Auf dem Rückweg treibt sie mich heftig an. Zeit zurück zukommen. Der Asphalt ist nass. Die wenigen Straßenlaternen scheinen diffus in der Dunkelheit. Wie im Traum gehe ich an meiner Leine neben meiner Herrin die leeren Straßen entlang. Geborgener in der Nacht kann man sich nicht fühlen. Mir ist nicht kalt, trotz der eisigen Luft. In meinem Inneren brodelt es. Meine Sinne haben alles eingesogen. Ich werde diese Eindrücke nie mehr vergessen, das Gefühl ihrer flammend heißen Haut an meiner, ihrer scharfen Nägel, die sich in mich krallten und ihre Lippen auf meinen…
Mein Hals ist ziemlich geschunden, entzündet und offen, aber für mich ist der Schmerz in der kalten Nachtluft, welche es umso härter macht, willkommen. Die Halskette drückt zusätzlich auf die wunde Haut. Es pocht ein wenig. Und wenn sie wie jetzt, immer wieder an der Kette zieht, um mir Beine zu machen, ist es traumhaft.

Ich blinzele ins helle Licht im Flur. Wann sind wir zurückgekommen? Meine Wahrnehmung ist dezent benebelt.
Ich kriege kaum mit, das sie im Bad verschwindet und bleibe mit hängendem Kopf da stehen. Ich bin hundemüde. Der Tag war so lang, aber ich muss durchhalten, für sie. Ich will nicht aufgeben. Und es vor ihr nicht zugeben, wie fertig ich bin.
Als sie wieder hinauskommt, traue ich meinen Augen kaum, wie wach sie noch immer aussieht. Sie schaltet das Licht hinter sich aus und geht an mir vorbei ins Ankleidezimmer. Ich folge ihr mit den Augen. Im Vorbeigehen wirft sie mir ein abschätzigen Blick zu. Sie weiß es längst. „Ab auf deinen Platz!“
Gerade nachts ist sie so schön, die Königin der Nacht. Ich merke, das meine Fantasie abdriftet und die Müdigkeit mich krass romantisch werden lässt.
Sie kommt auf mich zu, ihre Hand greift in meine Kette, die Krallen kratzen an meiner Haut entlang. Sie zieht mich zu sich heran und ich bin völlig benommen von der Süße ihrer Lippen. Ich versinke in dem Gefühl und lege meine Hände an ihr Gesicht. Da schubst sie mich heftig weg und tritt mich zu Boden.
„Was erlaubst du dir, du Hund?!“, schnauzt sie mich an.
Flach auf dem Rücken landend, sehe ich sie perplex an und gucke dabei vermutlich nicht besonders intelligent.
„Ich… Das war nicht…“ Ich finde keine passende Antwort. Womöglich gibt es auch keine.
Sie stellt ein Fuß auf meine Hand. Der Absatz bohrt sich in meine Handfläche. Mein Gesicht verzieht sich vor Schmerz. Ich jaule auf.
„Wirst du wohl still sein?!“
Sie nimmt ihren Heel von meiner Hand und platziert ihn unter mein Kinn, mit leichtem Druck auf meinem Hals. Ich erstarre. Sie drückt mir die Schuhspitze unters Kinn.
„Sieh mich an! Egal wie sehr es weh tut, du winselst nicht, hörst du?!“
„Ja meine Herrin.“, krächze ich und sehe ihr mühsam in die Augen, welche mich ebenso gnadenlos durchbohren wie ihr Schuh vorhin. Warum bin ich auf einmal heiser? Da ist ein Unterton, in ihrer ansonsten unnachgiebigen Stimme, der sanft ist, obwohl sie mich zurechtweist.
„Du stehst ja immer noch da!“
Ich schieße zusammen. Sie steht fertig umgezogen im Türrahmen, eine Hand abgestützt. Ihre Füße sind nackt. Woher kamen die Heels in meiner Fantasie?
Sie hat recht. Ich stehe äußerst dumm herum und hab mich kein Zentimeter gerührt. Es war nur für Sekunden, das mein Kopf sich diese Szene ausmalte, aber sie hat es dennoch bemerkt.
„Also wenn du schon im Stehen schläfst, kannst du dich auch sofort auf den Boden legen!“
Vermutlich hab ich dezent weggetreten ausgesehen.
Meine Herrin nimmt die Hand vom Rahmen und kommt aus dem Ankleidezimmer, sie trägt nebenbei gesagt nicht viel, kopfschüttelnd auf mich zu.
„Ja meine Herrin…“
„Los! Ab auf den Boden, wo du hingehörst! Das ist wohl das Mindeste, wenn du gerade offensichtlich so nutzlos bist!“, schiebt sie meine Worte beiseite.
„Ich bin müde“, murmele ich überflüssigerweise. Das schlägt mich nieder und doch bewundere ich wie sie es kann… woher nimmt sie nur diese Kraft?!
„Wird´s bald?“ Sie wird ungehalten. Ich mache den Fehler ihr, so wie ich da stehe, den Rücken zuzudrehen und bekomme einen harten Stoß in selbigen. Zugegebenermaßen, ich bin sehr müde, aber kein Grund derart nachlässig zu sein.
Sie schubst mich zu Boden und legt noch ein paar kräftige Tritte nach, was mich dezent zum Aufschreien bringt. Ich stütze mich hoch. Sie hat die Hände in die Hüften gestemmt und blickt wütend auf mich herab.
„Wenn du so weiter machst, kannst du draußen vor der Haustür schlafen!“
„Entschuldige bitte, meine Herrin.“, stammele ich verunsichert, „ Es kommt nicht wieder vor.“
„Das will ich meinen.“
Ich beuge mich vor und küsse ihre Füße. Sie entzieht sie mir.
„Na! Hab ich dir etwa erlaubt mich anzusabbern, du Hund?!“, meint sie empört.
„Nein meine Herrin.“, muss ich feststellen.
Das reichte als Auslöser, um mir ihren Fuß ins Gesicht zu drücken und mein Kopf auf den Boden zu zwingen. Einen Moment lang lässt sie ihren Fuß auf meinem Kopf stehen und mich die Demütigung spüren. Dann wendet sie sich ab.

Die Nachttischlampe brennt.
„Komm her!“
Ich krieche aus meiner Bodenlage zu meiner Herrin. Sie löst die Leine von meiner Halskette.
„Geh dich frisch machen. Und dann legst du dich unaufgefordert neben mein Bett auf den Boden, mein Hund.“
Ich beeile mich. Als ich zurückkomme, hat sie es sich bequem gemacht, ihr Handy in der Hand. Ich gehe in Richtung Bett, da stoppt sie mich.
„Halt! Mach eben das Licht aus.“
Ich gehe zurück zum Lichtschalter und tauche das Zimmer in Dämmerlicht. Währenddessen sehe ich über meine Schulter, weil ich ihren Blick in meinem Rücken spüre, das es kribbelt. Sie sieht mich berechnend an.
„Weißt du was? So geht das nicht! Zieh dich aus! Du wirst heute nackt auf dem Boden schlafen.“
„Alles meine Herrin?“, frage ich bestürzt. Das würde kalt.
„Das fragst du noch?! Aber sofort!“
„Ja meine Herrin.“, antworte ich etwas beklommen.
Ich gehe zu ihr hinüber in Richtung Bett, während ich mir den Pullover über den Kopf ziehe. Dann knie ich mich hin und ziehe auch das T-Shirt aus. Die Haare auf meinen vernarbten Unterarmen stellen sich auf, als die Kühle des Zimmers über meinen nackten Oberkörper streicht. Ich schaue nicht auf, als ich meinen Gürtel öffne und die Hose runterschiebe. Es ist doch ein bisschen beunruhigend mit dem Wissen, das sie wahrscheinlich zusieht, wie ich mich ausziehe.
Das kann nicht ihr Ernst sein.
Ich kann nicht widerstehen und linse doch zu ihr hoch. Sie sieht mich scharf an. Es lähmt mich fast. Einen Augenblick starre ich bewegungslos zurück. Sie schnaubt.
„Worauf wartest du?!“
Ich streife auch die Shorts runter, knie, jetzt komplett nackt, vor ihr vor dem Bett am Boden, den Kopf gesenkt. Es ist kalt. Aber auch nicht. „Na geht doch!“, meint sie.
Ich unterdrücke ein Grinsen.

Sie schiebt die Beine über den Bettrand, nimmt die Leine, welche sie eben beiseite gelegt hatte und befestigt sie wieder an meiner Kette. Ein Schauder läuft mir über den Rücken. Es fühlt sich so besitzergreifend an und auch erniedrigend. Kurz gesagt, es ist toll.
Ich wische meine Klamotten beiseite. Als ich den Gürtel dazulegen will, sagt sie: „Den brauchen wir vielleicht noch, lass den mal neben dir liegen.“ und raubt mit damit kurzfristig die Sprache.
Dann aber legt sie sich unter ihre Decke, das Ende meiner Leine in der Hand. Ich bin kurz verwirrt und hebe überrascht die Augenbrauen. Ist sie doch müde? Zum Glück sieht sie das nicht.
„Schlaf, mein Hund.“
„Gute Nacht meine Herrin.“
Wie zur Hölle soll ich jetzt schlafen? Ich bin gewohnt auf dem Boden zu schlafen, aber mir war dabei noch nie so kalt und zugleich so heiß. Es ist nur normal, das ein Hund auf dem Boden schläft.
Ich strecke mich neben ihrem Bett auf dem Boden aus. Die Leine fällt mit einem lauten metallischen Klimpern zu Boden. Ihre Hand zieht sie nach, sodass die dicken Kettenglieder unter Spannung stehen und ein leichten Druck an meinen Hals erzeugen. Der Ledergürtel in meinem Blickfeld zeigt ebenfalls Wirkung. Sie sagt nichts. Die Zeit verstreicht.

Ich zittere. Der Boden ist hart und kalt unter meiner nackten Haut. Den Kopf auf einem Arm, liege ich da und lausche ihren Atemzügen. Ich friere.
Ich hänge meinen Gedanken nach und starre blicklos vor mich hin. Ihre Atemzüge sind ruhig und gleichmäßig geworden. Wie gerne würde ich jetzt aufstehen und ihr beim Schlafen zusehen. Aber ich kann nich riskieren, das sie vom Rasseln der Kette aufwacht oder merkt, wie die Leine sich spannt.
Schleichend kommt die Müdigkeit. Ein Gefühl von Geborgenheit wärmt mich. Der Boden unter meinem Körper wird auch wärmer.
Mein Haut brennt unter der Hundekette, die eng um meinen Hals liegt. Der leichte Druck der Leine dabei, lässt mich intensiv als Hund fühlen und er sorgt für eine andauernde leichte Erregung. Gerade so, dass man dabei noch ruhig bleiben kann.
Vor allem in dem Wissen, das meine Herrin gerade oberhalb von mir, nur etwa einen Meter entfernt im Bett liegt. Ich bin genau da, wo ich hingehöre. Der Inbegriff ihr Hund zu sein. Ich habe endlich mein Platz gefunden.
Ich genieße bei ihr zu sein, ob ich für sie leide, sie mich quält, wir diese Zuneigung tauschen und als ihr, in sie vernarrter Hund. So vernarrt, das ich schlicht alles tun würde, um ihr Herz zu berühren.
Ich schlafe auf dem Boden neben ihrem Bett und bin angekettet. Ihre Hand umschließt fest das Ende der Leine, auch damit ich nicht weglaufen kann.

Am nächsten Morgen wache ich durch ein Ziehen an meinen Haaren auf. Ich bin noch schlaftrunken und benebelt und realisiere eben, das sie wohl ihren Arm über die Bettkante hängen lässt und ihre Hand sich in meine Haare krallt. Feste.
Ich hebe den Kopf. Der Raum hat nur wenig Licht, durch die fast komplett heruntergelassenen Rollläden. Es ist noch sehr dämmrig. Mir wird die kalte Luft bewusst, aber ich hatte mich in der Nacht warm gelegen. Da ich die Härte gewohnt bin, macht der Boden mir nicht viel aus. Was ihn jedoch nicht weniger hart macht. Sobald ich mich bewege, setzen auch die brennenden Schmerzen unter meiner Halskette wieder ein.
Ihr Griff wird stärker, fordernd. Doch es bleibt komplett still. Keiner sagt etwas. Sie zieht fest an meinen Haaren, sodass ich mich langsam vom Boden erhebe und zur Bettkante krieche. Ich spüre ihren Blick auf meinem verschlafenen Gesicht. Dann sehe ich sie an. Unsere Blicke versinken ineinander.
Sie schaut mich durchdringend an.
„Wann bist du eingeschlafen, mein Hund, wo du noch derart müde aussiehst? Und hast du auch auf deine Herrin aufgepasst, als sie geschlafen hat?!“ Das ist dezent zu viel für mein müdes Hirn am Morgen. Ich antworte nicht direkt. „War es sehr kalt?“, fügt sie hinzu.
Ich murmele mir eine Antwort auf die Fragen zusammen, die aber nur eineinhalb davon beantwortet.
„Du schläfst wohl noch! Hast du gehört, was ich gesagt habe?!“ Ihre Stimme wird ernst.
Sie lässt meine Haare los und zieht mich zu sich ins Bett. Ich bin süchtig nach ihrer Nähe, das es fast schmerzt, aber ich zögere dem Druck nachzugeben.
„Darf ich denn überhaupt… meine Herrin… zu dir?“ Ich stottere fast. Zumindest ist das kein vernünftiger Satzbau. Sie hat mich dezent überrumpelt.
Daraufhin holt sie aus und ohrfeigt mich mit der flachen Hand. Zweimal auf dieselbe Wange. Ich muss leise keuchen und komme einigermaßen zu mir. Ohne weitere Worte zu verschwenden, zerrt sie mich an meiner Kette über sich und schlingt die Beine um meine Hüften. Die Bettdecke liegt zwischen unseren Beinen irgendwo. Ich stütze mich mit den Händen rechts und links von ihrem Kopf ab. Dabei lösen sich unsere Blicke nicht voneinander. Ich wage es nicht etwas zu sagen.
Ihre beiden Hände krallen sich fest in meine Halskette. Sie zieht sich an mir hoch, woraufhin meine ohnehin schon enge Kette sich noch fester um mein Hals schnürt. Der Schmerz zuckt über meine Haut und tief ins Fleisch. Er macht mir zu schaffen. Ich atme schneller und muss mit beiden, neben ihrem Kopf aufgestellten Armen kämpfen, nicht zusammenzubrechen. Die Kraftanstrengung, die ich aufbringe, lässt mich zittern.
Unter dem hauchdünnen Stoff von, was auch immer sie da trägt, pressen sich ihre Brüste an meinen nackten Oberkörper. Ich kann es nicht identifizieren. Womöglich trägt sie auch gar nichts mehr.
Unsere Oberkörper berühren sich und kurz darauf auch unsere Lippen. Ihre sind weich und nachgiebig, ihr Griff dafür umso stärker. Ich spüre wie ihre Wärme mich durchdringt, fast fiebrig warm. Ich spüre sie überall und verdränge äußerst mühsam den Gedanken, wo mein Schwanz sich gerade befindet.
Erst küsse ich sie zaghaft... dann löst mich mein Verstand in Wohlgefallen auf. Es folgt ein leidenschaftlicher langer Kuss. Ihre Hände krallen sich dabei immer fester in meine Halskette. Ich bekomme kaum noch Luft. Der Schmerz pocht stechend an der Kette bis hoch in mein Kopf. Mir wird leicht schwindelig. Ich kann ein leises Schnaufen nicht vermeiden.
Sie löst ihre Lippen von meinen und legte sie an mein rechtes Ohr.
„Würdest du für deine Herrin sterben, meine Hund?“, fragt sie sachte, aber mit Nachdruck. Dann lässt sie ihre Beine langsam von mir los und gleitet zurück in die Tiefen des Bettes. Ihre Hände halten noch immer meine Kette fest. Ich spüre den Schmerz des Metalls, das sich mir tief in den Hals drückt kaum noch. Wir schauen uns für Sekunden, noch immer schweigend in die Augen. Es gibt absolut niemand auf der Welt, der einschüchternder gucken kann als sie, meine Herrin und zugleich liebevoller.
Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Die Stille ist spannungsgeladen und doch von einer beinahe unwirklichen Tiefe, wie im Traum. Unsere Körper beben und wir fühlen unsere gegenseitige Wärme. Ich spüre unter meiner Brust wie ihr Herz schlägt, heftig, und stark wie ein freier Vogel. Unsere Herzen schlagen so laut, das man sie hören kann.


© D.M.


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Teil 2 zu "flammender Regen in der Nacht"

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