Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -24- Charles Darwin und die Querdenker

© Alf Glocker

Außerordentlich wichtig für die Götter wurde es ab Mitte des 19. Jahrhunderts (irdischer-westlicher Zeitrechnung) eine wissenschaftlich fundierte Verschleierung ihres Engagements für die Menschheit und die Zukunft des blauen Planeten, von jemandem entwerfen zu lassen, den man anfangs mühelos verachten und ihm später bedingungslos glauben würde. Überall in ihrer kleinen Welt suchten außerordentlich neugierige Personen nach dem Grund ihrer Existenz. Trotzdem besaß die Kirche noch die Oberhoheit über alle Deutungen was die Schöpfung betrifft!

Das konnten auch Denker wie Nietzsche und Schopenhauer nicht ändern. Aber die Menschen begannen nun extrem zu forschen. Die Industrialisierung stellte zudem alles auf den Kopf was jemals gedacht worden war: Der Mensch verlangte nach Rechten! Da kamen ihm Leute wie Darwin oder Humboldt gerade recht. Zudem wurden (ausschließlich in Europa und Nordamerika) Erfindungen gemacht die der dortigen Bevölkerung neue Maßstäbe von Lebensqualität vor Augen führten, die man ihr jedoch generell nicht zugestehen wollte. Joseph Swan in England und Thomas Edison in Amerika erfanden die Glühbirne, Karl Benz das erste Auto, das von einem Verbrennungsmotor angetrieben wurde, Fotografie-Film, Rayon, Füllfederhalter, Kassen und ja, Toilettenpapier, wurden in den 1880er Jahren kreiert (Wikipedia).

Doch die feine Unternehmergesellschaft gebärdete sich nicht besser als der alte Adel von vor der Französischen Revolution! Die Menschen mussten bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten und waren dabei noch unterernährt! Das Volk lechzte geradezu nach Argumenten, die dem verrückten Klerus und den korrupten Regierenden widersprachen! Das gefiel dem Schicksalsgenerator…dafür hatte er Darwin auf die Reise geschickt, wo der kluge Mann mit dem großen, runden Kopf, akribisch seiner ihm aufgetragenen Forschung nachkam. Er entdeckte tatsächlich kleine Unterschiede, innerhalb der Arten, die auf eine „Evolution“ hinzudeuten schienen. Als „Krönung“ des Ganzen wurde dann auch noch ein Mensch mit der „Auferstehung“ des gepeinigten Fleisches beauftragt, der sich in der absoluten Gleichheit der Massen die Erlösung schlechthin versprach…

Nicht lange nach der Entmachtung Napoleons wurde Karl Marx in Deutschland geboren – dessen Lehre einer übersteigerten Fehlinterpretation französischer Revolutionspraktiken, hin zur geradezu bürokratischen Proletarisierung der Welt gleichkam. Marx legte haarklein dar warum der Mensch an sich nichts besitzen, sondern alles Gut von wahrhaft ehrlichen Räten verwaltet werden sollte, die nichts mehr im Sinn hatten als das Wohl aller. Das gefiel den neuen Despoten, denen sofort auffiel wie gut man Kronen mit Schirmmützen und Zepter mit Schulterklappen vertauschen konnte, damit alle nach brüderlichen Genossen aussehen konnten und, rein äußerlich, kein Unterschied mehr unter den Schwachsinnigen feststellbar war! Das Glück schien in greifbare Nähe gerückt!

Der großen Masse der Götter erschien das sogar durchaus verständlich, lebten sie doch schon immer in sehr großen Volksgemeinschaften, wo jeder von selbst an den Platz geschoben wurde, den ihm die Natur, sprich „das Universum“ zugedacht hatte. Sie übersahen nur eines: Sie waren einmal vierbeinige Ameisen gewesen und keine Säugetiere, wo jeder für sich selbst eine ganz spezielle Evolutionsstufe darzustellen hatte, wo Individuum gegen Individuum, Familie gegen Familie auftrat, um einen totalen Individualismus zu pflegen, aus dem einmal eine überragende Intelligenz hervorgehen sollte. Doch bis dahin war es noch weit…selbst der perfekte Bürokraten-Philosoph Karl Marx ahnte in seiner enormen Naivität nicht was er mit seinem Denk-Geschenk noch alles anzurichten imstande war.

Zuerst aber bewirkten all diese Ausnahmedenker, daß die Kirche mit ihren absurden Heils- und Schöpfungslehren ins Hintertreffen geriet und die Menschheit anfing zu glauben, sie sei das Ergebnis einer unausweichlichen, völlig „normalen“ Entwicklung im Universum. Stattdessen setzte sich nun zusätzlich ein anderer, fataler Glaube in den Köpfchen der Menschen fest: Die Leute glaubten auf einmal steif und fest daran, die einzige „intelligente“ Lebensform im gesamten Kosmos zu sein – und das, obwohl sie damals noch nicht einmal bruchstückhaft ahnen konnten wie groß der Kosmos war! Aber der einzige Weg zum Licht der Erkenntnis ist eben der von Irrtum zu Irrtum! Daß dafür unendlich viele Opfer gebracht werden müssen, was sich meist in einer erhöhten Sterberate ausdrückt, interessierte die Philosophen und Erfinder jedoch nicht!

In den Weltraumbahnhöfen der Götter herrschte nun erneut Hochbetrieb. Riesige Transportschiffe bereiteten sich auf ihren Einsatz vor: Wieder einmal sollten Pflanzen, Tiere und Tiefkühltruhen abgeholt werden, denn ein ganz neues Projekt stand auf der Liste des noch zu Erschaffenden – der neue Planet! Die Säugetiermenschen der Zukunft würden wohl nicht mehr auf dem für sie gebauten Planeten bleiben können, das war von vornherein klar gewesen und der Schicksalsgenerator hatte auch schon einen ungefähren Zeitpunkt für die Umsiedelung gut gelungener Exemplare vorgesehen! Die Mitte des 22. Jahrhunderts erschien dafür passend. Deshalb auch erstmals die Tiefkühltruhen… Sie waren diesmal das Novum, was die nächste „Arche“ betraf. Die Götter analysierten, wie schon einige Male vorher akribisch, was, warum, für das Überleben einer Art in Frage kam.

Natürlich durften die Menschenwesen davon nicht das Geringste bemerken, obwohl das, genau besehen kaum ins Gewicht fallen würde, denn alles was die Menschenwesen nicht verstanden, hefteten sie unter „Geistige Umnachtung“, oder „Okkultismus“ ab, und war von daher auch für sie nicht ernst zu nehmen. Trotzdem war Vorsicht geboten – wie auch eine gewisse „Eile“, denn die Erdgeschichte näherte sich langsam aber sicher, einem kritischen Zeitpunkt. Deshalb wurden die Nächte auf Erden sehr abenteuerlich! Überall huschten, wahrnehmbar nur von besonders sensitiven Individuen, weiße Schemen herum, die in Häuser von Kreaturen eindrangen, deren Gengut den Göttern als ausgesprochen Interessant erschien.

Erfinder, Dichter, Komponisten, Philosophen, Künstler, aber auch sehr geschickte Handwerker, Schachspieler, oder Sportler hatten „im Traum“ nun öfter mal eine Begegnung der 3. Art! Kaum einer der Heimgesuchten, unter denen selbstverständlich auch Frauen waren, wagte es jedoch über die komischen Wahnvorstellungen zu sprechen, die sie befallen hatten. Sie wären, „kurioser sexueller Phantasien“ wegen, wohl lediglich unangenehm aufgefallen, denn einige erlebten einen „Samenraub“ oder einen kleinen operativen Eingriff in die Eierstöcke. Da hielt man sich lieber zurück und behielt für sich was man „gesehen“ zu haben glaubte: Große, kaum unterschiedlich voneinander aussehende Wesen mit durchgehend schwarzen Augen, die keine Ohren, sondern stattdessen Schlitze und kleine Wülste seitlich am Kopf besaßen. Allesamt waren sie freundlich gewesen, niemand sei zu Schaden gekommen, flüsterten sich die besten Freunde oder Freundinnen verschämt zu, aber mit der Wirklichkeit konnte das auf keinen Fall etwas zu tun gehabt haben!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -24- Charles Darwin und die Querdenker"

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -24- Charles Darwin und die Querdenker

Autor: Bluepen   Datum: 31.12.2020 9:36 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,

die Querdenker werden und damit die Themen werden uns wohl auch im nächsten Jahr erhalten bleiben und wie ich hoffe auch deine phantastischen Geschichten, Gedichte und tollen Bilder.

Guten Rutsch ins neue kreative Jahr 2021 - Bluepen

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -24- Charles Darwin und die Querdenker

Autor: Alf Glocker   Datum: 31.12.2020 17:48 Uhr

Kommentar: Und ich hoffe Du bist auch wieder dabei...in junger Frische!

Guten Rutsch und vielen Dank!

LG Alf

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