In unmittelbarer Nähe meiner Wohnung liegt ein Park, der hauptsächlich von Kindern und Jugendlichen frequentiert wird. Wenn ich einkaufen gehe, nehme ich gerne diesen Weg durch den Park.
Vor Jahren, als wir noch genug Schnee hatten und mich mein Weg wieder durch den Park führte, staunte ich nicht schlecht. Auf dem eingezäunten Fußballplatz, wo im Sommer heiße Matches unter den Jugendlichen stattfanden, standen jetzt 5 Schneemänner. Ich blieb einen Moment stehen und starrte auf die weißen Skulpturen. Nicht nur die Anzahl war ungewöhnlich, sondern auch ihr Aussehen. Ich ging auf den Zaun zu und besah mir die weißen Herrlichkeiten aus der Nähe. Plötzlich musste ich schmunzeln, denn diese 5 Schneemänner waren ganz anders als sonst. Hier standen 5 Vertreter aus Schnee, ausgestattet mit typischen Merkmalen ihrer Herkunft.
In der Mitte erkannte ich unseren traditionellen Schneemann, mit Karottennase und Kohlen als Augen im Gesicht. Auf dem Kopf einen schwarzen Zylinder, um den Hals einen Schal und in seiner Rechten einen Besen.
Jedoch links vom europäischen Schneemann standen die Stellvertreter aus dem asiatischen Raum. Der erste hatte einen Turban auf dem Kopf, einen breiten Schnurbart und ebenfalls Kohlen als Augen. Doch statt einem Besen hatte er einen alten Teppich über seinen ausgebreiteten Arm gebreitet und in der linken hielt er eine Wasserpfeife. Rechts neben dem „Europäer“ stand der zweite Asiat. In sein Gesicht waren schräg stehende Hölzchen als Augen in den Schnee gedrückt worden und einen Bart aus Wolle, an dessen linken und rechten Enden kleine Zöpfchen geflochten waren. Auf dem Kopf trug er einen gelben Tschako mit schwarzen Tupfen. In der Hand, die er in die Höhe streckte, befand sich eine gebogene Holzlatte, die die Form eines Säbels darstellte.
Jeweils links und rechts von den Asiaten standen der Amerikaner und Afrikaner.
Der amerikanische Vertreter erinnerte mich an die Westernzeit im Fernsehen. Der Schneemann trug einen Cowboyhut auf dem Kopf ein Dreieckstuch um den Mund, so dass nur die Kohlenaugen zu sehen waren. Um die Hüften hatte er einen breiten Gürtel geschnallt an dem sich einen Wasserpistole befand, die er mit seiner Linken festhielt.
Sein afrikanischer Kollege hingegen, sah besonders eigenartig aus. Noch nie hatte ich einen weißen „Farbigen“ gesehen. Er hatte keine Kopfbedeckung auf, stattdessen trug er eine Faschingsperücke mit schwarzen Locken. Aus seinem Gesicht lachte mir eine Banane entgegen und ebenfalls Kohlen als Augen. Eine Kartoffel stellte seine Nase dar und sein Halsschmuck bestand aus ein paar Schnüren auf denen bunte Glasperlen gefädelt waren. Seinen Unterleib bedeckte ein buntes Baströckchen und in seiner Hand hielt er einen Speer aus Holz geschnitzt.
Nachdenklich betrachtete ich die 5 Schneemänner, die so friedlich hier nebeneinander standen. Bis auf den Amerikaner, er schien etwas aufmüpfig zu sein, mit seiner Wasserpistole an der Hüfte. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass sich die Erbauer dieser Schneemann-Garde etwas besonderes dabei gedacht hatten, als sie diese Gestalten schufen.
Als ich ein paar Tage später wieder durch den Park ging, stellte ich fest, dass den 5 Schneemännern das gleiche Schicksal ereilt hatte wie den Menschen. Ihre Existenz war dahin. Nur ihre äußeren Hüllen, zusammengefallen zu seinem Häufchen, blieben als Andenken zurück.
Kommentar:Schön und schade, ich hätte die Fünf auch gerne gesehen. Ich sah aber einmal ein Foto von einer sehr elegant skulpturierten nackten Schneeschönheit. Als hätte eine wunderschöne Frau im Schnee Modell gestanden.
Das Leben isst einen dunklen Alptraum und
verdaut ihn zu einer romantischen Insel,
die man angeblich verschieden interpretieren
kann, darf, soll, nein, unbedingt muss!
Denn ungestüm [ ... ]
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]