Nachdem sich in Asien die Macht Chinas nach Westen ausdehnte und die seldschukischen Türken, unter Mehmed dem II. Konstantionopel, mit Hilfe italienischer Kanonen eroberten, saß auf einmal im Zentrum Europas eine hässliche Spinne, die unfähig zu allem schien! Es handelte sich um den mächtigsten Mann der Welt, in dessen Reich die Sonne nur deshalb nicht unterging, weil eine kleine Weile zuvor fähige Seefahrer, auf damals modernen Schiffen Amerika „entdeckt“ hatten. Die Indianer dort glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als sie zum 2. Mal mit weißen Männern in glänzenden Anzügen konfrontiert wurden, die sie folgerichtig und aus Mangel an genauen Überlieferungen, für Götter hielten. Die Götter selbst hielten sich diesmal „vornehm“ zurück, denn der Schicksalsgenerator wollte die 2. Ureinwohner Amerikas (nach den Clovis-Leuten) später einmal zu einer der stärksten Bevölkerungsgruppen der Welt machen. Und deshalb ließ er es erstmal zu, daß eine Unzahl von ihnen umgebracht wurden.

Mit der Unterstützung der Chachapoyas (Nebelmenschen), ein, von den Inkas Jahrhunderte lang unterdrücktes und ausgebeutetes Volk von weißen Einwanderern aus Europa, schlug Francisco Pizarro das Heer von Athualpa vernichtend. Die, von den Eroberern eingeschleppten Grippeviren, hinterließen dazu eine noch verwüstendere Spur des Grauens – leider auch unter den Chachapoya! Fernando Cortez hatte kurz vorher bereits das Reich der Azteken zerschlagen, das die Europäer für die Hölle auf Erden hielten, denn dort wurden, an „Festtagen“, tausenden von Menschen das noch schlagende Herz aus dem lebendigen Leibe gerissen. Cortez aber hielten die Indianer für Huitzliopochtli, den linkshändigen Kolibri, den „Sonnenkönig der linken Seite“. Aber damit hatten die Götter nicht viel zu tun. Sie blickten hoffnungsvoll auf Europa.

Das Gold aus den neuen Provinzen brachte dem „Heiligen Römischen Reich“ jedenfalls ungeahnte Möglichkeiten. Seine Militärmacht hätte für so manches gereicht! Doch der komische Kaiser mit dem markanten Unterbiss, beschäftigte sich, auf Intervention des machtgierigen Papstes, mit anderen Dingen. Ein gewisser „Luther“ hatte mit seinen Thesen die westliche Welt erschüttert! Im Geheimen bahnte sich da ein gewaltiger Krieg an, der sich jedoch nicht gegen die wirklichen Gefahren für Europa wenden sollte, sondern sich gegen die Menschen dortselbst richtete, damit das Reich nicht zu stark werden würde. Der Schicksalsgenerator hatte seine Zerstörung geplant! Und die Türken rückten immer weiter in seine blühenden Ländereien vor. Der Islam warf düstere Schatten voraus!

Mit Leichtigkeit hatten die Osmanen, nach Übernahme ihrer Religion, die gesamte Arabische Welt unterworfen: Sie hausten wie die Axt im Walde: Ihr Regime erwies sich als unglaublich grausam und unnachsichtig, doch ihre Null-Toleranz-Methode gegen jede Form von Auflehnung hatte den von ihnen erwünschten Erfolg. Dadurch – und durch den Menschenraub von unzähligen europäischen Kindern, die sie zu fanatischen Muslimen erzogen (Janitscharen), verfügten sie über ein schier unübersehbares Heer von Kämpfern, das an Rücksichtslosigkeit nicht mehr zu überbieten war. Doch Kaiser Karl, in den Diensten des Papstes, kümmerte sich vorrangig um Glaubensfragen!

Und während sich Türken und Araber (allen voran die seefahrenden Sarazenen) mit weißen Slaven versorgten, begannen Engländer und Portugiesen sich Menschen aus Zentralafrika zu stehlen, die sie als Arbeitskräfte in Länder, rund um den Globus verschifften, in die sie aus eigener Kraft nicht in hunderttausend Jahren gekommen wären. Das erwies sich zunächst als ein sehr gutes Geschäft, stellte sich viel später aber als übertriebenes Wachstum heraus, da die Afrikaner – unter dem Einfluss der Zivilisation – mehr Kinder durchbrachten als jemals zuvor! Jedes natürliche Gleichgewicht auf der Erde geriet ins Wanken, aber der Schicksalsgenerator hatte es genau so gewollt.

Die „Kolonien“ sollten wachsen und gedeihen. Wie, das war zunächst völlig egal. Überall wuchs die Bevölkerung und auch die „Hilfsbevölkerung“, außer in China, dort wuchs nur die Bevölkerung. Die Chinesen brauchten keine Hilfskräfte. Sie hatten geradezu panische Angst vor fremden Einflüssen und dadurch bereiteten sie sich, bereitet sie der Schicksalsgenerator darauf vor, später einmal die ultimative Weltmacht zu werden! Kaiser Karl V. träumte indessen vor dem Einschlafen (seine Bettstatt befand sich grundsätzlich in einem Raum, durch dessen offene Türe man freien Blick auf einen Hochaltar hatte) von einer geordneten Welt, in der sich alles in das naive Bild eines Glaubens, des rechten natürlich, fügte.

Er hätte, angesichts der von ihm nur peripher wahrgenommenen Bedrohung Europas durch fremde Einflüsse und Mächte, sein mächtiges Heer hin marschieren lassen können wo er nur wollte – nichts hätte es aufgehalten! Aber er wollte nicht. Er vereinigte seinen einfachen Geist mit den Vorstellungen des Papstes und begriff nicht, daß dieser lediglich, im Pfuhl seiner Machtgeilheit regierte und Dinge tat die sich der Kaiser für sich selber verbat. Lieber wollte er schon brav sein, nicht ausschweifend leben, nicht morden und betrügen – jedenfalls nicht bewusst –, aber er konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn einer die „Regeln“ verletzte! Und da kamen die Idioten daher…

Luther, Melanchton und sogar nicht Intellektuelle, ganz einfache Menschen, wie der Kaiser selbst einer war, verlangten vom Staat Reformen und eine Abkehr von der Scheinwelt eines prunkvollen Glaubens, der die europäische Kultur aufblühen ließ, indem er die Kreativität der Geister forderte, wie niemals etwas Anderes zuvor. Der sich in ihm, dem prunkvollen Glauben, öffnende Zwiespalt hätte größer nicht sein können! Die Einheit der Gläubigen, mit dem Papst als geistliches Oberhaupt eines imposanten Reiches durfte auf keinen Fall verletzt werden! Das hatte die oberste Priorität!

Eine unglaubliche Vielfalt an Ideen und Widerständen gegen Ideen entstand aus dieser Verwirrung heraus – aus einer Verwirrung, die praktisch der Vater des Fortschritts war. Wissenschaft und Technik explodierten geradezu, in den Zustand einer kompletten Erneuerung des Abendlandes hinein, doch vorher sollten noch grauenhafte Bedingungen erfüllt werden müssen, die Millionen Opfer forderten! Europa wuchs in Gedanken und die übrige Welt stellte immer mehr Fleisch auf die Beine, das einmal den Erdkreis beherrschen sollte, ohne je der Friedfertigkeit zum Opfer gefallen zu sein!

In den Städten der Götter versuchten immer mehr Vordenken die raffinierten Winkelzüge des Schicksalsgenerators nachzuspielen wie auf einem Schachbrett, aber ihre Fähigkeit listig (hinterlistig?) zu sein reichte einfach nicht aus. Auf Anfragen hin was denn nun einmal aus der von ihnen, den Göttern, erdachten und aus Säugetieren erschaffenen Menschheit werden solle, antworte er kryptisch: „Euer Projekt den absoluten Geist, das komplett ausgestattete Superwesen zu entwerfen und am Leben zu erhalten, ist zwar von vorneherein gescheitert, aber wir werden versuchen ein Häufchen dieser Individuen aus dem kranken Ganzen zu extrahieren und am Ende an eure Seite zu stellen…mehr geht einfach nicht!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -20- Kaiser Karl der Fünfte"

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -20- Kaiser Karl der Fünfte

Autor: Sonja Soller   Datum: 01.11.2020 12:28 Uhr

Kommentar: Lese später!!!

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -20- Kaiser Karl der Fünfte

Autor: Sonja Soller   Datum: 01.11.2020 17:06 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
nun habe ich es gelesen.
Eine sehr abenteuerliche, verwirrende Geschichte
mit realen Komponenten.

Herzliche Grüße aus dem verwirrten Norden, Sonja

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -20- Kaiser Karl der Fünfte

Autor: Alf Glocker   Datum: 01.11.2020 19:35 Uhr

Kommentar: ich danke Dir!

herzl grüße aus dem erfrischten süden
Alf

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