sobald ich es zu ihr geschafft habe, befiehlt sie mir ihre Füße zu küssen. Ihre Stimme ist nicht laut, aber sie fesselt mich ebenso wie die Ketten. Ich beuge mich zu ihren Füßen runter. Eine Armeslänge der Kette fällt dabei rasselnd auf den Boden. Meine Arme bleiben still unter der Anspannung, obwohl ich längst keine Kraft mehr habe. Ich will ihr nicht nur meine Ergebenheit damit zeigen, sondern ein warum. Das ich in sie vernarrt bin, meine Art der Gefühle.
Meine Lippen berühren die sanfte Haut auf ihrem Fuß. Sie streichen über ihre Knöchel, wandern zu ihrer Ferse. Ich küsse ihre Zehen und ihre Fußsohle. Anschließend wende ich mich ihrem anderen Fuß zu. Währenddessen zieht sie immer fester an der Leine, so, das meine Kette sich immer tiefer in meinen Hals schneidet.
Gerade wegen dem Schmerz, den sie mir zufügt, vergöttere ich sie. Ich hebe den Kopf und sehe sie an. Plötzlich bewegt sich ihr nackter Fuß blitzschnell in mein Gesichtsfeld und trifft mich hart am Kopf. Es kommt so unerwartet, das mich nicht darauf einstellen kann und falle. Zum Boden ist es nicht weit.

Mein Kopf dröhnt. Ich liege benommen da. Der Raum biegt sich. Dennoch drängt mich etwas, wieder aufzustehen so stark. Ich will durchhalten. Langsam richte ich mich wieder auf. Sobald sich unsere Blicke wieder treffen, befiehlt sie mir, sie zu berühren. Ihr Ton bleibt scharf dabei, wie im Kontrast zu ihrer Nacktheit. Er rät mir, mich zu beherrschen.
Ich knie mich vor sie. Meine Wunden brennen von der Kette welche an meinem Hals über die Brust runter hängt. Als ich meine Arm nach ihr ausstrecke, wiegen die schweren Ketten an meinen Handgelenken noch fester. Sie sind mehr als wund gescheuert. Wie im Traum fahre ich mit der Handfläche über ihre Beine, ihren Oberschenkel hoch, wobei meine Finger zur Innenseite ihrer Schenkel neigen. Ich kann es kaum fassen, das ich sie berühren darf. Jetzt, nach allem.
Es sind bewundernde und sinnliche Berührungen. Meine Hände zeichnen die weiche Kurve ihrer Taille nach über ihre Hüften. Für einen Moment liegen meine Daumen auf ihren Hüftknochen unterhalb von ihrem Bauchnabel. Ihr Haut gleicht einer weißen Flamme. Ich spüre ihre Hitze, die ich so sehr will. Es berauscht. Energie, die sie mir gibt wenn ich Glück hab. Sie zieht meine Leine nach, so fest dass ich nach Luft schnappen muss.
„Ich will deine Hände auf meiner Haut spüren.“ Ihre Stimme bleibt unnachgiebig, während ihr Körper sich so empfindsam anfühlt.
„Du erlaubst noch mehr, meine Herrin?“, frage ich bemüht.
Bei jeder Bewegung spannt sich die versehrte Haut an meinem Rücken. Wie lange habe ich mich hiernach gesehnt.
„Ja mein Hund.“
Ich krieche neben sie. Es ist mir nicht möglich den Blick von ihr zu wenden. Das metallische Klimpern der Leine hält mir bewusst, nicht den Kopf zu verlieren. Achtsam, als wäre sie eine Kostbarkeit, fahre ich mit den Fingern ihre Konturen nach, an ihren Schultern, ihren Brustansatz entlang, über ihren Bauch. Meine Hände umschreiben ihre Kurven, liegen einen Moment im Bogen in ihres Rückens und seitlich an ihrem Hintern. Und ich komme nicht umhin, mir dabei vorzustellen, ihn mit beiden Händen fest zu greifen.
Langsam beuge ich mich über sie, mit den Händen abstützend. Die Schmerzen klingen nicht ab. Ihre Haare sind weiß im fahlen Licht. Ihr durchdringender Blick macht es schwer ihre Nacktheit eingehend zu betrachten, und ich sehe ihr ins Gesicht. Und es ist wunderschön. Die Ebenmäßigkeit verbirgt ihre kantigen Formen darunter, wie komplexe vielfältige Fraktale. Obwohl sie halb unter mir ist, habe ich diesen Moment nicht im Griff. Ihre Hand gleitet an der Metallkette nach oben, bis direkt unter mein Halsband. Und sie zieht daran. Ein schmerzhafter Druck von massiven Ketten um meinen Hals, nach dem ich süchtig bin. Ihre scharfen Krallen kratzen beiläufig über meine offenen Wunden. Als ich sie küsse, fließen unsere Lippen ineinander. Ihre schmecken warm glühend. Es entsteht eine elektrisierende Spannung. Die Hitze steht wie im Kontrast zum dunklen ruhigen Zimmer. Meine Schmerzen sind damit verbunden, sie zeigen so klar und deutlich auf, wie es ist. Ich muss mich zügeln, weiß nicht, wie stürmisch ich sein darf. Ich bin kein Dieb, will ihr nichts stehlen, das sie mir nicht schenken will. Es ist als ob ihre Lippen beben.
„Du gehörst mir, mein Hund.“, sagt sie zu mir, als der Kuss für einen kurzen Moment pausiert.
Und ich gehe dezent dabei drauf. Eine pulsierende Kraft strömt durch meine Adern. Das ist was sie schenkt. Ich will für sie durchhalten.
Es ist nicht nur ein Begehren darin, weil der Wunsch derart tief sitzt, sie zu berühren. Ich glaube auch, das es innerlich unbeschreiblich nah sein kann, sich blind zu küssen. Ihren Kern wahrzunehmen, so verletzlich und brennend heiß er sein kann.


© D.M.


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